„Fehlverhalten bei Impfung“: Hammer im Trierer Rathaus – Ordnungsdezernent Thomas Schmitt tritt zurück

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Dezernent Thomas Schmitt. Foto: Presseamt Trier

TRIER. Wie die Stadt Trier mitteilt, hat der Trierer Ordnungsdezernent Thomas Schmitt dem Stadtvorstand heute mitgeteilt, dass er von seinem Amt zurücktritt.

Hintergrund ist, dass Schmitt im Impfzentrum Trier eine Erstimpfung gegen Corona mit Restimpfstoff erhalten hat, obwohl er nicht in die Gruppe der Priorität eins gehört.

Dazu erklärt Thomas Schmitt:

„Ich möchte hiermit ein Fehlverhalten eingestehen und meinen Rücktritt erklären. Die Verantwortung für diese Fehlentscheidung liegt allein bei mir. Er war kein systemisches Verschulden des Impfzentrums oder der Stadtverwaltung. Der Fehler hat sich mit anderen Personen nicht wiederholt.

Zur Einordnung möchte ich die Hintergründe erläutern: Zu Beginn der Impfungen waren die gelieferten Impfstoffmengen sowohl für die Impfzentren wie auch die Altenheime mit 5 Dosen pro Ampulle Biontech-Impfstoff gerechnet. Die Feuerwehr Trier hatte frühzeitig die passenden dünnen Spritzen und Kanülen in größeren Mengen bestellt, weil bekannt wurde, dass es gelingen könnte, aus einer Ampulle 6 statt 5 Einheiten zu gewinnen. Ende Dezember begannen die Lieferungen an die hiesigen Krankenhäuser, kurz darauf begannen die Impfungen in den Altenheimen. Es gelang nahezu immer, die sechste Dosis zu gewinnen, was die Teams vor Ort und die Apotheker mit Stolz erfüllte. Dadurch kam es in Trier zu überzähligen Dosen, zumal auch einzelne Impfberechtigte ausfielen. Die Stadt Trier hatte früh entschieden, möglichst keine Dosen des wertvollen Impfstoffs verfallen zu lassen. Deshalb wurden mit überzähligen Dosen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Rettungsdienstes von Feuerwehr und DRK geimpft, die in ihrer täglichen Arbeit auch mit Corona-Infizierten zu tun haben.
Am Freitag, 15. Januar, war ich zum wiederholten Male beim Impfzentrum Trier vor Ort, um mich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre Arbeit zu bedanken. Am Ende der Öffnungszeit waren trotz der Bemühungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch fünf Dosen einer angebrochenen Ampulle übrig. Diese wurden an noch verfügbare Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Impfzentrums vor Ort verimpft. Es waren dann tatsächlich alle Mitarbeiter vor Ort sowie die Schicht der nahegelegenen Rettungswache von diesem Tag schon geimpft. Ich habe mich dann entschieden, die Impfung anzunehmen. Dies war ein großer Fehler, wie mir schon beim Nachhauseweg klar wurde. Es gibt eine Reihe von Zeugen, die diesen Ablauf so bestätigen können.

Ab dem darauffolgenden Wochenende gab es den Lieferstopp von Biontech und in der folgenden Woche die Verschiebung von Impfterminen. Mir wurde bewusst, dass mein Fehlverhalten nun noch eine größere Brisanz erhalten würde. Ich möchte betonen, dass ich niemandem eine Impfung weggenommen habe. Dennoch war es ein schwerer Fehler, dem ich keinen zweiten Fehler hinzufügen möchte. Ich habe die zweite Impfung von mir aus schon vor drei Wochen abgesagt.

Ich hätte in dieser Situation anders entscheiden müssen. Jeder hätte die Impfung bekommen dürfen, aber nicht ich. Auch ein Verfallenlassen der Dosis wäre verantwortbarer gewesen, denn den Schaden, den ich verursacht habe, sehe ich in der Glaubwürdigkeit. In dieser Situation müssen die Bürgerinnen und Bürger Vertrauen zur politischen Führung haben. Politisch Verantwortliche müssen auch den bösen Schein vermeiden, damit die Glaubwürdigkeit des Systems erhalten bleibt. Ich hätte auch bei einer Restdosis Nein sagen müssen und warten, weil so viele andere Menschen noch warten. Ich hatte den Vorteil, vor Ort zu sein, den andere Bürger nicht haben.

