KIRCHHOF. Die Trierer Bundesliga-Handballerinnen sind am Sonntagnachmittag unsanft auf den Boden der Tatsachen gelandet und müssen mehr denn je um den Klassenerhalt in der zweiten Liga bangen: Trotz einer 19:12-Pausenführung unterlagen die Miezen nach einem 0:12-Lauf sowie einer 20-minütigen Torflaute dem Tabellenschlusslicht Kirchhof 25:26. Trainerin Cristina Cabeza sprach von einer kollektiven Blockade, die sieben Punkte Rückstand auf Platz 12 – und damit den ersten Nichtabstiegsplatz – zur Folge hat.
Fassungslos, unerklärlich, unbegreiflich: Die Trierer Bundesliga-Handballerinnen haben einen schon sicher geglaubten Sieg bei Tabellenschlusslicht Kirchhof weggeschmissen und müssen mehr denn je um den Klassenerhalt bangen. Ein kollektiver Angriffsblackout zwischen der 32. und 53. Minute kostete die Miezen den dritten Sieg in Folge. Viel schlimmer als die Niederlage wiegt die Art und Weise der zwölften Saisonpleite. „Ich weiß nicht, wo wir in der zweiten Hälfte waren, aber wir waren nicht auf dem Feld. Es fällt mir schwer zu verstehen, was passiert ist“, sagte Trainerin Cristina Cabeza ratlos und ergänzte: „Dieses Spiel dürfen wir nicht verlieren, und doch hatten wir beim 25:25 die Chance auf ein Happy End, haben aber ohne Geduld gespielt.“
Die Fahrt nach Nordhessen hatte dabei wenig verheißungsvoll begonnen, denn Torfrau Jessica Kockler konnte aufgrund eines Autounfalls am Vorabend nicht spielen, auch Judith Derbach sowie Lucia Weibelova waren angeschlagen. Dafür trat Ex-Kapitänin Megane Vallet als Backup die Reise mit an. Ungeachtet dessen, fuhr man nach zwei Siegen gegen Bensheim und Bremen aber selbstbewusst nach Kirchhof und trat so auch in Hälfte eins auf. Aggressiv in der Defensive und wie schon in der Vorwoche mit einer herausragenden Angriffsleistung: Jeder Wurf ein Treffer, die Gastgeberinnen hatten dem nicht viel entgegenzusetzen und so ging es mit einer 19:12-Führung in die Pause.
Auf das 13:19 durch Marieke Blase antwortete Triers Top-Torschützin Joline Müller mit einem Doppelpack in nur 60 Sekunden. Die Moselanerinnen lagen 21:13 (32.) in Front, Kirchhof lag am Boden und niemand in der Stadthalle Melsungen setzte noch einen Pfifferling auf die Heimmannschaft. Und just in diesem Moment entwickelte sich wohl eines der denkwürdigsten Spiele der laufenden Saison. Bei den Miezen ging gar nichts mehr, beim Aufsteiger funktionierte in den folgenden 21 Minuten fast alles.
„Ich bin seit über 40 Jahren beim Handball dabei, sowas habe ich noch nicht erlebt“, so MJC-Vorstand Jürgen Brech fassungslos nach der Partie. 21 Minuten, ein 0:12-Lauf und 21:25-Rückstand (52.) später, in der weder zwei Auszeiten noch eine Einwechslung von Cabeza eine Wende brachten, lagen die Miezen am Boden. Die Begegnung hatte allerdings noch einiges zu bieten, denn Caroline Thomas sendet in Unterzahl ein Lebenszeichen, netzte zum 22:25 (53.) ein und keine weitere vier Minuten später war beim 25:25 wieder alles offen. Sollten die Miezen doch noch ein Happy End feiern?
Nein, denn es passte an diesem späten Nachmittag ins Bild, dass Kirchhofs Izabella Nagy die Miezen mit dem Schlusspfiff „ins Herz traf“ und einer denkwürdigen Partie ein denkwürdiges Ende setzte. „Wir müssen eins: Uns an die eigene Nase packen, aus unseren Fehlern lernen, selbstkritisch sein und wieder aufstehen“, so Cabeza. Da Mainz 05 erneut gewinnen konnte, liegen die Miezen nun sieben Punkte hinter einem Nichtabstiegsplatz. Die nächste Partie bestreitet die Cabeza-Sieben am kommenden Samstag (20 Uhr) gegen Spitzenreiter Neckarsulm.