Dialog von Betrachter und Werk. Kunsthalle Trier zeigt Bilder und Installationen des Künstlers Jaakov Blumas

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Jaakov Blumas inmitten seiner Werke in der Kunsthalle Trier. Foto: Alexander Scheidweiler

Die Kunsthalle Trier zeigt bis zum 3. Oktober abstrakte Gemälde und Skulpturen des Künstlers Jaakov Blumas. Die Werke laden den Betrachter ein, in einen Dialog einzutreten.

Von Alexander Scheidweiler

„Es geht mir ausdrücklich um das Subjektive. Das Subjektive ist für mich von zentraler Bedeutung, weil ich davon ausgehe, dass jede Arbeit eine Ko-Produktion von Produzent und Rezipient ist“, sagt Jaakov Blumas beim Pressegespräch mit Lokalo.de. Der 1953 in Vilnius geborene und in Hamburg lebende Künstler präsentiert 17 seiner abstrakten Gemälde und Skulpturen in der Kunsthalle Trier. Der Titel der Ausstellung „Jaakov Blumas. mit dem souveränen Subjekt“, die heute eröffnet wird, bezieht sich auf das Bestreben des Künstlers, den Betrachter einzubeziehen, ihn nicht nur passiv aufzufassen, sondern zu einem kreativen kognitiven Umgang mit den ausgestellten Werken zu ermuntern.

Der Souveränität des Subjekts also will diese Kunst Rechnung tragen: „Die Dynamik, die für mich interessant ist, ist nicht hier. Sie ist im Kopf“, erläutert Blumas. Das erstaunt ein wenig, denn die Werke, die in der Ausstellung zu sehen sind, zeichnen sich durch kräftige, kontrastreiche Farbgebung sowie dynamische, kreis- und spiralförmige Linien und Flächen aus, wobei die Grenze zwischen Linie und Fläche nicht immer klar gezogen ist, die Kategorien ein Stück weit ineinander übergehen. Die Kunsthistorikerin Marina Linares spricht im Ausstellungskatalog, der in der Kunsthalle erhältlich ist, von den „Flimmereffekte[n] dynamischer Farbwirkungen“, durch die Blumas „die Bildfläche zunehmend mit feinen Streifen und Elementen verschiedener Farbigkeit“ aufbaut.

Der Katalog ist auch deshalb wichtig, wie der Leiter der Europäischen Kunstakademie Trier, Simon Santschi gegenüber Lokalo ausführt, weil die Trierer Ausstellung durchweg neuere Arbeiten des Künstlers zeigt, der der Akademie der Freien Künste Hamburg angehört. Der Katalog bietet somit die Erstveröffentlichung der gezeigten Gemälde und Instalationen. Zudem enthält er QR-Codes zu Videos, in denen Blumas zeigt, wie die Werke in Bewegung versetzt werden können. Auch auf einem Computerterminal im Ausstellungsraum können die Besucher der Ausstellung sich diese Videos ansehen. Blumas spricht von „Gebrauchsanweisungen“, die er dem Betrachter an die Hand geben möchte, um aufzuzeigen, dass und wie man die Gestalt seiner Werke immer neu und immer anders wahrnehmen könne.

Jaakov Blumas (links) mit dem Leiter der Europäischen Kunstakademie Trier, Simon Santschi. Foto: Alexander Scheidweiler

„Der Ursprungsgedanke der Ausstellung war das bundesweite Themenjahr ‚1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland'“, sagt Santschi. Er habe daher nach einem modernen Künstler jüdischen Glaubens gesucht, der in Deutschland lebt und wirkt, und habe diesen in Blumas gefunden, dessen Arbeiten ihn sofort „gefesselt und fasziniert“ hätten. In seinem Katalog-Beitrag schreibt Santschi, das Werk Blumas’ könne „als Fortsetzung der jüdisch-christlichen Kulturgeschichte in die Gegenwart verstanden werden.“ Dass die Europäische Kunstakademie diesem Thema im Jubiläumsjahr besondere Bedeutung beimisst, kann man auch daran erkennen, dass im Dezember eine Ausstellung mit mehreren israelischen Künstlern geplant ist.

„Die Arbeiten sind modular aufgebaut“, erklärt Blumas. Dadurch können sie immer neu zusammengesetzt werden, indem die Grenzen des Bestehenden durchbrochen werden: „Dieses Bestreben, über eigene Grenzen zu gehen, ist Teil einer Haltung“, meint der Künstler. Und weiter: „Jede Arbeit stützt sich auf Erfahrung, aber bei jeder Arbeit soll auch etwas Neues entdeckt werden.“ Dies ist das Selbstverständnis des Künstlers im Schaffensprozess, aber eben auch die Aufforderung bzw. Einladung, die die Werke Blumas’ an den Betrachter, an das souveräne Subjekt, aussprechen.

So schriebt Linares: „Der Dialog zwischen den Elementen der Malerei setzt sich in autonomen, plastisch-real gewordenen Farbgestalten jeweils eigenen Charakters fort. Gruppierungsmöglichkeiten erweitern sich durch die Aufnahme aller Raumaspekte und Richtungen […] und initiieren einen souveränen Dialog mit dem Subjekt.“

Wer in diesen Dialog mit eintreten möchte, kann die Ausstellung „Jaakov Blumas. mit dem souveränen Subjekt“ bis zum 3. Oktober in der Kunsthalle Trier besichtigen. Der Eintritt beträgt vier Euro bzw. ermäßigt zwei Euro. Weiter Informationen gibt es auf der Internetseite der Kunsthalle: https://www.kunsthalle-trier.de/2021/08/13/jaakov-blumas/.

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