Ich habe mich in dieser Woche entschieden, dass ich dieses Fehlverhalten eingestehen und Konsequenzen ziehen muss und den Oberbürgermeister über meinen Rücktritt informiert. Ich habe dem Vertrauen in die Führung der Stadt Trier Schaden zugefügt. Man hat mir bisher in der Krise vertraut, und dem bin ich aus meiner Sicht nicht gerecht geworden.

Ich bitte dafür um Verzeihung. Es hat vergleichbare Vorgänge an anderen Orten in der Republik gegeben, aber bisher keine Rücktritte. Ich sehe es aber als meine Verantwortung an, jetzt für die Konsequenzen meines Handelns einzustehen.

Ich möchte betonen, dass dies meine freie Entscheidung ist und ich von niemandem dazu gedrängt worden bin.“

Oberbürgermeister Wolfram Leibe bedauert den Schritt von Thomas Schmitt. „Herr Schmitt hat einen Fehler gemacht, ihn eingestanden und gezeigt, dass er den Fehler aufrichtig bedauert. Ich kann seine Darstellung der Vorgänge zu 100 Prozent bestätigten. Es tut mir sehr leid, dass er als Konsequenz daraus den Rücktritt zieht, denn ich habe ihn in den vergangenen Jahren als professionelle Führungskraft, als engagierten Kulturdezernenten, fachlich hochqualifizierten Ordnungsdezernenten und Streiter für die Belange der Berufsfeuerwehr kennen und schätzen gelernt. Ich danke ihm sehr für seine Arbeit im Sinne der Stadt Trier. Dass er nun zurücktritt, zeigt seine hohe Integrität und seine Größe.“

Der Stadtvorstand wird kommende Woche zeitnah über eine vorläufige Aufgabenverteilung für das Dezernat III entscheiden.

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19 Kommentare

  1. Deutschland ruiniert sich mit seinem Regelwahn selbst. Was für ein Kindergarten. Es ist mir doch mal gerade egal wer sich bei so einer Gelegenheit mit den überschüssigen Dosen impft. Hauptsache das teure Zeug wird nicht aus falscher Ehrhaftigkeit verschwendet, denn das nenne ich Dummheit.

  2. Schade, Her Schmitt hat bisher gute Arbeit für die Stadt Trier geleistet. Im Gegensatz zu anderen Stadtvorständen.

    Es war vielleicht ein Fehler, aber so wie es im Bericht beschrieben wird, wäre der Impfstoff ohne seine Impfung entsorgt worden: Er hat also niemandem etwas weggenommen.

  3. Natürlich hinterlässt das Procedere des Dezernenten einen etwas bitteren Nachgeschmack. Sollte jedoch die Darstellung absolut der Wahrheit entsprechen, so wäre es absolut unsinnig gewesen, die Dosis verfallen zu lassen und zu entsorgen. Man bedenke, wenn in den ca. 440 Impfzentren in Deutschland täglich 2 bis 3 Impfdosen auf diese Art vernichtet würden, so wären dies pro Tag ca. 1000 Dosen, die Leben retten oder den Ausbruch der Coronakrankheit vermeiden könnten.
    Auch wenn die Öffentlichkeit den „Kopf“ des Dezernent bei einem nicht freiwilligen Zurücktritt gefordert hätten, so sollte bedacht werden, dass die Entsorgung des Medikamentes bzw. des Impfstoffes irrsinnig wäre.
    Vielleicht wäre zu überlegen, ob jedes Impfzentrum eine Liste mit „Reservisten“ anlegen könnte, die binnen ca. 60 Minuten abrufbar wären, um bei diesen übrig gebliebene Dosen zu verimpfen.

  4. Was ein Mimimi … sorry wenn die Dosis verreckt wäre, wäre das Geschrei doppelt so laut.
    Das war doch nur ein willkommener Anlass um sich in Trier zu verabschieden.
    Um den Job des Dezernat zu machen, muss jemand schon mehr als verrückt sein. In anderen Städten sind der Bereich 3 Dezernate ….

  5. OMG! DIESER Mann hat absolut nichts verbrochen. Ich verstehe die Welt nicht mehr…
    Er hat seine Situation sehr glaubwürdig erklärt und hätte nicht zurück treten dürfen. Unglaublich….Das ist wieder mal typisch DEUTSCH

  6. Die übrig gebliebenen Impfdosen wären in Minuten im BKT gewesen. Da gibt es heute noch Pflegepersonal auf der Corona-Station, was dringend auf die Impfung wartet.

