Reaktionen auf den Tod von Helmut Kohl

1
23.1.1987 Pressekonferenzen der Parteivorsitzenden bzw. Kanzlerkanditaten zum Abschluß des Bundestagswahlkampfes - im Saal der Bundespressekonferenz.

Viele Politiker trauern und würdigen den verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl. Die Reaktionen im Überblick:

Zum Tod von Altbundeskanzler Helmut Kohl erklärt Ministerpräsidentin Malu Dreyer:

„Helmut Kohl gehört zu den herausragenden politischen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Er war ein überzeugter Europäer und gilt als Kanzler der Einheit. Mit großer Zielstrebigkeit und ausgeprägtem Machtbewusstsein hat er politisch gewirkt. Helmut Kohl verkörpert die europäische Idee wie wenige andere. Er war ein rheinland-pfälzischer Europäer.

Die prägenden Jahre seiner Kindheit und Jugend hat er in Ludwigshafen verbracht; in Rheinland-Pfalz begann er auch seine politische Karriere. Als junger Landtagsabgeordneter, als jüngster Fraktionsvorsitzender und vor allem als jüngster Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz hat er entscheidende Beiträge zur Entwicklung und Modernisierung des Landes geleistet. Die Gründung der Universität Trier-Kaiserslautern, die Verkehrsentwicklung und der Ausbau der Infrastruktur oder die Verwaltungs- und Strukturreform, die die Schaffung der Verbandsgemeinden zur Folge hatte, sind dazu Stichworte. Vieles, was in seiner Regierungszeit auf den Weg gebracht wurde, hat bis heute Bestand.
Helmut Kohl ist in seiner langen bundespolitischen Karriere immer seiner Heimat verbunden geblieben und hat daraus Kraft geschöpft. Um die Welt gingen die Bilder seines Besuches gemeinsam mit dem amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan im Jahre 1985 auf dem Soldatenfriedhof Kolmeshöhe bei Bitburg anlässlich des Gedenktages 40 Jahre Kriegsende. Vielfach hat er bei internationalen Anlässen für die Pfalz und für Rheinland-Pfalz geworben. Sein großes diplomatisches Geschick war für das Zusammenwachsen Europas entscheidend. Die Wiedervereinigung Deutschlands und die Entwicklung der Europäischen Union werden für immer mit seinem Namen verbunden bleiben.“

Julia Klöckner: „Wir trauern um unseren Landesvater und einen mutigen Reformer der CDU“

„Die Welt gedenkt heute einem der großen Europäer unserer Zeit. Deutschland trauert um den Kanzler der Einheit. In Rheinland-Pfalz halten unsere rund 43.000 CDU-Mitglieder inne und verneigen sich vor einem großen Staatsmann und Freund. Dabei blicken wir gerade auch auf die frühen Jahre der politischen Karriere von Helmut Kohl in diesem Bundesland zurück. Als junger Wilder hat er damals die CDU erfolgreich reformiert und modernisiert wie kaum jemand nach ihm. Unter seiner Führung wurde aus ihr eine moderne Programm- und Volkspartei. Rheinland-Pfalz machte er damals zur Ideen- und Talentschmiede der Republik“, erklärt die heutige Landes- und Fraktionsvorsitzende der CDU Rheinland-Pfalz, sowie stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Julia Klöckner zum Tod des Altkanzlers.

“Mit Helmut Kohl verliert unser Land eine seiner prägendsten Persönlichkeiten, und viele von uns verlieren mit ihm einen Weggefährten, der an diesem Tag fast unersetzlich scheint. Mich persönlich hat er bei vielen Gesprächen immer wieder beeindruckt – es war sein Detailwissen ohne klein zu denken, es war seine Heimatverbundenheit ohne provinziell zu sein, es war seine Weltläufigkeit ohne Wurzeln zu vergessen. Und es waren sein Mut, seine klaren Positionen und weichenstellenden Entscheidungen, die ihn zu einem Ausnahmepolitiker der Geschichte machen – sicher, neben den vielen Höhen auch mit Tiefen in seinem Leben“, ergänzt die Landesvorsitzende.

Sie denke gern an den regen Austausch mit Helmut Kohl zurück, den sie auch in den vergangenen Jahren noch regelmäßig im Haus des Altkanzlers in Ludwigshafen-Oggersheim gepflegt hat. „Er hatte ein feines Gespür für das Leben der Menschen in der Pfalz, am Rhein oder an der Mosel. Jede Unterhaltung mit ihm war ein Gewinn, menschlich wie politisch“, erinnert sich Julia Klöckner.

Zum 85. Geburtstag des Ehrenbürgers Europas wurde die Parteizentrale der CDU Rheinland-Pfalz in der Mainzer Rheinallee in „Helmut-Kohl-Landesgeschäftsstelle“ umbenannt. „Für uns ist das ein Zeichen der tiefen Verbundenheit mit Dr. Helmut Kohl, die nicht mit seinem Tod enden wird. Ohne Helmut Kohl wäre Rheinland-Pfalz nicht so lebenswert, wie es heute ist. Wir danken ihm für seinen Einsatz für unser Land im Herzen Europas.“

Julia Klöckner schließt: „Gemeinsam mit den Mitarbeitern der Landesgeschäftsstelle wünsche ich seiner Frau Dr. Maike Kohl-Richter und der ganzen Familie Kohl viel Kraft und Begleitung in dieser schweren Zeit.

