
TRIER. Im Trierer Nordbad sind aktuell die Archäologen vor Ort. Sie erhoffen sich neue Informationen über eine der größten Trierer Benediktinerabteien, in der zeitweise sogar die Trierer Bischöfe gewohnt haben sollen.
Normalerweise hat Werner Bonertz, Geschäftsführer der SWT Bäder GmbH, all die Dinge im Fokus, die für einen normalen und störungsfreien Betrieb der Trierer Schwimmbäder erforderlich sind. An diesem Morgen aber schaut er den Archäologen im Nordbad bei der Arbeit zu: „Dass sich hier eine bedeutende Benediktinerabtei befunden hat, ist aus der Geschichte bekannt. Zu sehen, wie nun aber Reste davon freigelegt werden, ist eine sehr spannende Angelegenheit!“
Dem kann Dr. Joachim Hupe nur zustimmen. Er ist der Leiter der Archäologischen Denkmalpflege im Rheinischen Landesmuseum. Schon lange hat er auf die Gelegenheit gewartet, hier im Trierer Norden nach den Resten der im 6. Jahrhundert gegründeten Benediktinerabtei St. Marien graben zu können. Was man heute darüber weiß, geht auf Grabungen von Friedrich Kutzbach in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts zurück. Damals baute die Stadt an der Mosel das Strandbad, die Vorgängereinrichtung des heutigen Nordbades. Die Funde und Dokumentationen von Kutzbach sind trotz des Krieges noch weitgehend erhalten, sagt Hupe. Doch konnten die Forscher damals längst nicht die gesamte Fläche untersuchen.
Auf zwei Flächen wird drei Monate lang gegraben
Das geht aus Kosten- und Zeitgründen auch heute nicht. Zwei Flächen haben die Stadtwerke Trier den Archäologen zur Verfügung gestellt. Unter dem abgerissenen Planschbecken befand sich vor 1400 Jahren ein Teilstück der südlichen Außenmauer der Klosterkirche. Die bislang noch völlig unerforschte Grabungsfläche misst 20 mal acht Meter. Hier arbeitet Grabungsleiter Michael Reinert mit seinem zweiköpfigen Team. Unterstützt von einem Baggerfahrer. „Vielleicht der wichtigste Mann“, schmunzelt Reinert. Denn wenn die Schaufel zwischen 1,30 und 1,60 Meter tief ins Erdreich gräbt, ist Vorsicht angesagt. Zu groß ist die Gefahr, dass verschüttete Reste beschädigt und damit endgültig verloren gehen. Die zweite, aktuell noch unberührte Fläche, ist ein Stück entfernt und mit einem Ausmaß von zehn mal fünf Metern ein gutes Stück kleiner.
Bis Ende Mai haben die Archäologen für ihre Suche Zeit. „Das reicht aus, um neue Erkenntnisse gewinnen zu können und Dokumentationen der aufgedeckten Baustrukturen anzufertigen“, meint Hupe. Das bewegliche Fundmaterial, darunter vor allem Keramik, wird geborgen. Die Funde kommen ins Rheinische Landesmuseum oder aber können eventuell auch als Dauerleihgabe später im Nordbad besichtigt werden. Funde, deren Bergung den architektonischen Zusammenhang des einstigen Klosters zerstören würde, werden aus denkmalpflegerischen Gründen lediglich fotografiert, vermessen und kartographiert und bleiben im Boden. Dann sind am Ende alle Löcher wieder verfüllt. „Das schützt diese Zeugnisse und gibt kommenden Generationen die Möglichkeit, eigene Forschungen mit dann noch verfeinerten Techniken anzustellen“, sagt Grabungsleiter Reinert. Was auch immer die Archäologen zutage fördern werden – für Joachim Hupe ist das “ein hochinteressanter Fundplatz, der in der Vergangenheit nicht die Beachtung erfahren hat, die er eigentlich verdient gehabt hätte.“