Aus für Design, Lebensart und Kochkultur – Projektentwickler kündigen Becker’s XO

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"Beste Qualität, perfekt gekocht, aber ohne Schnörkel, beschreibt Becker den Stil des XO Resto. Jetzt wurde dem Sternekoch überraschend der Mietvertrag gekündigt.

Mietvertragskündigung für Becker’s XO
Becker’s XO wird durch überraschende Kündigung des Mietvertrages Geschäftsgrundlage entzogen.

TRIER. Als Wolfgang Becker im Juni 2013 das neue XO am Kornmarkt eröffnete, freuten sich Projektentwickler Gilbers & Baasch und Gäste gleichermaßen, dass mit dem renommierten Sternekoch ein zugkräftiger Ankermieter gewonnen werden konnte, der den Mut hatte, mit einem innovativen Konzept das historische Postgebäude zu beleben.

Gleichzeitig erfreute man sich an der Bereicherung der Gastronomielandschaft, ein Baustein zur Steigerung der Attraktivität der Trierer Innenstadt, Lob gab es reichlich. Becker sah es für sich als eine Chance, seine Heimatstadt – der er sehr verbunden ist – positiv mitzugestalten. Jetzt steht der mit 650 Quadratmetern größte Gastro-Betrieb in der Trierer Innenstadt vor dem Aus.

Die Kündigung seitens des Vermieters traf Wolfgang Becker völlig unerwartet. Vorausgegangen waren Verhandlungen mit dem Vermieter über eine Mietminderung wegen hoher Umsatzeinbußen, die das XO durch die über ein Jahr andauernde Baustelle im Posthof zu beklagen hatte. Dauerhafter Lärm, extreme Verschmutzungen, vielfache Übergangslösungen in den unterschiedlichsten Bereichen. Zwei strittige Monatsmieten, die Becker Anfang des Jahres einbehalten hatte, sind nun die Begründung des Vermieters für die Kündigung.

„Ich war entsetzt, als ich die konstruierte Begründung für die Kündigung gelesen habe“, erklärt Becker.
Der Standort ist für das XO existenziell. Rund 1,25 Millionen Euro wurden seit 2012 in den hochwertigen Ausbau und die Einrichtung des XO investiert. Mit der vorangegangenen Gründung der „Becker’s Genuss Aktiengesellschaft“ entwickelte Becker ein neues Teilhaber-Konzept mit rund 120 Aktionären, davon viele Stammgäste. Vorstand Wolfgang Becker ist mit über der Hälfte der Aktien Hauptaktionär. Darüber hinaus ist er im XO Hauptinvestor mit persönlicher Haftung. Trotz schwieriger Phasen und noch nicht erreichter Rentabilität war und ist die AG nicht zahlungsunfähig. Rechnungen wurden immer beglichen, Löhne immer bezahlt.

„Das ist nun besonders bitter, denn mit der Kündigung des Mietvertrages ist die Investition und der Innenausbau praktisch wertlos“, erklärt Becker

Wirtschaftlich bewertet ergibt sich daraus eine negative Fortbestehensprognose für das Unternehmen. Dieses Ergebnis der Wirtschaftsprüfer zwingt Becker, einen Insolvenzantrag zu stellen. So fordert es das Gesetz.

Die Pionierleistung im Posthof stand trotz guter Branchenprognosen unter schwierigen Vorzeichen. Neue Konzepte von XO Resto, Bar und Deli mussten etabliert und bekannt gemacht werden. Durch versteckte Innenhoflage und fehlende akzeptable Ausschilderung blieb das Laufpublikum weitestgehend aus. Zusätzlich belastend blieb die mehr als einjährige Baustellen-Situation im Posthof. Bauarbeiten, Lärm, Staub und ein ständiges Baustellen-Image führten nicht nur zu angespannten Mitarbeitern, sondern auch zu erheblichen Umsatzeinbußen. Das Gastro-Konzept wurde über die 2 Jahre kontinuierlich weiterentwickelt. Hinzu kamen Veranstaltungsangebote wie Open Air Kino, Konzerte, Salsa-Abende, private Events, zum Teil auch zusammen mit regionalen Partnern. So gelang es, den Posthof immer mehr zu beleben.

