Mehr Fragen als Antworten: Startschuss für «Schule der Zukunft»

Bildungsexperten und Praktiker suchen nach Möglichkeiten, Kinder besser auf eine Welt vorzubereiten, die sich rasant verändert. Zum Auftakt des Projekts gibt es mehr Fragen als Antworten.

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Tablet in einer Schule
Foto: dpa-Archiv

MAINZ. Angesichts neuer Herausforderungen durch den gesellschaftlichen und technischen Wandel müssen die Schulen in Rheinland-Pfalz nach Worten von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) «fit für die Zukunft» gemacht werden.

Die Schulen hätten in der Corona-Pandemie große Flexibilität und Innovationskraft bewiesen. Jetzt gehe es darum, mit diesem Schwung die Zukunft zu gestalten, sagte Dreyer am Freitag in Mainz beim Bildungskongress «Schule der Zukunft».

Die Tagung ist der offizielle Startschuss für einen breit angelegten Beteiligungsprozess, bei dem Politiker, Bildungsexperten und Vertreter der Schulgemeinschaft Ideen zur Weiterentwicklung der Schulen in dem Bundesland sammeln wollen. Dabei soll es unter anderem um Digitalisierung sowie die Erprobung neuer Unterrichtsformate und Lehrinhalte gehen. Am Ende dieses Prozesses werde es nicht nur eine einzige «Leuchtturmschule» geben, betonte Dreyer. Jede Schule werde ihre eigenen Schwerpunkte setzen können. Wichtig sei es, dass die Schulen den Heranwachsenden die Fertigkeiten vermittelten, damit sie mit der neuen Informations- und Wissenskultur zurechtzukommen können.

Matthias Busch, Experte für digitale Bildung von der Uni Trier, betonte, dass es bei der angestrebten weiteren Digitalisierung der Schulen nicht nur um die Ausstattung mit Geräten gehe, sondern auch um geeignete Lehrkonzepte. «Ein Mehr an digitalen Medien führt nicht unbedingt zu besserem Unterricht», betonte er.

Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) erklärte, zu den Aufgaben der nächsten Wochen und Monate gehöre das Sammeln von Ideen und Setzen von Impulsen. Zunächst solle es bis Mitte Dezember einen digitalen Beteiligungsprozess auf breiter Basis geben. In einem nächsten Schritt würden dann zu Beginn des nächsten Jahres regionale «Townhalls» angeboten. Bei diesen Versammlungen könnten Ideen vorgestellt und entwickelt werden. Als dritte Stufe werde dann die Wissenschaft in einem «Zukunftsboard» enger eingebunden.

Für das Projekt werden nach ihren Angaben im nächsten Jahr sieben Millionen Euro und danach zehn Millionen Euro bereitgestellt. Die Politik gebe damit zwar den Rahmen vor, aber die Schulen müssten sich selbst auf den Weg machen. Die ersten Pilotschulen, die für die Umsetzung von einzelnen Maßnahmen Mittel aus dem Fonds erhalten, könnten dann im Laufe des Schuljahrs 2022/2023 starten. Wer von den Bewerbern in der ersten Runde nicht dabei sei, könne zu einem späteren Zeitpunkt auch noch dazustoßen, sagte sie.

Die Landesvereinigung Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz (LVU) begrüßte den nun eingeschlagenen Weg. Der Wirtschaftsstandort sei auf gut ausgebildeten und selbstständig denkenden Nachwuchs angewiesen, sagte Hauptgeschäftsführer Karsten Tacke. Vor diesem Hintergrund sei eine stärkere Verzahnung von Schule und Wirtschaft notwendig. Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Prozess sei es, alte Denkmuster zu durchbrechen. Tacke sprach sich für «multiprofessionelle Teams und interdisziplinär lernende Schülergruppen» aus. All dies werde Geld kosten. «Allerdings ist der Preis für eine unambitionierte oder gar verschlafene Reform unseres Bildungssystems noch höher», sagte er.

Der Philologenverband hatte sich vor der Konferenz dafür ausgesprochen, neue Lernformate zunächst nur an einigen wenigen Schulen auszuprobieren, anstatt bis zu 100 Pilotschulen für die Schule der Zukunft zu benennen. Bei völlig neuen Schulmodellen wie der weitgehenden Auflösung von Klassengemeinschaften müsse genau auf die jeweiligen Rahmenbedingungen der einzelnen Schulen geachtet werden.

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