232 Tierarten in Rheinland-Pfalz vom Aussterben bedroht

Langfristig könnten ganze Gruppen von Tier- und Pflanzenarten verschwinden, befürchtet das Umweltministerium in der Antwort zu einer Landtagsanfrage. Die Anteile gefährdeter Tiere reichen von 44 Prozent bei den Säugetieren bis zu 90 Prozent bei Blattfußkrebsen.

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Foto: dpa-Archiv

MAINZ. Das beschleunigte Artensterben durch menschliche Eingriffe in die Natur macht auch vor Rheinland-Pfalz nicht Halt. Nach Angaben des Umweltministeriums in Mainz sind 232 Tierarten vom Aussterben bedroht.

Das sind acht Prozent der 2897 Tierarten in den wichtigsten Artengruppen – wobei sich manche Stämme des Tierreichs wie Weichtiere oder Gliederfüßer bislang nicht vollständig erfassen lassen.

Werden neben der höchste Gefährdungsstufe auch die weiteren Bedrohungskategorien des Bundesamts für Naturschutz (BfN) für die Roten Listen einbezogen, ist das Ausmaß bei einzelnen Artengruppen erheblich größer: Gefährdet sind nach der Antwort des Ministeriums auf eine Landtagsanfrage aus der Grünen-Fraktion 44 Prozent der Säugetiere in Rheinland-Pfalz – darunter viele Fledermäuse wie die Große Hufeisennase, aber auch die Zwergmaus oder Dachs und Iltis. Weiter sind 48 Prozent der Bienenarten, 49 Prozent der Brutvögel, 53 Prozent der Laufkäfer, 61 Prozent der Großschmetterlinge, 65 Prozent der Amphibien und 90 Prozent der im Süßwasser lebenden Blattfußkrebse gefährdet. Zu den gefährdeten Vögeln gehören etwa Kiebitz und Steinkauz, aber auch schon die Feldlerche.

«Wir riskieren, wenn wir nicht entschieden gegensteuern, ein weiteres Massensterben in unserer Erdgeschichte», sagte der Grünen-Abgeordnete Andreas Hartenfels, der die Anfrage gestellt hat. «Die hohen Zahlen bedrohter Tiere und Pflanzen machen deutlich, dass wir als Gesellschaft endlich handeln müssen.» Einzelne Artenschutzprogramme wie für den Kiebitz oder den Feldhamster reichten nicht aus. «Wir müssen noch viel mehr für die Artenvielfalt tun, auch im Kleinen – zum Beispiel können naturnahe Randstreifen entlang von Straßen, Äckern oder Gewässern wertvolle Lebensräume miteinander verbinden.»

Die Artenvielfalt sei erheblich bedroht, erklärt Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) in ihrer Antwort. Die Trends in 15 großen Artengruppen «deuten alle in eine ähnlich negative Richtung».

Bei den Pflanzen stelle sich die Situation ähnlich dar. Von rund 1959 Arten sind 45 Prozent in Rheinland-Pfalz bedroht. Unter ihnen sind viele Pflanzen, die auf Magerwiesen oder in Feuchtgebieten wachsen. Insgesamt schätzt das Umweltministerium die Zahl der Tier- und Pflanzenarten in Rheinland-Pfalz auf rund 40 000.

«Es ist zu befürchten, dass langfristig ganze Artengruppen verschwinden», heißt es in der Antwort des Ministeriums. «Dies könnte wiederum zum Zusammenbruch von Ökosystemen mit unabsehbaren Folgen für die Menschheit führen. Bei Gegenmaßnahmen verweist das Ministerium auf die Förderung von gezielten Schutzmaßnahmen für Arten und Biotope. Insgesamt aber müsse «der ökologische Fußabdruck des Menschen weltweit der ökologischen Kapazität des Planeten angepasst werden, um auch zukünftigen Generationen eine intakte Natur zu hinterlassen.»

Link: Rote Listen in Rheinland-Pfalz

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