  7. Wenn der Herr Schmitt die Eier in der Hose hätte wie sein Namensvetter, würde er das Amt in das er gewählt wurde auch ausüben. Hinschmeißen und Schwanz einziehen ist wohl Mode geworden in Deutschland. Stehen bleiben und entscheiden ist wichtig, nicht wer rechts unten unterschrieben hat.

  8. So ein Palaver um NICHTS! Der Dezernent einer Großstadt, der täglich viele Menschen treffen muss, der nicht unbedingt Coronabedingt wochenlang ausfallen sollte, Hat eine Impfung bekommen, die ansonsten in den Müll gewandert wäre. Wie „tragisch!“ – nicht! Wen genau stört das jetzt, weil…? Weil es besser gewesen wäre, die Dosis zu vernichten? Ernsthaft? Wäre nicht das eher skandalös gewesen? Glaub, da kommt noch was anderes raus. Entweder wollte er sowieso aus Trier weg und hat einen Grund gesucht. Kann man sich so denken, wenn er bald einen ganz neuen top Job hat. Oft irgendwelche Idioten haben das große DRAMA mitbekommen und ihn unter Druck gesetzt. Wenn OB Leibe das alles so genau bestätigen kann, muss er es ja auch gesehen und gewusst haben? Und ihn hat’s ja bisher offenbar nicht die Bohne interessiert ? Oh ja oh je… wer keine Probleme hat sucht sich welche.

  9. Das darf doch wohl nicht wahr sein, dass der Schmitt wegen sowas zurücktritt????
    Hätte er das Serum verfallen lassen sollen? Überall werden Rest-Impfdosen noch an Personen weitergegeben… das ist doch gelebte Solidarität! Dafür muss man nicht sein Amt niederlegen! Herr Leibe! Man muss do eine Entscheidung auch nicht einfach hinnehmen…der Mann hat einen ordentlichen Job gemacht! Vielleicht kann man ja einen Rücktritt von Rücktritt unternehmen?????

  10. Das ist m.E. kein Grund zurückzutreten, aber immerhin hat er Anstand, ganz im Gegensatz zu Herrn Leibe.
    Wir erinnern uns, im April haben zwei Mitarbeiterinnen des Trierer Ordnungsamtes versucht, einen Autohändler trotz Lockdown zu verleiten, ein Auto zu verkaufen, indem sie ein fingiertes Verkaufsgespräch führten:
    https://www.volksfreund.de/region/konz-saarburg-hochwald/widerspruch-gegen-bussgeldbescheide-am-amtsgericht-trier_aid-54277155?fbclid=IwAR3VLvHbltbNrnsvObvs35dMJIGt3nDU_pa8TObPrw5-p1m2545hpKGUz8o
    Ergebnis: Der Autohändler bekam einen Bussgeldbescheid, zog vor Gericht, und das gab ihm Recht dass diese Aktion rechtswidrig war, denn er musste nicht zahlen.
    Herr Leibe fand diese absolut fragwürdige Aktion in Ordnung. (Hätte er auch die Damen bitten können, auf dem Strassenstrich als Lockvogel zu arbeiten).

    Hätte der Jurist Leibe die Rechtslage gecheckt, dann hätte er vorab gemerkt, dass die Verleitung zu Straftaten durch V-Männer illegal ist und somit seine ganze Aktion ein glatter Rechtsbruch war.

    Durch dieses Vorgehen wurde nicht nur das Trierer Ordnungsamt diskreditiert, sondern auch die beiden Damen des Ordnungsamtes wurden zu einer illegalen Handlung angestiftet.
    Jemand wie Herr Leibe, der solche KGB-Methoden in Ordnung findet, hätte weitaus mehr Grund zurückzutreten als der Herr Schmitt, tut er aber nicht.
    Also, auf die Landtagswahl, ich persönlich glaube nicht dass der CDU-Spitzenkandidat mehr auf dem Kasten hat, aber immerhin würde ein Regierungswechsel den Laden aufmischen.

  11. Chapeau Herr Schmitt ! Das ist für mich kein Fehlverhalten, denn was wäre wohl mit der übriggebliebenen Dosis sonst passiert?
    Wie leer wären Bundestag, Europarat und so mancher Land-Kreistag wenn jeder für „echte Bevorzugungen“ seinen Stuhl räumen würde?

