BONN. Mit großer Betroffenheit und Trauer haben Geistliche und Politiker auf auf die Nachricht vom Tod Kardinal Lehmanns reagiert. Der verstorbene Mainzer Kardinal soll nach Angaben des Bistums Mainz am 21. März beigesetzt werden. Das Requiem soll an dem Tag um 15.00 Uhr im Mainzer Dom beginnen, wie das Bistum am Sonntag mitteilte.
Hier einige Reaktionen:
«Ein großer Theologe, Bischof und Menschenfreund geht von uns», sagte Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Bischofskonferenz und Erzbischof von München und Freising und ehemaliger Bischof von Trier.
Mit Lehmann gehe ein warmherziger und menschlicher Bischof von großer Sprachkraft. «Die Kirche in Deutschland verneigt sich vor einer Persönlichkeit, die die katholische Kirche weltweit wesentlich mit geprägt hat», heißt es in der Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz vom Sonntag. Lehmann war am frühen Sonntagmorgen im Alter von 81 Jahren gestorben.
Mehr als zwanzig Jahre leitete Lehmann die Bischofskonferenz. Dabei habe er «Höhen und Tiefen erfahren», sagte Marx. Dazu gehörten Momente wie die «Kölner Erklärung» von 1988, das Ringen um den richtigen Weg in der Schwangerenkonfliktberatung und das Bekanntwerden von Fällen sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche. Verdienste habe sich Lehmann auch bei der Ökumene erworben. «Den Kontaktgesprächskreis zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und der EKD hat er mit Leben und Ideen, Diskussionen und Anregungen gefüllt», sagte Marx. Mit dem Tod von Karl Lehmann verliere die Kirche in Deutschland eine prägende Gestalt und einen überzeugten Europäer. «Karl Lehmann war ein katholischer Weltbürger, auskunftsfähig zu allen Themen der Zeit.»
Die Deutsche Bischofskonferenz ist ein Zusammenschluss der katholischen Bischöfe aller Diözesen in Deutschland. Derzeit gehören ihr 65 Mitglieder (Stand: März 2018) aus den 27 deutschen Diözesen an.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat den im Alter von 81 Jahren gestorbenen Kardinal Karl Lehmann als Wegbereiter für die Annäherung beider Kirchen gewürdigt. «Für die evangelische Kirche war er in den vergangenen Jahrzehnten ein ganz wichtiger Ansprechpartner und Mitstreiter für das ökumenische Miteinander», schrieb der bayerische Landesbischof in einem Brief an Lehmanns Nachfolger in Mainz, Bischof Peter Kohlgraf. Er habe ein «weltweit beachtetes Zeichen für die Verständigung der beiden großen Konfessionen» gesetzt.
Die Stadt Mainz trauert um ihren Ehrenbürger Kardinal Karl Lehmann. Er habe sich vor allem durch «seine Offenheit für die Menschen» ausgezeichnet, erklärte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD). «In einer Zeit, in der so viele nicht mehr offen sind, in der sich viele gar nicht mehr bemühen, einander zu verstehen, in der die Schranken nicht nur an die Grenzen, sondern auch in manche Köpfe zurückkehren, werden wir diese Eigenschaft wohl mit am meisten vermissen.»
EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker hat sich «sehr betrübt» über den Tod von Kardinal Karl Lehmann geäußert und ihn als treuen Freund Europas bezeichnet. «Zeit seines Lebens hat Kardinal Lehmann Brücken der Menschlichkeit und der Solidarität in und für Europa gebaut», teilte Juncker am Freitag in Brüssel mit. «Viel hat er so dazu beigetragen, Ost und West zusammenzubringen, nicht nur in Deutschland, sondern auch im Dialog mit Polen.» Er habe stets in die Zukunft Europas investiert.
«Als moralischer Kompass hat er uns den Weg gewiesen und an die Werte erinnert, die Europa zu etwas Besonderem machen», so Juncker. Solidarität und Nächstenliebe seien ihm ein Handlungsauftrag gewesen. Lehmann habe unter anderem in der Flüchtlingsfrage dazu aufgerufen, «sich auf die europäische Kraft des Gemeinsamen zu besinnen und im Sinne der Menschlichkeit zu reagieren.»
Als einen der «intellektuellen Köpfe der Bischofskonferenz» hat Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck den verstorbenen Kardinal Karl Lehmann gewürdigt. Mit seiner ruhigen und ausgleichenden Art sei es dem langjährigen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz immer wieder gelungen, gemeinsam getragene Positionen der katholischen Bischöfe zu erarbeiten.