Roger Lewentz zum Tod von Helmut Kohl:

„Mit Helmut Kohl geht der Kanzler der Deutschen Einheit und ein großer Europäer. Es geht aber auch ein Mann, der Rheinland-Pfalz im Herzen getragen hat. Über Länder- und Parteigrenzen hinweg gebührt ihm große Anerkennung seiner politischen Leistung. Der SPD-Landesverband Rheinland-Pfalz trauert um Helmut Kohl. Wir denken in diesen schweren Stunden an seine Angehörigen und Freunde.“

Nachruf von Kurt Beck:

„Ein unverwechselbarer Mensch und Politiker ist von uns gegangen. Wenige Menschen haben so konsequent ihre Karriere geplant, vorangetrieben und erkämpft wie Helmut Kohl. Er hat wie wenige polarisiert und dennoch über Jahre in Rheinland – Pfalz und ganz Deutschland breite Zustimmung erreicht.
Aus Anlass seines 80. Geburtstages habe ich meinen festen Eindruck dargelegt, wie sehr der Ministerpräsident, Kanzler, Europäer Helmut Kohl von seiner Kindheit und Jugend in der Kriegs- und Nachkriegszeit im – heutigen – linksrheinischen Rheinland – Pfalz geprägt war. Für Europa, für Frieden zu arbeiten war ihm ein tiefgreifendes Bedürfnis, das hat man auch als politischer Gegner gespürt und respektiert.

Aus Anlass des Zerfalls des Warschauer Paktes und der Freiheitsbewegung geschickt agiert und zugepackt zu haben bleibt ein großer Erfolg, auch vor dem Hintergrund der geschichtlichen Betrachtung. Ein geeintes Deutschland und Europa ist sichtbarer Beleg.

Da war aber auch der politische Kämpfer in die eigene Partei hinein und der erbitterte Gegner der „Sozen“, wie er zu sagen pflegte.

Das ging so weit, dass er Rudolf Scharping und mir nie „verziehen“ hat, dass wir, die „Sozen“ in dem von ihm stark geprägten Rheinland – Pfalz in „seiner Staatskanzlei“ regierten und mit Malu Dreyer weiter regieren.

Dies machte sich in geradezu kindischen Eingriffen in protokollarische Abläufe Luft. So wurde auf die US – Amerikaner eingewirkt, bei einem Besuch von Präsident Clinton, den Ministerpräsidenten aus Rheinland – Pfalz nicht in der Mitte, erste Sitzreihe zu platzieren, sondern weit am Rande. Ein anderer Ausdruck war eine heftige Auseinandersetzung noch im Bonner NATO – Saal bei einer Ministerpräsidenten – Bundesregierung – Besprechung. Grund, Kritik von Kurt Beck – in lokalen Zeitungen abgedruckt – zu politischen Entscheidungen von Helmut Kohl.

Über die Parteispendenaffäre werden jetzt viele reflektieren, dies will ich nicht. Aber auch dieses Verhalten begründet sich für mich mit einer gewissen Gleichsetzung des Staatsinteresses mit dem Erfolg der CDU. Dieser Erfolg rechtfertigte viel, fast alles? In Teilen der Jungen Union habe ich diese Saat oft wiedererkannt.

Es bleibt, die großen Verdienste zu sehen, den Respekt vor einer großen Lebensleistung lebendig zu halten. Es gilt aber auch zu lernen, in der Politik sind Menschen mit all ihren Stärken und Schwächen tätig.

Am Ende soll der Dank für das Gute unser Empfinden prägen. In diesem Sinne, Dank und Anerkennung, Helmut Kohl!“

Vorheriger ArtikelZu schnell unterwegs: 18-Jähriger landet im Geländer
Nächster ArtikelZusammenprall an der Kreuzung – Motorradfahrer leicht verletzt

1 Kommentar

  1. Helmut Kohl, ein grosser Pfälzer, dem schon Dieter Hildebrand mit der Interpretation von Matthias Claudius Gedicht ein Denkmal setzte , ein Familienmensch der sich als Christdemokrat immer für den Erhalt und die Pflege der Familie einsetzte, der im Umgang mit Andersdenkenden immer eine besondere Feinfühligkeit zeigte , ist tot.
    Ich bedaure das, er hätte noch seinen 100. Geburtstag erleben sollen, jetzt ist er in einer anderen Welt wo er vermutlich schon an seiner Wahl zum Vorsitzenden von was auch immer arbeitet.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Die Redaktion behält sich vor, Lesermeinungen zu kürzen. Es besteht kein Anspruch auf die Veröffentlichung Ihrer zugesandten Meinungen. Klarname ist nicht erforderlich. Eine E-Mail-Adresse muss angegeben werden, wird aber nicht veröffentlicht.