Zu späte Flut-Warnungen: Staatsanwaltschaft hat über 290 Hinweise

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Hinter einem Tunnel der Rotweinstraße durch das Ahrtal hat die Sturzflut eine Straße mitgerissen. Foto: Thomas Frey/dpa/Archivbild

KOBLENZ. Nach der extremen Wasserflut an der Ahr wertet die Staatsanwaltschaft eine Flut von Hinweisen aus. Es geht um den Verdacht zu später Warnungen. 133 Menschen sind in dem Flusstal gestorben.

Mehr als 290 Hinweise zur tödlichen Sturzflut im Ahrtal hat die Staatsanwaltschaft Koblenz bislang bekommen. Sowohl Berichte als auch Fotos und Videos sind beim eigens eingerichteten E-Mail-Postfach [email protected] eingegangen, wie Oberstaatsanwalt Dietmar Moll mitteilte. Ihre Auswertung dauere an. «Das Postfach ist auch weiterhin für Hinweise geöffnet», ergänzt der promovierte Jurist.

«In der polizeilichen Ermittlungsgruppe sind derzeit circa 60 Personen tätig, zwischenzeitlich waren es sogar etwa 90», berichtet Moll. Die meisten werteten sichergestellte Beweismittel und Daten aus oder vernähmen Zeuginnen und Zeugen. Die Ermittlungen seien umfangreich und komplex. Zu ihrem Abschluss ließen sich «derzeit leider überhaupt keine verlässlichen Prognosen abgeben».

Nach extremem Starkregen waren bei der Flut am 14. und 15. Juli im Ahrtal 133 Menschen gestorben, etliche hundert Anwohner verletzt und tausende Häuser beschädigt oder zerstört worden. Die Staatsanwaltschaft Koblenz ermittelt gegen den krankgeschriebenen Landrat des Kreises Ahrweiler, Jürgen Pföhler (CDU), und ein weiteres Mitglied des Krisenstabes. Dabei geht es um den Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung und fahrlässigen Körperverletzung durch Unterlassen wegen womöglich zu später Warnungen und Evakuierungen. Pföhler hat inzwischen dauerhafte Dienstunfähigkeit beantragt. Er hatte appelliert, die Ereignisse während der Flut besonnen zu beurteilen.

Nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft gab Pföhler am 6. August während einer Durchsuchung in der Kreisverwaltung Ahrweiler an, er sehe bei sich keine strafrechtliche Verantwortung. «Förmliche Einlassungen der beiden Beschuldigten liegen allerdings bislang nicht vor», erklärt Moll jetzt.

Unterdessen wird im politischen Mainz noch im Herbst zudem der Start eines Untersuchungsausschusses des Landtags erwartet. Dieser könnte auch das Agieren der Landesregierung während des tödlichen Hochwassers an der Ahr unter die Lupe nehmen. (dpa)

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