Nach waghalsiger Flucht: Mahmmoud (34) aus Syrien startet als Elektroniker in Trier durch

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Mahmoud Abda auf seiner Arbeitsstelle auf dem Gelände des Verteilnetzbetreibers Westnetz am Standort Trier. (Foto: David Kryszons/Westnetz)

TRIER. Rund fünf Jahre nach seiner waghalsigen und gefährlichen Flucht nach Deutschland hat es der Syrer Mahmoud Abda fast geschafft. Sein Ausbildungsbetrieb, der Verteilnetzbetreiber Westnetz aus Trier, hat dem 34-Jährigen als Auszubildenen zum Elektroniker für Betriebstechnik angestellt und nun steht der ehemalige Flüchtling im dritten Lehrjahr kurz vor seinem Ausbildungsabschluss. Er hat in Trier-Olewig eine neue Heimat gefunden. Wir stellen ihn und seinen ungewöhnlichen Berufsweg vor.

Im Januar 2016 kam Mahmoud Abda aus der syrischen Hauptstadt Damaskus nach Trier, da ihm ein Bekannter aus Syrien die Römerstadt als lebenswerten Ort empfohlen hatte. Seine waghalsige Flucht dauerte über drei Monate und erstreckte sich zum Teil zu Fuß und per Boot über mehrere Länder. Allerdings stellte er dann in Deutschland schnell fest, dass es ohne ausreichende Sprachkenntnisse schwierig werden würde, Fuß zu fassen. „Ich konnte am Anfang fast kein Deutsch sprechen. Deshalb habe ich mich bei der Volkshochschule und bei einer Sprachschule angemeldet und zwei Deutschkurse gemacht“, erzählt Mahmoud Abda, der in der ersten Zeit in Deutschland in einer Sozialwohnung mit fünf anderen Flüchtlingen untergebracht war.

Beruflich erhielt Abda parallel zu den Deutschkursen den Tipp, dass der Verteilnetzbetreiber Westnetz in Trier eine Einstiegsqualifizierungsmaßnahme namens „Ich pack das!“ anbietet. Das Programm, an dem der Syrer 2017 dann neun Monate lang teilgenommen hat, ist ausgerichtet auf junge Menschen, die trotz eines Schulabschlusses keinen Ausbildungsplatz finden konnten. Das Unternehmen ermöglicht ihnen einen Start ins Berufsleben, qualifiziert die Teilnehmer und bereitet sie auf einen Ausbildungsplatz vor. „Das Praktikum verlief für mich sehr erfolgreich. Im Anschluss hatte ich sogar die Gelegenheit, bei Westnetz selbst die Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik zu beginnen“, ergänzt Abda. Diese Ausbildung habe er ausgewählt, weil er dies sprachlich für machbar hielt und der Beruf zudem sehr zukunftssicher sei.

Während seiner Berufsausbildung bei Westnetz konnte sich Abda auch auf die Unterstützung des Ausbildungsteams der Westnetz verlassen. „Wir haben Mahmoud Abda als einen sehr engagierten und motivierten Auszubildenden kennengelernt, der sich sehr schnell in der Ausbildungsgruppe integriert hat. Seine Sprachkenntnisse sind zunehmend besser geworden, so dass er leistungsmäßig bei der Ausbildung kaum Schwierigkeiten hatte“, sagte Christian Hein, Ausbildungsmeister am Standort Trier. „Dank seines Engagements und den guten Leistungen, die er gezeigt hat, besteht für mich kein Zweifel, dass er die Ausbildung mit Erfolg abschließen wird.“

Der nun im Juni 2022 anstehende Berufsabschluss bedeutet Mahmoud Abda viel. In Syrien hatte er drei Jahre Jura studiert und zuvor einen kleinen Laden für Mobiltelefone betrieben. Dann seien seine Papiere bei einer Ausweiskontrolle von Uniformierten einfach zerrissen worden, so dass er sich für die Flucht aus dem Bürgerkriegsland Syrien und für den beschwerlichen Neuanfang entschieden hat.

„Es ist mein Traum, hier in Deutschland in Sicherheit zu leben“, erzählt Mahmoud, der dank der Ausbildung inzwischen eine eigene kleine Wohnung in Trier-Olewig finanzieren kann. Jedoch habe die Flucht aus der Heimat auch einen hohen Preis, denn seine Eltern und Geschwister habe er in Syrien zurücklassen müssen. „Ich kann nicht mehr, auch für einen Besuch nicht, in mein Heimatland zurückkehren, weil ich politisch verfolgt werde und stehe daher mit meiner Familie leider nur telefonisch und per E-Mail in Kontakt.“ Seine Verwandten hat er daher seit Jahren nicht gesehen.

Nach seiner Ausbildung möchte Abda zunächst als Elektroniker für Betriebstechnik bei Westnetz arbeiten und fasst dann eine Weiterbildung zum Techniker ins Auge.

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