Arbeitsmarktbericht für Juli: Jugendarbeitslosigkeit in der Region steigt an

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TRIER. Der regionale Arbeitsmarkt zeigt zu Beginn der Ferienzeit erste Veränderungen. Laut der Agentur für Arbeit Trier überwiegend bedingt durch die Arbeitslosmeldung junger Menschen nach ihrem Ausbildungsende, steigt die Arbeitslosenquote an und liegt im Juli bei 3,7 Prozent.

10.556 Menschen sind aktuell in der Region Trier arbeitslos gemeldet, 302 Personen mehr als im Vormonat. 889 Männer und Frauen haben in den letzten vier Wochen eine neue Stelle gefunden.

Für Heribert Wilhelmi, Leiter der Trierer Arbeitsagentur, ist der Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit zum Ende des Ausbildungsjahres zwar eine Entwicklung, die sich jedes Jahr um diese Zeit abzeichne, dennoch stellt er heraus: „Der Arbeitsmarkt in der Region hat sich in den letzten Monaten stabil positiv entwickelt. Die sinkende Arbeitslosigkeit, wie auch die ungebrochen hohe Nachfrage seitens der Unternehmen nach Fachkräften kennzeichnen den Markt. Jugendliche nach ihrer Ausbildung als Fachkräfte im Unternehmen zu halten ist daher die logische Konsequenz.“

Dass diese Fachkräfte auf Grund der Sommerferien der Betriebe vielerorts erst zu einem späteren Zeitpunkt eingestellt werden, kann der Arbeitsagenturleiter nicht nachvollziehen. „Den eigenen Nachwuchs auszubilden und diesen dann zum Ausbildungsende in die Arbeitslosigkeit zu entlassen, ist kein Aushängeschild für Unternehmen“ merkt Wilhelmi kritisch an. In Zeiten, in denen interessierte Jugendliche aus einer Vielzahl von beruflichen Bildungswegen wählen können, ist dies kein gutes Signal für Bewerber, so Wilhelmi weiter.

Der Trierer Arbeitsagentur wurden in den letzten vier Wochen von den regionalen Unternehmen insgesamt 1.165 vakante Stellen gemeldet. Aktuell können Menschen, die sich auf Jobsuche befinden, aus einem Pool von 3.913 Stellen wählen. Gute Jobchancen bieten sich im Verarbeitenden Gewerbe mit 461 Jobangeboten, im Gastgewerbe mit 452 offenen Stellen, gefolgt vom Handel mit 403 Jobangeboten, dem Gesundheits- und Sozialwesen mit 343 freien Arbeitsplätzen und der Zeitarbeit mit 1.092 Stellenausschreibungen.

Ein heterogenes Bild ergibt sich beim Blick auf die beiden Rechtskreise, die die Arbeitslosigkeit regeln: Die Arbeitslosigkeit steigt bei denjenigen, die noch nicht länger als ein Jahr arbeitslos sind und zur Versichertengemeinschaft SGB III gehören, im Juli um 355 auf nun 4.886 Personen an. Vor einem Jahr waren hier noch 511 Männer und Frauen mehr arbeitslos gemeldet. Bei den sogenannten Hartz-IV Empfängern nach dem SGB II, die vom Jobcenter betreut werden und in der Regel auf Grundsicherung angewiesen sind, sinkt die Arbeitslosigkeit um 53 auf nun 5.670 Personen. Im Vergleich zum Vorjahr sind 125 Menschen weniger gemeldet.

Ausbildungsmarkt
Anfang August starten viele Jugendliche mit ihrer Ausbildung. Für die Berufsberater der Trierer Arbeitsagentur bedeutet dies „Endspurt“ in Sachen Ausbildungsvermittlung. Abgefragt wird deshalb bei den Jugendlichen, die sich in der Berufsberatung registriert haben, ob bereits eine Ausbildungsstelle gefunden wurde, sie sich für den Besuch einer weiterführenden Schule oder gar einen Freiwilligendienst entschieden haben. Wer aktuell noch keinen Ausbildungsvertrag in der Tasche hat, dem greifen die Berufsberater gerne unter die Arme. „Unsere Teams der Berufsberatung und des Arbeitgeber-Service geben im Moment alles um Jugendliche und Betriebe bestmöglich zusammenzubringen, dabei werden auch alternative Wege aufgezeigt“, so Heribert Wilhelmi, Chef der Arbeitsagentur Trier.