Die Eröffnung des neuen 100-Betten-Hotels „ibis styles“ sollte zur weiteren Belebung des historischen Gebäudes beitragen. Was von allen Akteuren Becker’s XO zunächst als Chance verkauft wurde, entpuppte sich rasch als Sackgasse. Die Projektentwickler des Posthofes entschieden sich für zwei gegensätzliche Konzepte, die nebeneinander nicht erfolgreich zu betreiben sind. Die ruhige Innenstadtlage eines Hotels und das XO-Konzept sowie beispielsweise eine attraktive Konzertreihe „Summer in the City“ bedienen unterschiedliche Bedürfnisse. Während die XO-Gäste am Wochenende auch nach 22 Uhr noch weiter Musik und Unterhaltungen genießen wollten, reklamierten Hotelgäste ihre versprochene Nachtruhe. Dieser Anspruch der Hotelgäste kam selbstverständlich nicht überraschend, zumindest nicht für Wolfgang Becker und sein Team.

„Wir waren die ersten Mieter im Posthof und unsere Nutzungsanforderungen waren von Anfang an für alle klar, wurden aber bei der Entscheidung für den Neumieter offensichtlich vernachlässigt. Ging es dem Projektentwickler vor nicht langer Zeit noch darum, den Posthof zu beleben, geht es heute vorrangig darum, die Ruhe der Hotelgäste zu wahren“, reklamiert Becker.

Wie sehr Becker von dieser Entwicklung überrascht wurde, zeigt sich auch daran, dass noch im Juli mit der neuen Oxerei als Weiterentwicklung des bisherigen XO-Delis Fleischexperte Wolfgang Otto und Wolfgang Becker ein neues, bisher erfolgreich anlaufendes Konzept nach Trier brachten: Der hochwertige Imbiss verarbeitet beste Fleischsorten. Nicht zuletzt wollte man mit dieser Konzeptanpassung auch dem Zielpublikum des neuen Mitmieters, dem Hotel, Rechnung tragen. Mut und Wille zum Weitermachen waren trotz schwieriger finanzieller Lage ungebrochen.

„Nun aber wird mir jede Möglichkeit genommen, weiter für den Erfolg dieses tollen Projektes zu kämpfen“ bedauert Becker, der Deckungslücken immer wieder durch eigenes Kapital ausglich.

Mit der plötzlichen Kündigung wird der Beckers Genuss AG nach zwei Jahren arbeits- und kostenintensiver Aufbauarbeit für das XO im Posthof die Geschäftsgrundlage entzogen. Der AG-Vorstand musste aufgrund juristischer Bestimmungen die Konsequenzen ziehen und einen Antrag auf ein Insolvenzverfahren stellen. Eine finale Entscheidung über die Zukunft des XO wird erst in den nächsten Wochen gefällt werden können.

Becker‘s Weingut, Becker‘s Hotel & Restaurant sowie Becker’s Weinhaus in Olewig sind vom Insolvenzverfahren nicht betroffen. Hier bleibt Wolfgang Becker weiterhin kreativer Kopf und Botschafter für die Genussregion Trier.

HINTERGRUNDINFORMATION

Becker‘s XO

Eröffnung im Juni 2013: Das Becker’s XO ist auf 650 Quadratmetern der größte Gastro-Betrieb in der Trierer Innenstadt mit Außenterrasse im Innenhof des historischen Postgebäudes. Von dort geht es in die stilvollen, designorientierten Räume, gegliedert in drei unterschiedliche Bereiche:

Das XO RESTO bietet mit seinen Lounges 100 Sitzplätze. In der offenen Küche entstehen Gerichte aus aller Welt. XO steht für cross-over – eine produktorientierte Küche. „Beste Qualität, perfekt gekocht, aber ohne Schnörkel“, beschreibt Becker den Stil, ob exklusives Dinner in kleiner und großer Runde oder der schnelle Happen zwischendurch. Weniger Schnörkel, das heißt auch günstigere Preise. Während ein Fünf-Gänge-Menü im Zwei-Sterne-Restaurant in Olewig bei 115 Euro beginnt, sind zu Mittag in der City Tellergerichte unter 10 Euro zu haben.

Die XO BAR unter der 4,5 Meter hohen Kuppeldecke wurde mit ihrem Industrie-Charme neuer Treffpunkt in der Trierer City, anspruchsvoll, gehoben, weltoffen.

Im XO DELI finden interessierte Hobbyköche neben einer exklusiven Weinauswahl ein umfangreiches Sortiment erlesener Gewürze und Öle, Fonds, besonderer Schokoladen, das XO Brot und in der Frischtheke das renommierte OTTO Gourmet Fleisch. Für Küchenprofis gibt es von Wolfgang Becker ausgesuchtes Handwerkszeug wie Töpfe und Pfannen, Messer bis hin zu Besteck und XO-Geschirr.

