KIEW. Während am heutigen Montag ein Treffen russischer und ukrainischer Verhandslungdelegationen am Fluß Prypjat an der Grenze zu Belarus stattfinden soll, gibt es Medienberichte, dass Belarus direkt in den Krieg eingreift. Weitere Kampfhandlungen werden aus der ganzen Ukraine gemeldet.
Laut dem Nachrichtensender n-tv ist es im Laufe der Nacht erneut zu Explosionen in den beiden größten Städten des Landes, Kiew und Charkiw, gekommen. Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko widersprach am gestrigen Abend Informationen, denen zufolge die ukrainische Hauptstadt von russischen Truppen umstellt sei: „Kiew ist nicht eingekesselt“, so Klitschko gegenüber der Bild-Zeitung. Später am Abend berichtete allerdings der Nachrichtensender CNN, dass ein russischer Militärkonvoi von drei Meilen Länge sich etwa 60 Kilometer nordwestlich von Kiew befinde und der Hauptstadt nähere. CNN veröffentlichte ferner Satellitenbilder eines Flughafens bei Kiew, die zeigen sollen, dass dort das größte Flugzeug der Ukraine, eine Antonov AN-225 Mriya, durch einen russischen Angriff zerstört wurde. Laut CNN setzte die Ukraine gleichwohl in der zurückliegenden Nacht erfolgreich türkische Kampfdrohnen des Typs Bayraktar TB2 gegen russische Verbände ein. Eine dieser Drohnen, die die Ukraine bereits im vergangenen Jahr erhalten hatte, habe ein russisches mobiles Raketensystem vom Typ BUK zerstört.
Im Laufe der Nacht zitierte n-tv den ukrainischen Präsidentenberater Olexij Arestowitsch. Laut diesem sei es gelungen, die russischen Einheiten im Nordwesten Kiews zum Stehen zu bringen. Die ukrainische Armee schlage mit Boden- und Lufteinheiten zurück. Es gebe Versuche russischer Einheiten, in das Stadtzentrum von Charkiw, der zweitgrößten Stadt des Landes, vorzudringen. Auf die Hafenstadt Odessa an der Schwarzmeerküste bewegten sich elf russische Kriegsschiffe zu.
Unterdessen gibt es Berichte, dass Belarus sich direkt in den Krieg einschalten könnte. Das Land, dessen autoritärer Machthaber Alexander Lukaschenko eng mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin verbündet ist, diente Russland bisher lediglich als Operationsbasis. Zu Beginn der zurückliegenden Nach hatte n-tv unter Berufung auf die ukrainische Agentur Unian gemeldet, belarussische Fallschirmjäger hätten den Befehl erhalten, um 5.00 Uhr in die Ukraine zu fliegen. Der in Polen ansässige Nachrichtenkanal Nexta veröffentlichte bereits kurz vor 2.00 Uhr auf seinem Twitter-Kanal Aufnahmen aus der Stadt Schlobin im Südosten von Belarus, die Flugzeuge auf dem Weg in die Ukraine zeigen sollen. Bereits kurz nach Mitternacht soll es laut Nexta einen Raktenabschuss aus der ebenfalls im Südosten von Belarus gelegenen Stadt Masyr Richtung Ukraine gegeben haben, obwohl Lukaschenko zuvor erklärt hatte, es werde während des für heute geplanten, diplomatischen Treffens von Vertretern Russlands und der Ukraine an der belarussisch-ukrainischen Grenze keine Raketenabschüsse geben. Nexta veröffentliche außerdem Bilder eines brennenden Wohngebäudes in der nordukrainischen Stadt Tschernihiw.
Ein hochrangiger Mitarbeiter des amerikanischen Verteidigungsministeriums bezeichnete laut n-tv den Widerstand der Ukraine gegen den russischen Angriff als „heldenhaft“ und „inspirierend“. Die USA hätten Hinweise auf „Treibstoff- und Logistikengpässe“ bei den russischen Verbänden. Laut CNN werden die USA außerdem 4000 Soldatinnen und Soldaten ihrer 1. Infanteriedivison, die turnusgemäß in die USA hätten zurückkehren sollen, vorerst in Europa belassen.