Dass sich der Ausbildungsmarkt in einer spannenden Phase befindet zeigt die Auswertung der Statistiker für den Monat Juli: Seit Oktober 2014 wurden dem Arbeitgeber-Service 3.725 freie Ausbildungsstellen gemeldet. Aktuell sind noch 1.226 Berufsausbildungsplätze unbesetzt, 159 mehr als vor einem Jahr. Im gleichen Zeitraum haben sich 3.267 Mädchen und Jungen bei einem Berufsberater der Arbeitsagentur Trier über freie Ausbildungsstellen und verschiedene Berufsbilder informiert.

765 Jugendliche sind im Moment noch auf der Suche, 26 mehr als vor einem Jahr. Insofern kommen auf einen Bewerber 1,6 freie Lehrstellen, was jedoch laut Wilhelmi ein trügerisches Bild vermittelt, da Angebot und Nachfrage nicht immer zusammenpassen würden: „Viele Jugendliche interessieren sich lediglich für eine Handvoll Berufe, in denen die Nachfrage deutlich höher sei als das Angebot. Auf der anderen Seite bringen sie nicht die von den Betrieben gewünschten Schulnoten oder Schulabschlüsse mit – eine Situation, die von beiden Seiten grundsätzlich hinterfragt werden sollte.“

Arbeitslosigkeit und Bewegungsdaten
Die Bewegungsdaten, die die Zugänge in Arbeitslosigkeit und die Abgänge aus Arbeitslosigkeit bewerten, geben wichtige Hinweise zur Dynamik am Arbeitsmarkt. Mehr Abgänge als Zugänge weisen auf eine sinkende Arbeitslosigkeit hin.

In der Region Trier sind aktuell 10.556 Menschen arbeitslos, 302 mehr als im Juni und 636 weniger als im Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote steigt auf 3,7 Prozent und liegt damit 0,1 Prozentpunkte über dem Wert des Vormonats und immer noch 0,3 Prozentpunkte unter der Quote vom Juli 2014.

In den letzten vier Wochen mussten sich 2.890 Frauen und Männer neu oder erneut arbeitslos melden. Im Vergleich zum Vormonat sind das 50 Personen mehr. 2.573 Menschen haben in den letzten vier Wochen wieder einen Weg aus der Arbeitslosigkeit gefunden, 889 Personen haben dabei eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit aufgenommen. Andere nehmen an einer Weiterbildung teil, befinden sich in einer durch die Arbeitsagentur oder das Jobcenter geförderten Beschäftigung oder suchen aus anderen persönlichen Gründen, wie zum Beispiel Krankheit, derzeit nicht mehr nach einer Arbeitsstelle.

Stellenangebote
Im Juli wurden dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit und der Jobcenter 1.165 freie Arbeitsstellen gemeldet, 78 Stellen weniger als im Vergleich zum Vormonat. Der Zugang an Arbeitsstellen liegt geringfügig unter dem Vorjahresniveau. Speziell Unternehmen aus den Branchen Verarbeitendes Gewerbe (173), Handel (142), Gastgewerbe (76), Gesundheits- und Sozialwesen (59) und der Zeitarbeit (420) haben im laufenden Monat vermehrt Stellenangebote über den Arbeitgeber-Service ausgeschrieben.

Jobsuchenden Menschen in der Region stehen aktuell 3.913 vakante Stellen zur Auswahl, was im Vergleich zum Vorjahresmonat 663 Stellen mehr und damit einer Steigerung von rund 20 Prozent entspricht. Die Entwicklung des Bestands an freien Arbeitsstellen liegt bei der Betrachtung der letzten fünf Jahre weiter oberhalb des saisonüblichen Niveaus. Hervorgerufen wird diese Entwicklung hauptsächlich durch die Branchen Baugewerbe, Gastgewerbe, Gesundheits- und Sozialwesen, Öffentlicher Verwaltung sowie Zeitarbeit.