Die OXEREI: Seit Juni 2015 setzen hier Sternekoch Wolfgang Becker und Fleischexperte Wolfgang Otto das Konzept der OXEREI um. Der hochwertige Imbiss ergänzt mit frisch zubereiteten Gerichten und besten Fleischsorten zum Einkaufen das Angebot des vor zwei Jahren eröffneten Gastro-Ensembles Becker’s XO mit Bar, Resto und Deli. „Fleisch ist ein angesagtes Thema. Die Kunden interessieren sich immer stärker für wenig bekannte Zuschnitte, alte Nutztierrassen und natürlich die Herkunft des Fleisches. Mit der Oxerei bieten wir ihnen in Trier eine noch breitere Auswahl an Premiumfleisch“, so Otto Gourmet-Geschäftsführer Wolfgang Otto bei der Eröffnung. Während im Edel-Imbiss Fleisch im Vordergrund steht, werden auch Salate oder vegetarische oder vegane Alternativen angeboten. Highlight ist der Cut of the Day – ein spezieller Zuschnitt, gegrillt oder gebraten und nur mit Sauce serviert. Außerdem im Angebot: abwechselnd Burger und Streetfood aus aller Welt.

Wolfgang Becker, Initiator der BECKER’S Genuss AG

Der Sternekoch zählt seit über 10 Jahren zur Spitze der deutschen Gastronomie. Nach Winzer- und Kochausbildung sowie Stationen in renommierten Häusern, übernahm er 1997 das elterliche Weinhaus Becker in Trier. Mit Neubau und Modernisierung entstand 2007 das BECKER’S Hotel-Restaurant-Weingut.

Das Hotel gehört zur internationalen Kollektion der Design Hotels. Es vereint „new luxury“, den modernen Lifestyle und traditionelle Wurzeln. Beide Welten spiegeln sich auch im kulinarischen Angebot des Hauses wider.
Der Gourmetführer Gault-Millau führt Wolfgang Becker mit 18 Punkten und schreibt „Ohne Zweifel ist er eine der ganz großen Begabungen der deutschen Küche.“ Bereits 2001 erhielt das BECKER’S den ersten Michelin-Stern, 2009 folgte der Zweite.

Wolfgang Becker zählt zu den 50 besten Köchen Deutschlands und ist angetrieben von der stetigen Weiterentwicklung seiner Leidenschaft: Design, Lebensart und Kochkultur. Dies sind auch Leitgedanken der BECKER’S Genuss AG.

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5 Kommentare

  1. schade…..es war eine Bereicherung für diese Stadt – das Design ,Konzept , die Bar toll! ein Hauch von Großstadt umwehte die City …jetzt kommt sicher wieder eine Kette wie´´ Va Piano´´ , ´´ Alex„ oÄ. …gähn ..wie überall halt

    • Unterm Strich: Makler Gibers + Barsch. Hinter einem Konstruckt von Unternehmen. Für Nährere Hinweise zu diesem wäre das Finanzamt in Trier bestimmt dankbar 😉

  2. Ob das die ganze Wahrheit ist die geschrieben steht kann ich mir nicht vorstellen. 2 Mieten wegen Baustelle einbehalten, wahrlich kein Kündigungsgrund, zahlt man und fertig,. Normal werden jawohl gerade bei solchen Projekten langfristige Verträge abgeschlossen. Wie auch immer, denke ich mal das die Makler auf dem Moment nur gewartet haben um noch mehr raus zu holen.
    Zum anderen, ich war mir die Hütte nur einmal anschauen, hätte mir nie gefallen, ebenso das Preisgefüge, es paßt einfach nicht, maßlos alles überteuert, persönlich würde ich auch nie solche Preise für n Essen ausgeben.
    Bildlich gesehn, 3 große Töpfe jeden Tag aufgestellt und gezeigt das ein Sternekoch auch n Salzkartoffel kochen kann und der Laden wäre 100 mal am Tag voll gewesen.
    24 Euro für Spare Ribs auch wenn man sich satt essen darf, einfach viel zu teuer.
    Ich trauer dem Laden garantiert nicht nach, egal wie es weiter geht dort.

  3. …wieder ein kleines Stück Kulinarkultur weniger.
    Es ist traurig…aber wie mein Vorredners so schön durchblicken lässt: Schnitzelhäuser für Trier – Qualität egal!

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