Bitburger Tennis-Grand-Prix: Die Maxime von Max – zurück in die Zukunft

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Der Österreicher Maximilian Neuchrist hat bereits 18 ITF-Turniere gewonnen. Foto; Markus Grundhöfer

TRIER. Dem Bitburger Tennis-Grand-Prix auf der Anlage des TC Trier haben seit der ersten Auflage im Jahr 1986 schon Spieler verschiedenster Nationalitäten ihren Stempel aufgedrückt – ein Österreicher war noch nicht darunter. Das könnte sich in diesem Jahr ändern, denn der Wiener Maximilian Neuchrist steht nach zwei deutlichen Siegen im Viertelfinale.

Wirklich überraschend kommt es nicht, dass die Nummer 6 der Setzliste der Favoritenrolle in den bisherigen Matches gerecht wurde. Der Wiener war im Vorjahr in der Weltrangliste schon bis auf Rang 310 im Einzel und sogar 135 im Doppel geklettert. Dann war erst einmal Schluss mit der rasanten Entwicklung, die am Ende des Jahres 2009 auf Rang 1711 gestartet war. „Ich musste mich innerhalb kurzer Zeit zwei Operationen unterziehen“, erzählt Neuchrist, der am heutigen Mittwoch in Trier seinen 24. Geburtstag mit dem 6:2, 6:4-Sieg über Alexander Caspari und dem Einzug ins Viertelfinale standesgemäß feierte.

Ein halbes Jahr lang fiel er nach den OPs am Handgelenk und am Zeh aus und rutschte in der Weltrangliste „im Einzel bis über 600, im Doppel noch viel weiter nach hinten“. Bis zum Verletzungspech war im Einzel auf den Weg, in die Qualifikation für die Australian Open zu rutschen – im Doppel wäre er fast sicher dabei gewesen. Es entspricht seinem Naturell, dass er sich nicht mehr mit diesen Monaten beschäftigt, sondern den Blick nach vorne richtet. Das Turnier in Trier beginnt mit dem Match gegen den deutschen Nachwuchsmann Hannes Wagner jetzt erst wirklich, „weil es mit dem Erreichen des Halbfinales dreimal so viele Punkte gibt, wie für das Viertelfinale“. Ab August geht es dann aber erst richtig los, „weil ich im letzten Jahr ab Juli nur noch acht Punkte zu verteidigen habe. Alles was ich darüber hinaus gewinne, kann ich ohne Abzug auf mein Punktekonto draufpacken.“

Sein Tennis bezeichnet er als „aggressiv und offensiv“, gerade auf Sand eine immer seltener werdende Spielweise. Diese Spielweise ist zwar anfälliger für Fehler, stellt seine Gegner aber oft vor unlösbare Probleme, wenn er in Form ist. So wie auch am Dienstag, als er sich gegen Caspari nur eine kurze Schwächephase zum 2:4 im zweiten Satz leistete, dann aber ohne Spielverlust blieb, als er sich wieder gefangen hatte.

Bei seiner Aufholjagd in der Weltrangliste sind Pausen rar. Wenn er nach Turnieren wieder in Richtung Süden reist, stehen oft noch Vereinsspiele im bayerischen Rosenheim (Regionalliga) oder beim TC Schwarzenberg Wien (Bundesliga) an. In Trier ist der 194 cm große Modellathlet ohne Trainer angereist, in Österreich ist für ihn Verbandstrainer Michiel Schapers zuständig. Der frühere niederländische Daviscup-Spieler schrieb in seiner aktiven Zeit mit Siegen über Boris Becker und Yannick Noah bei den Australian Schlagzeilen.

Mit drei Einzeltiteln – der letzte gelang ihm im April dieses Jahres im türkischen Antalya, wo er auch im Doppel gewann und bereits 17 (!) Doppeltiteln ist Neuchrist der mit Abstand erfolgreichste Starter beim Bitburger Tennis Grand Prix. Entsprechend ehrgeizig sind seine Ziele: „Bis zum Ende des Jahres will ich im Einzel unter Rang 300 stehen, im Doppel unter 200.“ Mit Starts bei Challenger-Turnieren könnte die Kletterpartie beschleunigt werden, das Risiko ist aber auch höher, weil die Konkurrenz stärker ist. Also plant er erst einmal, abseits des Courts eher Taktiker, über die Futures ans Ziel zu kommen.

