Dialog zwischen Gott und den Menschen: Sommerakademie des Deutschen Liturgischen Instituts in Trier

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Dr. Konrad Müller (GDI-Leiter, links) und Dr. Marius Linnenborn (DLI-Leiter). Foto: Inge Hülpes/Bistum Trier

TRIER. Wer schon einmal eine Taufe miterlebt hat, kennt die Wirkmacht, die von christlichen Ritualen ausgeht. Bis heute feiern Christinnen und Christen ihren Glauben mit Worten und Zeichenhandlungen, die über die Jahrhunderte hinweg von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Trotz aller Konstanten befindet sich die Liturgie, also das gesamte gottesdienstliche Geschehen, in stetem Wandel. Das reicht vom Gebet über den Gesang bis zur architektonischen Gestaltung des Kirchraums.

Dr. Marius Linnenborn, Leiter des Deutschen Liturgischen Instituts in Trier (DLI) erklärt: „Liturgische Erneuerung ist eine ständige Aufgabe der Kirche und der Gemeinden, denn die Liturgie ist nie ein für allemal fertig.” Genauso wichtig ist dabei die Frage der Qualitätssicherung. Wodurch also zeichnet sich ein gelungener Gottesdienst aus? Das haben rund 50 Liturgie-Interessierte aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden bei der 20. Trierer Sommerakademie „Liturgie und Qualität” vom 1. bis 4. August im Robert-Schuman-Haus diskutiert, wie das Bistum Trier mitteilt. Veranstaltet wurde die Tagung vom DLI in ökumenischer Zusammenarbeit mit dem Gottesdienst-Institut der Evangelisch-Lutherischen Kirche (GDI) in Bayern.

Wann ist ein Gottesdienst gut? GDI-Leiter Dr. Konrad Müller liefert auf diese komplexe Frage eine pointierte Antwort: „Ein Gottesdienst ist dann gut, wenn die Beziehungen stimmen.” Damit meint er vielerlei Arten von Beziehung: Die Beziehungen zwischen den Feiernden außerhalb des Gottesdienstes, aber auch die Einbeziehung aller Beteiligten sowie deren Alltagswirklichkeit ins gottesdienstliche Geschehen und die Beziehung, die im Gottesdienst zum tradierten Ritual entsteht und Ausdruck findet. „Das ist natürlich jede Menge Arbeit”, erklärt er. Denn damit der Gottesdienst wirklich berührt und den Dialog zwischen Gott und den Menschen ermöglicht, braucht es mehr als das stumpfe Runterbeten liturgischer Formeln.

Der Gottesdienst ist nicht alltäglich, wird aber mitten im Leben geführt – und dabei kommt es auf das richtige Maß an”, resümiert Müller den Tenor der Wortbeiträge im Plenum. Wort, Schrift und fundierte Kenntnisse seien zwar die Bedingungen für einen gelungenen Gottesdienst, die Qualität selbst entstünde allerdings erst im Akt der gottesdienstlichen Handlung und in der Erfahrung der Gegenwart Gottes in der Gemeinschaft der Feiernden, ergänzt DLI-Leiter Linnenborn. Dabei seien verschiedene Faktoren wie die Persönlichkeitsstruktur der Gestaltenden, die Klarheit der Ausdrucksformen und die Sorgfalt im Vollzug zu beachten. „Der Gottesdienst darf nie zur Selbstdarstellung werden; es braucht immer Vorbereitung und Planung, aber auch ein ‘Sich-fallen-lassen’ in eine positive Routine und die Bereitschaft zum Dialog”, so Linnenborn.

Das Deutsche Liturgische Institut mit Sitz in Trier, das in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen feiert, ist eine Arbeitsstelle der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen des Gottesdienstes. Es gibt die Zeitschrift GOTTESDIENST heraus, veröffentlicht Materialien und Hilfen für den Gottesdienst in den Gemeinden vor Ort und richtet den Kurs „Liturgie im Fernkurs” aus. Weitere Informationen gibt es auf www.liturgie.de, E-Mail: [email protected] oder Tel.: 0651-948080. Im Nachgang der Trierer Diözesansynode hat die Teilprozessgruppe Liturgie im Bischöflichen Generalvikariat einen Abschlussbericht zur Qualität der gottesdienstlichen Feier veröffentlicht: https://t1p.de/qdulq.

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