Personengruppen – jugendliche und ältere Arbeitslose, Frauen und Männer
Aktuell sind 5.703 Männer und 4.853 Frauen in der Region arbeitslos, darunter 1.337 Jüngere bis 24 Jahre, 3.627 Ältere der Generation 50plus und 1.383 Ausländer. Vom Rückgang der Arbeitslosigkeit profitieren – mit Blick auf das Vorjahr – alle Personengruppen mit Ausnahme der Ausländer. Den deutlichsten Rückgang gegenüber dem Vorjahr verzeichnet, wie seit Jahresbeginn, die Personengruppe der Jüngeren. Allerdings ist bei den unter 25-Jährigen ein deutlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat auszumachen. Im Vergleich zum Vormonat sind 106 Männer, 196 Frauen, 257 unter 25-Jährige und 31 Ausländer mehr auf Jobsuche; bei den über 50-Jährige sind dagegen 30 weniger auf der Suche nach Arbeit.

Blick in die einzelnen Regionen

Stadt Trier
Die Arbeitslosenquote in der Stadt Trier stagniert mit Blick auf den Vormonat bei 5,1 Prozent. Das Niveau des Vorjahresmonats wird mit 0,4 Prozentpunkten unterschritten. In der Moselmetropole sind im Juli 2.896 Menschen ohne Job. Ihren Weg aus der Arbeitslosigkeit konnten 768 Personen finden. In der Stadt Trier befinden sich insgesamt 1.579 Männer, 1.317 Frauen, 349 unter 25-Jährige und 852 über 50-Jährige auf der Suche nach einer Arbeitsstelle. Erfreut zeigt sich Heribert Wilhelmi, Chef der Trier Arbeitsagentur über die Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit in der Stadt Trier: „Augenfällig ist, dass hier die Jugendarbeitslosigkeit in den letzten vier Wochen nicht so deutlich angestiegen ist wie in den Landkreisen der Region. Vom Anstieg betroffen sind 14 Menschen unter 25 Jahren, was einer Steigerung im einstelligen Bereich entspricht. In den Landkreisen ist die Arbeitslosigkeit unter den jungen Menschen von Juni auf Juli im Schnitt um rund 32 Prozent gestiegen.“

Seit Jahresbeginn sind dem Arbeitgeber-Service für die Stadt Trier 2.491 offene Stellen gemeldet worden, was im Vergleich zum Vorjahresmonat einem Zuwachs von 95 Stellen und damit einer Steigerung von rund 26 Prozent entspricht. In Trier können Jobsuchende derzeit aus einem Pool von 1.167 offenen Stellen wählen.

Landkreis Bernkastel-Wittlich
Mit 3,5 Prozent klettert die Arbeitslosenquote zum Beginn der Ferien im Landkreis Bernkastel-Wittlich um 0,2 Prozentpunkte nach oben. Aktuell sind im Landkreis 2.152 Menschen auf der Suche nach einem Wirkungskreis. Im Vergleich zum Juni sind 138 Männer und Frauen mehr von Arbeitslosigkeit betroffen. In den vergangen vier Wochen meldeten sich 635 Menschen des Landkreises neu oder erneut arbeitslos. Im Vergleich zum Vormonat sind dies 29 Personen mehr. 497 Jobsuchende haben in den letzten vier Wochen einen Weg aus der Arbeitslosigkeit gefunden.

Unter den aktuell 1.156 arbeitslosen Männern und 996 arbeitslosen Frauen befinden sich 298 unter 25-Jährige – was mit Blick auf den Vormonat einem Anstieg um 28 Prozent entspricht – und 774 über 50-Jährige. Die Jobsuchenden aus der Region Bernkastel-Wittlich können derzeit aus 943 freien Jobs wählen, was einer Steigerung von rund 48 Prozent im Vergleich zum Juli des Vorjahres entspricht.

Eifelkreis Bitburg-Prüm
Im Eifelkreis Bitburg-Prüm steigt die Arbeitslosenquote leicht von 2,9 Prozent im Juni auf nun 3,1 Prozent. Innerhalb des Agenturbezirks der Agentur für Arbeit Trier ist der Eifelkreis damit erneut die Region mit der niedrigsten Arbeitslosenquote. Aktuell sind 1.597 Bürger des Eifelkreises ohne Job. Unter den 836 arbeitslosen Männern und 761 arbeitslosen Frauen befinden sich 229 unter 25-Jährige und 532 über 50-Jährige.

