Der deutsche Arbeitsmarkt hat 2020 einen kräftigen Dämpfer erhalten. Nachdem die Anzahl der Erwerbstätigen in Deutschland jahrelang saisonbereinigt konstant zugenommen hatte, verzeichnete sie im Frühjahr erstmals seit Langem einen deutlichen Rückgang. An Beschäftigten in vielen digitalen Branchen wie etwa dem Online-Glücksspiel oder dem E-Commerce ging dieser Effekt zwar vorüber. Umso stärker verspürten ihn die Angestellten im stationären Einzelhandel, in der Gastronomie oder in der produzierenden Industrie. Mitte des Jahres waren mehr als viermal so viele Personen in Kurzarbeit wie nach der Finanzkrise von 2009. Rund eine halbe Million Menschen verlor bedingt durch Lockdowns und Einschränkungen des öffentlichen Lebens ihre Arbeit. Und in vielen Branchen ist mit Spätfolgen durch Unternehmenspleiten zu rechnen. Das bedeutet allerdings keineswegs, dass die Lage auf dem Arbeitsmarkt hoffnungslos ist, im Gegenteil. Das Beschäftigungsniveau entspricht derzeit in etwa dem Stand von 2017, und in vielen Branchen sind Arbeitskräfte weiterhin heiß begehrt. In diesen Wirtschaftsbereichen wird derzeit händeringend nach Verstärkung gesucht.
Handwerk
Dem Handwerk mangelt es schon seit Jahren an Nachwuchs. Denn körperliche Arbeit steht bei Schulabgängern nicht mehr hoch im Kurs. Egal ob im Sanitär- oder Heizungsbereich, bei der Bodenverlegung oder im Trockenbau: Es mangelt an qualifizierten Arbeitskräften. Das ist umso besser für alle, die eine entsprechende Ausbildung vorzuweisen haben. Sie müssen sich keine Sorge um ihren Arbeitsplatz machen und haben bei der Entscheidung für einen Arbeitsplatz freie Wahl. Auch gegenüber Konjunktureinbrüchen sind viele Handwerksberufe äußerst resistent. Denn wenn irgendwo ein Rohr geplatzt ist, muss es repariert werden – Wirtschaftslage hin oder her. Und auch die Wohnungsnot in städtischen Ballungsräumen sorgt dafür, dass der Bau selbst in Krisenzeiten boomt. Frauen sind im Handwerk zwar immer noch unterrepräsentiert. Aber auch diese Branche wird langsam immer weiblicher. Besonders in der Ausbildung verzeichnen einige Berufe in den letzten Jahren einen spürbaren Anstieg des Frauenanteils.
Digitales Glücksspiel
Eine andere Branche ist hingegen gerade erst im Kommen. Aufgrund einer neuen Regelung wird der deutsche Markt Mitte 2021 offiziell für Anbieter von Online-Glücksspiel geöffnet. Aufgrund einer Übergangsregelung ist die Erschließung des deutschen Marktes aber bereits jetzt voll im Gange. Bereits in der Vergangenheit haben Online Casinos unter anderem mithilfe von Bonusgeldern und Freispielen ihr Angebot aggressiv vermarktet. Von der Möglichkeit, kostenlos mit Echtgeld zu spielen nehmen auch Internet-Nutzer Gebrauch, die bislang keinen besonderen Bezug zu Casinospielen hatten. Dadurch entstand in den letzten Jahren ein stetiger Zuwachs an Anbietern in der EU. Aufgrund der Rechtslage waren in Deutschland allerdings bislang kaum Arbeitsplätze in der Branche entstanden. Das könnte sich mit der Freigabe des deutschen Marktes nun ändern. Gefragt sind beispielsweise Programmierer mit Erfahrung in der Erstellung von Videospielen, aber auch grafische Designer und Webdesigner.
E-Commerce
Des einen Freud ist des anderen Leid. Wenn der stationäre Einzelhandel schließen muss, kaufen die Kunden eben online ein. Der E-Commerce hat daher dieses Jahr einen weiteren kräftigen Wachstumsschub erhalten. Was beim Blick auf die Bilanz für Freude sorgt, macht aber zunächst jede Menge Arbeit. Viele Unternehmen sind vom zusätzlichen Versandaufkommen überwältigt und müssen in Lagerfläche, Logistik und Software investieren. So entstehen auch zahlreiche neue Arbeitsplätze. Nicht nur für den Versand wird zusätzliches Personal gebraucht. Stellen entstehen beispielsweise auch in der Buchhaltung, im Marketing und im IT-Bereich. Und selbstverständlich sind auch klassische kaufmännische Berufe etwa im Einkauf gefragt. Weil damit gerechnet wird, dass der E-Commerce auch auf lange Sicht eine größere Rolle spielen wird als bisher, sind die Perspektiven auch langfristig positiv einzuschätzen.
Pflege
Dieses Thema wird wohl nie ganz von der Bildfläche verschwinden. Von Jahr zu Jahr steigt der Altersdurchschnitt der Bevölkerung und damit auch die Anzahl der benötigten Pflegekräfte. Anstrengende Arbeit im Schichtsystem, häufig in einem schwierigen Betriebsklima und gegen eine bescheidene Entlohnung: Es ist kein Wunder, dass die Anzahl der freien Stellen in der Pflege das Angebot an Arbeitskräften regelmäßig übersteigt. Allerdings gibt es durchaus auch attraktive Stellenangebote in dieser Branche, denn die Konkurrenz um die besten Mitarbeiter treibt mancherorts die Entlohnung in die Höhe. Auch wer auf einen sicheren Arbeitsplatz wert legt, ist in der Pflege gut aufgehoben. Eine abgeschlossene Ausbildung bringt in der Pflege zwar eine bessere Bezahlung, aber auch zusätzliche Aufgaben mit sich. Mangels Fachkräften haben auch ungelernte Arbeiter gute Chancen, in der Pflege eine Stelle zu finden.
Energietechnik
Auch in der Energietechnik ist die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften hoch. Denn damit die Energiewende gelingt, sind in den nächsten Jahrzehnten Veränderungen an allen Stellen der Infrastruktur notwendig. Sowohl bei der Stromgewinnung als auch bei Transport, Speicherung und Nutzung von Energie stehen erhebliche Anstrengungen bevor. Vielfältige Möglichkeiten im Studium und in der Ausbildung machen dieses Berufsfeld auch für den Nachwuchs besonders interessant. Spezialgebiete in der Energietechnik befassen sich beispielsweise mit Solarenergie, Geothermie oder Bioenergie. Aber auch der Bau von Kraftwerken, die Verteilung von elektrischem Strom in Hochspannungsnetzen oder die Gebäudeheiztechnik gehören zum Feld der Energietechnik. Aufgrund der großen Bedeutung dieses Themas für die Zukunft des Planeten ist es in der Energietechnik möglich, einen wichtigen Beitrag zum Fortschritt der Gesellschaft zu leisten.