RLP – Was tun mit den Corona-Notlazaretten?

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Weltweit wurden viele Schulen, Hallen und sogar Schiffe in temporäre Corona-Kliniken umgewandelt. Auch Rheinland-Pfalz hat vorgesorgt, aber bisher wurden die Einrichtungen nicht gebraucht. Zeit zum Abbau?

Hunderte Feldbetten stehen in einigen Hallen in Rheinland-Pfalz seit März als Ausweichplätze für Corona-Infizierte bereit. Vor dem Hintergrund der damals schlechten Nachrichten aus dem nahen Frankreich wollten Kommunen für einen massiven Anstieg der Fallzahlen gerüstet sein. Zum Glück aber traten bei den Kliniken keine Engpässe auf. Was tun mit den Einrichtungen?

Die derzeit positive Entwicklung der Corona-Fallzahlen hat in Ludwigshafen eine Diskussion über ein Notquartier mit etwa 130 Feldbetten ausgelöst. Die CDU-Opposition in der zweitgrößten Stadt in Rheinland-Pfalz fordert mit Nachdruck einen Plan für das Lazarett in der Eberthalle. «Angesichts der bisher aufgelaufenen Beträge von weit über einer halben Million Euro erwarten wir weitere Auskünfte zur Planung des Rückbaus», betont Fraktionschef Peter Uebel. Die Infektionszahlen seien aktuell minimal.

«Für die Einrichtung bestand erfreulicherweise kein Bedarf», unterstreicht er. Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) müsse aber darlegen, auf welcher Grundlage das Notquartier weiter bestehen soll. Wenn es Meinung der Experten sei, dass es gebraucht werde, müsse es bleiben. «Das muss aber klargelegt werden», meint Uebel.

Allein die Bewachung der Halle durch eine Sicherheitsfirma kostete bisher mehr als 200 000 Euro. Die Kosten werden der Stadtverwaltung zufolge aus dem Corona-Fonds der Landesregierung gedeckt. Und Ludwigshafen erwartet von Bund und Land weitere Mittel. Aufgrund des Verbots von Großveranstaltungen bis 31. August sei derzeit eine anderweitige Nutzung der Eberthalle sowieso nicht möglich.

Oberbürgermeisterin Steinruck regt an, dass mehrere Kommunen Hilfspflegeeinrichtungen gemeinsam nutzen könnten. «Es werden aktuell vorbereitende Gespräche über Kooperationen geführt», heißt es.

In Koblenz waren zwei Schulsporthallen mit Feldbetten bestückt worden. Die einfach gehaltenen Pflegehilfseinrichtungen seien als «Überlauf für leichtere Fälle» gedacht, falls die Krankenhäuser im Raum Koblenz wegen steigender Patientenzahlen irgendwann ausgelastet sein sollten, teilte die Feuerwehr seinerzeit mit. In Abstimmung mit dem Koblenzer Bundeswehrzentralkrankenhaus seien in einer Halle 200 und in der anderen 120 Feldbetten aufgestellt worden.

Pläne zum Abbau gibt es derzeit nicht. «Die zwei Sporthallen werden solange eingerichtet bleiben, bis sichergestellt ist, dass die Öffnungsmaßnahmen und das Verhalten der Bevölkerung nicht zu einem erneuten und dieses Mal höheren Anstieg der Infektionszahlen führen werden», sagt Sprecher Heiko Breitbarth. «Solange Sportunterricht nicht stattfinden kann, ist die aktuelle Nutzung vorrangig.»

Ähnlich sieht es in Wörth am Rhein aus. Dort war in einer Halle ein Notkrankenhaus mit etwa 100 Betten für den Kreis Germersheim vorbereitet worden. Die Einrichtung bleibe vorerst so bestehen, teilt Sprecherin Claudia Seyboldt mit. «Wir warten das Infektionsgeschehen ab und entscheiden zeitnah, wie es weitergeht.» Halle und Ausstattung würden vorerst nicht anderweitig benötigt.

Auch etwa in Bad Bergzabern, Pirmasens und Zweibrücken waren ähnliche Vorkehrungen getroffen worden. Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) hatte seinerzeit gesagt, sie sehe keine Notwendigkeit für Notkrankenhäuser. «Die Patientinnen und Patienten, die stationär behandelt werden müssen, können Sie unseres Erachtens nicht in Turnhallen auf Feldbetten behandeln», meinte sie. Es sei in der Krise am besten, auf bestehende Strukturen zurückzugreifen.

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2 Kommentare

  1. Man sollte eine gewisse Anzahl von Notfallbetten haben. Ansonsten würde ich ein Teil an armer Länder verteilen, wo das Gesundheitswesen noch schlechter ist als bei uns.

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