Als Schüler des Theologen Karl Rahner und während seiner römischen Studienzeit sei der Verstorbene einer der deutschen Bischöfe gewesen, die das II. Vatikanische Konzil noch persönlich erlebt haben. «Er war zweifellos ein wandelndes und kommentierendes Lexikon dieses Konzils», sagte Overbeck in einer Mitteilung des Bistums Essen am Sonntag.
Der Kölner Kardinal Rainer Woelki hat den verstorbenen Kardinal Karl Lehmann als einen exzellenten theologischen Denker und den Menschen zugewandten Seelsorger gewürdigt. «Kardinal Lehmann war ohne Zweifel nicht nur ein exzellenter theologischer Denker. Er war darüber hinaus eine Persönlichkeit der Kirche, die davon überzeugt war, dass die Kirche ihren Ort in der Mitte der Gesellschaft haben muss und im Gespräch mit ihr stehen soll», erklärte Woelki am Sonntag zum Tod des ehemaligen Mainzer Bischofs Lehmann.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat das «segensreiche Wirken» des im Alter von 81 Jahren gestorben früheren Mainzer Bischofs, Kardinal Karl Lehmann, gewürdigt. Als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und als Bischof von Mainz habe er «über viele Jahre das Bild der katholischen Kirche in unserem Land maßgeblich mitgeprägt», schrieb das Staatsoberhaupt in einem Kondolenzschreiben an Lehmanns Nachfolger in Mainz, Bischof Peter Kohlgraf. Der ökumenische Dialog habe ihm immer am Herzen gelegen. Er sei einer der wichtigen Brückenbauer zwischen den Konfessionen und Religionen gewesen.
Als «guten Geist in Mainz» hat die rheinland-pfälzische CDU-Landesvorsitzende Julia Klöckner den verstorbenen Kardinal Karl Lehmann bezeichnet. Auch für Menschen ohne Bezug zur katholischen Kirche sei er das bekannte Gesicht der Stadt gewesen, erklärte die christdemokratische Politikerin am Sonntag in Mainz.
«Mit dem Tod von Karl Kardinal Lehmann verlieren wir eine bedeutende Persönlichkeit, ein Stück Geschichte, einen wahren Zeugen des Glaubens, einen herausragenden Wissenschaftler und Philosophen», fügte Klöckner hinzu, die auch dem Zentralkomitee Deutscher Katholiken (ZDK) angehört.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat mit Trauer auf den Tod von Kardinal Karl Lehmann reagiert und ihn als wichtigen Vermittler gewürdigt. «Ich bin sehr traurig über den Tod von Karl Kardinal Lehmann», ließ Merkel am Sonntag mitteilen. «Ich denke heute mit tiefer Dankbarkeit an unsere guten Gespräche und Begegnungen über viele Jahre. Er hat mich mit seiner intellektuellen und theologischen Kraft begeistert und war dabei immer auch ein Mensch voll bodenständiger Lebensfreude», sagte sie. Kardinal Lehmann sei ein «begnadeter Vermittler, zwischen den deutschen Katholiken und Rom, im Geist der Ökumene zwischen den christlichen Kirchen, genauso aber zwischen Christen und den Gläubigen anderer Religionen» gewesen.
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hat Kardinal Karl Lehmann als kritischen Mahner und wichtigen Ratgeber gewürdigt. «Ich bin ihm für viele gute Gespräche und Anregungen sowie den vertrauensvollen Austausch mit der Landesregierung sehr dankbar», erklärte Dreyer am Sonntag in Mainz. Lehmann habe «Maßstäbe für einen weltoffenen Katholizismus gesetzt». Er habe sich nach dem Grundsatz gerichtet, dass Kirche dort mit anpacke, wo Hilfe gebraucht werde.
Das Bistum Limburg hat den Einsatz des verstorbenen Kardinal Karl Lehmann für die Verständigung der Konfessionen gewürdigt. «Die katholische Kirche in Deutschland verliert mit ihm einen ganz großen Brückenbauer. Die Brücken, die er geschlagen hat, sind solide und können weiter gefestigt werden», erklärte der Limburger Bischof Georg Bätzing am Sonntag in einer Mitteilung. Lehmann habe sich immer für die Ökumene eingesetzt.