MAINZ. Psychotherapie über Video: Vor der Corona-Pandemie haben dies rund fünf Prozent der niedergelassenen Therapeuten in Rheinland-Pfalz angeboten, jetzt sind es fast 80 Prozent.
«Die Erfahrungen sind gemischt», sagte die Präsidentin der Landespsychotherapeutenkammer, Sabine Maur, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. «Face to face ist schon der Goldstandard. Beziehung und Privatsphäre sind dann ganz anders.» Die Körpersprache sei bei Videoschalten dagegen fast gar nicht erkennbar, Mimik und Blickkontakte nur eingeschränkt.
Besonders sinnvoll sei Videotherapie allerdings bei weiten Wegen oder körperlichen Einschränkungen. Nahezu unmöglich sei sie dagegen mit jüngeren Kindern, sagte Maur. «Und ältere Menschen haben oft nicht die technische Ausstattung dafür.» Nicht jeder Patient – gerade Jugendliche oder auch mancher Ehepartner – könne sich in einen ungestörten Raum für die Psychotherapie-Schalte zurückziehen. Dies sei aber unbedingt notwendig. Bei Gruppen fehlten die technischen Möglichkeiten, die Konferenzsoftware ausreichend zu verschlüsseln.
Wegen des Videoformats hätten aber nur wenige Patienten eine Psychotherapie abgebrochen. Vielen Menschen mit psychischen Erkrankungen fühlten sich isoliert und ihre Vereinsamung sei in der Corona-Pandemie noch gestiegen, weil Kontakte nicht da waren oder Hobbys wie etwa Singen, Musik oder Sport wegfielen. Bei neuen Patienten böten die Psychotherapeuten in der Regel zumindest das erste Gespräch direkt in der Praxis an, anschließend gebe es oft einen Mix aus Videoschalten und direkten Therapiesitzungen. Videotherapie sei deshalb weiter wichtig, um in der Pandemie die psychotherapeutische Versorgung von psychisch kranken Menschen zu sichern.