Den Plan B hat er aber auch schon in der Tasche. Sollte er die selbst gesteckten Ziele nicht erreichen, dann will er dennoch dem Tennis verbunden bleiben: „Mir macht das Reisen einfach zu viel Spaß, um mich mit etwas ganz anderem zu beschäftigen. Die Kombination Trainer/Physiotherapeut, finde ich ganz spannend.“

Als Spieler wird man den sympathischen Österreicher in Trier wohl nicht mehr sehen. Obwohl er gerne kommen würde: „Hier stimmt einfach alles. Die Organisation ist top, es ist alles da, was man sich wünscht und es schauen viele Leute zu, die Ahnung vom Tennis haben. Alles das kann man wahrlich nicht bei allen Futures feststellen.“

Am Mittwoch ereilte den an Nummer 1 gesetzten Australier Gavin van Peperzeel das Aus. Der 23-Jährige zog gegen den Deutschen George von Massow nach gewonnenem ersten Satz noch mit 6:4, 6:7, den Kürzeren. In einem wenig spektakulären Spiel, das von vielen leichten Fehlern geprägt war, war von Massow der etwas offensivere Akteur, der sich im Lauf des Matches auch steigern konnte. Der Deutsche, der 2012 in Trier mit Maximilian Dinslaken Doppelsieger geworden war, trifft im Viertelfinale auf seinen Landsmann Jan Choinski (Nr. 7), der sich mit 7:6, 6:2 gegen Julian Onken durchsetzen konnte.

Sehr emotional ging es im innerdeutschen Duell zwischen Jean-Marc Werner und Robin Kern zu. Kern hatte den ersten Durchgang mit 6:3 relativ locker für sich entschieden, vergab dann leichtfertig die Chance zum Zweisatzsieg. Als er im Tiebreak des zweiten Satzes erneut einige unerzwungene Fehler fabrizierte, musste sein Schläger dran glauben. Er schmetterte das Racket so heftig auf den Boden, dass es in zwei Teile zerbrach. Die Folge: Er verlor den zweiten Satz und startete mit 0:4 in den entscheidenden Durchgang. Diesen Rückstand konnte er nicht mehr wettmachen – am Ende unterlag er mit 6:3, 6:7, 2:6.
Da ungewöhnlich viele Spieler, die im Einzel weit gekommen sind, auch für die Doppel gemeldet haben, hat Turnierdirektor Markus Grundhöfer in Abstimmung mit Oberschiedsrichter Dimitris Saratzidis die Einzel früh (ab 12 Uhr) angesetzt. Das Match oft he Day (nicht vor 18 Uhr) wird das Doppel zwischen den Nummer 1 gesetzten Stefano Travaglia (Italien)/Gavin van Peperzeel (Australien) und der deutsch-russischen Kombination Julian Onken/Ilya Polanskiy sein.

Ergebnisse Achtelfinale: Jan Choinski (Deutschland/Nr. 7) – Julian Onken (beide Deutschland) 7:6, 6:2, Matteo Fago (Italien) – Daniel Uhlig (Deutschland) 7:5, 7:6, Marc Giner (Spanien/Nr. 5) – Michael Feucht (Deutschland) 6:3, 6:2, Jean-Marc Werner – Robin Kern (beide Deutschland) 3:6, 7:6, 6:2, Maximilian Neuchrist (Österreich/Nr. 6) – Alexander Caspari (Deutschland) 6:1, 6:4, Hannes Wagner – Benjamin Hassan (beide Deutschland) 6:4, 6:1, George von Massow (Deutschland) – Gavin van Peperzeel (Australien/Nr. 1) 5:7, 7:6, 6:4, Stefano Travaglia (Italien/Nr. 3 – David Simunek (Tschechien) 6:3, 3:6, 7:5

Zeitplan Viertelfinale Einzel: George von Massow – Jan Choinski, Maximilian Neuchrist – Hannes Wagner, Matteo Fago – Marc Giner (alle 13 Uhr), Jean-Marc Werner – Stefano Travaglia (nicht vor 14.30 Uhr).

Viertelfinale Doppel: David Pel/Dennis van Scheppingen – Ugo Nastasi/Mike Scheidweiler (nicht vor 16 Uhr), Matteo Fago/Robin Kern – Felipe Mantilla/Goncalo Oliveira, Sherif Abohabaga/Benjamin Hassan – Maximilian Neuchrist/George von Massow (nicht vor 16.30 Uhr), Stefano Travaglia/Gavin van Peperzeel – Julian Onken/Ilya Polonskiy (nicht vor 18 Uhr)

Setzliste: Nr. 1 Gavin van Peperzeel (Australien/Nr. 317 der Weltrangliste), Nr. 2 Federico Coria (Argentinien/348), Nr. 3 Sefanon Travaglia (Italien/328), 4. Daniel Masur (Deutschland/418), 5. Marc Giner (Spanien/436), 6. Maximilian Neuchrist (Österreich/489), 7. Jan Choinski (Nr. 574), 8. Jean-Marc Werner (Nr. 599)

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