Bei der Personengruppe der Jugendlichen unter 25 Jahren stieg die Arbeitslosigkeit im Juli im Vergleich zum Vormonat um rund 32 Prozent an. 505 Menschen haben im Juli bei Arbeitsagentur oder Jobcenter ihre Arbeitslosigkeit angezeigt; im Vergleich zum Vormonat sind dies 38 Personen mehr. 426 Menschen konnten ihre Arbeitslosigkeit wieder beenden, hierunter haben 174 Personen ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis aufgenommen.

Im Eifelkreis Bitburg-Prüm standen Jobsuchenden im Juli 557 Stellen offen. Die Unternehmen im Eifelkreis meldeten der Arbeitsagentur im Juli 167 vakante Stellen neu.

Kreis Vulkaneifel
Im Vulkaneifelkreis steigt die Arbeitslosigkeit im Juli auf 4,1 Prozent, was im Vergleich zum Vormonat einer Veränderung von 0,1 Prozentpunkten entspricht. Auf Stellensuche sind in der Region Vulkaneifel aktuell 1.338 Menschen. Unter den 712 Männern und 626 Frauen befinden sich 144 unter 25-Jährige – rund 27 Prozent mehr als noch im Vormonat – und 544 über 50-Jährige. Gegenüber Arbeitsagentur und Jobcenter zeigten 296 Menschen ihre neue oder erneute Arbeitslosigkeit an.

279 Männer und Frauen fanden den Weg aus der Arbeitslosigkeit, davon haben 89 eine sozialversicherungspflichtige Stelle angetreten. Der Bestand an offenen Stellen sinkt im Vergleich zum Juni dieses Jahres leicht und liegt aktuell bei 343. Seit Jahresbeginn wurden dem Arbeitgeberservice 828 vakante Stellen seitens der regionalen Unternehmen gemeldet.

Landkreis Trier-Saarburg
Im Landkreis Trier-Saarburg sind aktuell 2.503 Menschen arbeitslos gemeldet und damit 70 Personen mehr als im Juni. Die Arbeitslosenquote steigt im Juli um 0,1 Prozentpunkte an und liegt nun bei 3,2 Prozent. In der Region Trier-Saarburg haben sich im Juli 676 Menschen neu oder erneut bei Arbeitsagentur oder Jobcenter gemeldet, 36 Personen mehr als im Juni. Den Weg aus der Arbeitslosigkeit haben 603 Menschen gefunden.

Von den 1.420 arbeitslosen Männern und 1.153 arbeitslosen Frauen sind 317 jünger als 25 und 925 älter als 50 Jahre. Beim den unter 25-Jährigen haben sich 92 Personen mehr als im Vormonat arbeitslos gemeldet, was einer Steigerung von rund 41 Prozent entspricht. Die Unternehmen im Landkreis Trier Saarburg meldeten dem Arbeitgeberservice im Juli 234 vakante Stellen und damit 107 Stellen weniger als noch im Juni.

Insgesamt konnten Jobsuchende in der Region im aktuellen Monat auf einen Pool von 903 Stellen zugreifen, was im Vergleich zum Vorjahresmonat immer noch einer Steigerung von 29 Prozent entspricht.

Bettina Dickes, die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, erklärt dazu, dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit auch daraus resultiert, dass viele Vertretungslehrer wieder in die Arbeitslosigkeit geschickt würden.

„Rheinland-Pfalz ist bundesweit trauriger Spitzenreiter bei den arbeitslosen Lehrern vor den Sommerferien. Und das trotz Lehrermangel und Unterrichtsausfall. Ich fordere die Dreyer-Regierung auf, diese kontraproduktive und unsoziale Praxis umgehend einzustellen“, erklärt Dickes.

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2 Kommentare

  1. Vielleicht liest Herr Wilhelmi von der Arbeitsagentur in Trier meinen Kommentar hier und könnte dann meine Fragen auch relativ zeitnah beantworten?
    Oder evtl. könnte ja auch ein Whistleblower bei der Aufklärung meiner Fragen helfen?
    Augenfällig ist – das nahezu 28 Prozent der vakanten Stellen bei Zeitarbeitsfirmen sind. Weiterhin stelle ich mir die Frage, wie der durchschnittliche Stundenlohn der 3.913 vakanten Stellen in Trier ist.
    Ich meine, bei so einem hohem Fachkräftemangel, werden die Unternehmer doch sicher übertarifliche Löhne zahlen oder wie sehen hierzu die konkret gemessenen Zahlen aus?

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