Zahl der Flutopfer steigt – Noch 155 Vermisste: Warnungen vor Schlamm

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Feuerwehrleute stehen in der Gemeinde Schuld am Tag nach der Hochwasserkatastrophe in Trümmern. Foto: Thomas Frey/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

TRIER/ BAD NEUENAHR-AHRWEILER. Die Zahl der Menschen, die vor einer Woche bei der Flutkatastrophe im Kreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz ums Leben gekommen sind, hat sich am Mittwoch weiter erhöht von 122 auf 123.

760 Verletzte seien bisher behandelt worden, und 155 Menschen würden noch immer vermisst, sagte Polizei-Einsatzleiter Heinz Wolschendorf in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Rund 40.000 Menschen seien von der Katastrophe betroffen. Pro Tag seien rund 2000 professionelle Helfer im Einsatz und etwa 300 Seelsorger und Psychologen aus der ganzen Bundesrepublik, sagte der Leiter des Krisenstabs, Thomas Linnertz.

Die Vizepräsidentin des Technischen Hilfswerks (THW), Sabine Lackner, sieht kaum noch Chancen, Überlebende zu finden. „Wir suchen aktuell noch nach Vermissten, etwa beim Räumen der Wege oder Auspumpen der Keller“, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Mittwoch). „Zu diesem Zeitpunkt ist es aber leider sehr wahrscheinlich, dass man Opfer nur noch bergen kann, nicht mehr retten.“

Gleichzeitig warnen die Behörden vor Gefahren im Schlamm: Wegen einer möglichen Verbreitung von Darmbakterien und Viren in Überschwemmungsbieten riet das Gesundheitsamt des Kreises Trier-Saarburg und der Stadt Trier zu besonderen Hygienemaßnahmen. Vorsichtshalber sollten bei Arbeiten flüssigkeitsdichte Handschuhe getragen werden. Nach der Überflutung – auch von Kläranlagen – und wegen der warmen Temperaturen gehe man davon, dass in vorhandenen Schlämmen Darmbakterien und Viren vorkommen, die Durchfallerkrankungen verursachen könnten.

Der Dauereinsatz zehrt an den Rettungskräften. Nach Einschätzung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) rückt die psychologische Betreuung im Katastrophengebiet mehr in den Vordergrund. Mehr als 160 Fachkräfte unter den rund 3000 DRK-Einsatzkräften aus 14 Landesverbänden kümmern sich zurzeit um die psychosoziale Notfallversorgung (PSNV), wie der Vorstand des DRK-Landesverbands Rheinland-Pfalz, Manuel Gonzalez, am Mittwoch mitteilte. Unterstützt werden sie von kirchlichen Seelsorgern.

Zudem ist die Zufahrt in die betroffenen Gebiete teilweise immer noch schwierig: Im Ahrtal kam es deswegen vielerorts zu langen Staus. Die Polizei müsse immer wieder kleinere Straßen sperren, weil abgestellte Fahrzeug den Verkehr behinderten, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch in Koblenz. Auch der Transport von schweren Geräten und Gastanks sowie die Begutachtung von Straßen und Brücken führe immer wieder zu Sperrungen – und damit zu Staus.

Unterdessen nimmt die finanzielle Hilfe für die Hochwassergebiete konkrete Formen an: Eine Woche nach dem Beginn der Hochwasserkatastrophe vor allem im Westen Deutschlands hat der Bund eine Soforthilfe von zunächst 200 Millionen Euro beschlossen. Mittel in derselben Höhe sollen die betroffenen Länder beisteuern, so dass insgesamt bis zu 400 Millionen Euro bereit stehen.

Die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) kündigte eine rasche und unbürokratische Auszahlung von Soforthilfen an. „Wir sind in den Vorgesprächen und werden das Geld sehr unkompliziert auszahlen und vermutlich auch Barzahlungen vornehmen. Wichtig ist, dass den geschädigten Personen schnell geholfen wird“, sagte sie am Mittwochmorgen im rbb-Inforadio. Die Landesregierung hatte für Betroffene der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz am Dienstag Soforthilfen bis zu 3500 Euro pro Haushalt beschlossen.

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