  12. Ich kann Herrn Schmitt verstehen. Wer will schon für einen Hungerlohn für diesen Arbeitgeber arbeiten, wenn man auch andersweitig beruflich Erfolg haben kann? Jetzt wird man parteiintern einen Kandidaten finden, der
    A) irgendwie divers aber zumindest kein Mann ist,
    B) der stärksten Fraktion im Stadtrat angehört,
    C) es nächsten Monat nicht in den Landtag schafft,
    D) beruflich nicht ausgefüllt ist und deshalb
    E) versorgt werden muss und
    F) nicht geimpft ist (weil Bill Gates …)
    Das Ordnungsamt wandert zu Herrn Leibe und die Schulen werden zusammen mit der Kultur zu einem neuen Dezernat vereint.
    Dies alles zum Besten der Bevölkerung*innen mit Wohlfühlgarantie und tiefer Erhabenheit obgar des eigenen Gestus. Immerhin können wir uns dies scheinbar leisten. Adieu, Trier.

  13. Wer war denn der Impfarzt?
    Wurde Herrn Schmitt evtl. von diesem Arzt ein Impfangebot gemacht, wobei das lt. der Impfstoffverordnung rechtswidrig sein könnte.
    Jedenfalls ist nicht nur das Fehlverhalten von Herrn Schmitt zu hinterfragen, sondern auch das des Impfarztes.
    Nach den ethischen Aspekten hätte Ordnungsdezernent Schmitt nicht geimpft werden dürfen. Wegen dieser moralischen Verfehlungen, wird letztendlich jemand aus der Risikogruppe sterben, weil der Impfstoff knapp ist und diese ordnungswidrige Impfung so nie hätte stattfinden dürfen.

  14. Was mich jetzt wirklich interessieren würde… Wie wären diese ganzen Kommentare ausgefallen, wenn Herr Schmitt den Vorgang verschwiegen hätte und diese Sache durch Zufall durchgesickert wäre. Viele hier hätten doch wieder ein Fass aufgemacht.

    Trotzdem, großer Respekt von meiner Seite. Ein Politiker mit Rückrad, der sich seiner Verantwortung bewußt ist und dementsprechend handelt, ist mehr als selten geworden. Warum nimmt sich die Landesregierung kein Beispiel daran und verzichtet auf die Kandidatur im März.

  15. Das Thomas Schmitt zurückgetreten ist, ist letztendlich seine Angelegenheit. Aber nicht gerade wenige sind der Meinung Herr Oberbürgermeister Leibe sollte hier nochmals versuchen ihn für einen Rücktritt vom Rücktritt zu bewegen. Was passiert mit einem Restimpfstoff ?, in Deutschland wo doch alles geregelt ist, ist dieses scheinbar nicht geregelt. Impfstoff lieber vernichten als Nichtberechtigten zu verimpfen, zeigt aber auch wie sensibel das Thema Impfen ist. Aber auch das Impftermine einfach nicht abgesagt werden weil es nicht der gewünschte Impfstoff ist. War doch vor der Impfung jedem klar das es keine Wunschveranstaltung wird, sondern man froh sein kann eine geprüfte und zugelassene Impfung zu erhalten, absagen kann man trotzdem und anderen den Vortritt lassen. Ich bin der Meinung das es schwierig wird einen so angesehen Nachfolger zu finden und warum sollte man sich in einigen Tagen nochmals zusammensetzen und das Thema von allen Seiten mit Thomas Schmitt zusammen beleuchten und über die Zukunft nachdenken, auch eine offizielle Untersuchung könnte zeige das es keine andere Alternative zum vernichten gegeben hat.
    Ich wünsche mir klare Regeln zur Verwendung des Restimpfstoffes und auch das alle die geimpft werden könnten die es möchten.

    https://www.openpetition.de/petition/online/thomas-schmitt-muss-bleiben-und-darf-nicht-vom-amt-entbunden-werden?fbclid=IwAR3mRW_6-4k2Yd5kwowG-rdnsa8SqNmFqsCQ8SInoMoATFjD5fkNSDHAmgE

  16. Er konnte anscheinend nicht richtig handeln. Hätte er sich nicht die Dosis geben lassen, dann hätte es unter Umständen zu lesen gegeben: T Schmitt lässt Impfstoffe verfallen. Wie man es macht,… Vielleicht steckt ja auch tatsächlich etwas anderes hinter dem Rücktritt?

  17. Wie unnötig sowas .
    Ist doch dann ein weiterer Mensch geimpft wurden. Sollten wir doch froh drüber sein oder nicht !?!?
    Ob Politiker oder sonst wer ,wenn alle anderen schon davor dran waren dann ist das doch ok .

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