SAARBRÜCKEN. Das Saarland will mehr über die Konsumenten von illegalen Aufputschmitteln erfahren und mit einer Öffentlichkeitskampagne auf die Gefahren hinweisen. Damit reagiert das Gesundheitsministerium auf Ergebnisse von Untersuchungen, die hohe Amphetaminrückstände im Abwasser festgestellt hatten. «Das Saarland hat ein ernstzunehmendes Amphetamin-Problem», erklärte der Drogenbeauftragte der Landesregierung, Staatssekretär Stephan Kolling (CDU), am Mittwoch.
Leider hätten sich die hohen Werte, die schon zuvor bei einer europaweiten Erhebung festgestellt worden waren, auch durch eigene Untersuchungen bestätigt. Dazu seien von der TU Dresden über einen Zeitraum von sechs Wochen vier Kläranlagen im Saarland untersucht worden. Das Ergebnis habe deutlich gemacht, dass es sich bei früheren Studien um keinen «Ausreißer» gehandelt habe. «Hier liegt ein Trend vor, der dauerhaft ist und dem man sich stellen muss», sagte Kolling. Mit über 400 Milligramm Amphetamin auf 1000 Einwohner liege man deutlich über einem Wert, der anderswo in Europa gemessen worden sei. «Die Zahl hat mich schon umgehauen», gab Kolling zu.
Eine Erklärung für die hohen Werte könne nach Ansicht von Drogenexpertin Karin Berty auch die Grenzlage des Saarlandes sei. «Es gibt sehr viele Grenzgänger aus Lothringen, die dort keine entsprechende Partyszene haben und hierhin zum Feiern kommen», sagte sie. Aber auch der Industriestandort mit vielen Schichtarbeitern könne eine Rolle spielen.
Die Designer-Droge wird illegal als Aufputschmittel eingesetzt, um besser durchhalten zu können. Zu den Konsumenten zählen Partygänger, Berufstätige und Studierende, die über einen längeren Zeitraum Leistung bringen wollen. Aber auch Schwerstabhängige, die zu Amphetaminen als Ersatz- oder Zusatzdroge greifen, oder junge Frauen, die sie als Appetitzügler verwenden, gehören dazu. Die Chemikalie kommt aber auch in einigen Medikamenten vor.
Neuere Erkenntnisse über die Konsumenten und das Nutzerverhalten erhofft sich Kolling durch eine Studie des Instituts für Rechtsmedizin in Homburg, das 1200 Blutproben aus zwei Jahren auswerten wird. Ziel sei es, eine gezieltere Prävention und Hilfe anzubieten, beispielsweise auch in Schulen und Betrieben.