REGION UND BUNDESWEIT. Zum ersten Mal seit Gründung der Bundesliga im Jahr 1963 bleibt der Hamburger SV außen vor. Eine ganze Saison ohne die Hamburger hat es noch nie gegeben, das allein macht diese Spielzeit schon besonders. Doch bei genauerem Hinsehen gibt es noch einiges mehr zu sagen.
Weil der Hamburger SV nach 55 aufeinanderfolgenden Spielzeiten zum ersten Mal abgestiegen ist, findet auch kein Nordderby zwischen Werder Bremen und den Hamburgern statt. Das gab es zuletzt in der Saison 1980/81, und wird den Nordlichtern wahrscheinlich nicht besonders gefallen. Der 1. FSV Mainz 05 bleibt uns jedoch weiterhin in der 1. Bundesliga erhalten, aktuell belegen die Rheinland-Pfälzer den 13. Tabellenplatz mit 30 Punkten. Wie (fast) immer nimmt Bayern München den ersten Rang mit momentan 57 Punkten ein, direkt dahinter tummelt sich Dauer-Konkurrent Borussia Dortmund.
Formtief und Aufholjagd: Die Bayern in Bedrängnis?
Trotz dieser vertraut erscheinenden Gesamtlage hat sich diese Saison als besonders spannend herausgestellt. Die Frage nach dem Gewinner sorgt bei Experten für Zurückhaltung und bei den Buchmachern für einen sehr konservativen Ansatz. Während die Bayern bislang immer von Beginn an mit großem Abstand führten, legten sie diese Saison einen sehr durchwachsenen Start hin und landeten zwischenzeitlich auf einem historischen siebten(!) Platz.
Zwar haben sich die Jungs aus dem Süden Deutschlands inzwischen wieder an die Spitze der Tabelle zurückgekämpft, trotzdem ist die Saison noch lange nicht vorbei und die Konkurrenz schläft nicht. Der alte Trott ist also nur vordergründig eingekehrt, hinter den Kulissen wittern die Gegner der Bajuwaren wahrscheinlich mehr Chancen denn je. Und die Borussen sind den Bayern so dicht auf den Fersen, dass kaum noch ein Blatt Papier zwischen die beiden Mannschaften passt.
Outfit-Änderung und neuer ältester Torschütze
Noch etwas anderes hat sich verändert: Die Schalker treten nach vollen 55 Jahren nicht mehr in den gewohnten Adidas-Trikots an, sondern jetzt kleidet sie der Sportartikelproduzent Umbro ein. Obwohl die Optik sich damit erkennbar ändert, bleibt das typische Königsblau aber erhalten – sonst wäre Schalke schließlich nicht mehr Schalke. Nebenbei hat sich ein neuer ältester Torschütze der gesamten Bundesligageschichte etabliert: Claudio Pizarro von Werder Bremen wurde am 3. Oktober 1978 geboren und donnerte am 22. Spieltag den Ball ins Tor. Zu diesem Zeitpunkt war er 40 Jahre und 136 Tage alt und übertraf seinen Vorgänger Mirko Votava damit um volle 15 Tage. Pizarro ist und bleibt nun einmal Bremens Rekordtorschütze, das wird ihm wahrscheinlich niemand mehr so schnell nehmen. Schon gar kein Älterer.
Schnellstes Eigentor der Geschichte und Torschützenkönig
Auch Leon Goretzka vom FC Bayern München hat in dieser Saison, ebenfalls am 22. Spieltag, einen echten Torrekord gerissen. Ihm gelang es, nur 13 Sekunden nach Anpfiff, ein Eigentor zur versenken. Der FC Augsburg durfte sich freuen, während die Bayern den Jungspund sicher lieber geteert und gefedert hätten. Doch Goretzka darf sich trösten: Es handelte sich um das schnellste Eigentor der Bundesligageschichte, darum wird dieser Coup sicher noch in vielen Jahren von sich reden machen. Torschützenkönig der aktuellen Saison ist mal wieder Robert Lewandowski vom selben Verein, obwohl manche ihn bereits totsagen wollten. 17 Mal traf der polnische Stürmer direkt ins Tor, 8 Mal lieferte er eine Vorlage, die jemand anderes prompt verwandelte. Ihm folgt der Borusse Marco Reus mit 14 Toren und 9 Vorlagen, was ebenfalls keine Überraschung darstellt.
Tore, Tore, Tore … nichts Spektakuläres dabei
Wenden wir uns an dieser Stelle den torreichsten Partien der aktuellen Spielzeit zu. Am 8. Spieltag versenkte Eintracht Frankfurt das Leder 7 Mal im Tor, während der Gegner Fortuna Düsseldorf nur einmal traf. Acht Tore insgesamt schafften am 9. Spieltag auch Werder Bremen und Bayer 04 Leverkusen mit 2:6. Den eindeutigsten Sieg mit einem weit abgeschlagenen Konkurrenten darf sich Borussia Dortmund zuschreiben. Das westfälische Team bombte am 5. Spieltag den 1. FC Nürnberg mit 7:0 vom Platz. Die Nürnberger haben wahrscheinlich jetzt noch Ohrensausen.
Besonders spektakulär ist das alles aber nicht, es hält sich im normalen Rahmen. Sogar der torreichste Spieltag (der 19.) mit seinen 37 Toren war keinesfalls rekordverdächtig. Zur Erinnerung: Am 12. Mai 1984 fielen 53 Bundesliga-Tore, das war noch ein echtes Bombardement! Bis zum Saisonschluss sind noch viele Wochen offen, vielleicht ergibt sich noch das eine oder andere Highlight. Oder sogar ein neuer Pokalsieger.



















