Asbest: Krebserregendes Material in Trierer Wohngebiet freigesetzt

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TRIER. Bereits seit vergangenem Mittwoch weht im Trierer Stadtteil Feyen der Staub des krebserregenden Materials Asbest durch die Luft, darüber sind sich unterschiedliche Experten aus dem Baugewerbe und der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft einig.


Schon geringe Mengen des gesundheitsgefährdenden Baustoffes können beim Einatmen zu Krebserkrankungen führen. Umso verwunderlicher ist es, dass ein Trierer Abbruchunternehmen derzeit in der Straße „Am Bildstock“ seine Arbeiter mit dem Abbruch von asbesthaltigen Dach- und Fassadenplatten, Well-Eternitplatten beschäftigt und ohne die unter strengen Auflagen vorgeschriebene Schutzkleidung arbeiten lässt und darüber hinaus die Anwohner über die baulichen Maßnahmen nicht informiert wurden.

Wetterhähne, Gartenzwerge und auf einem Trampolin springende Kinder. In Trier-Feyen lässt es sich gut leben. Gut bürgerlich.

Einfamilienhäuser mit liebevoll gestalteten Vorgärten und akkurat getrimmte Rasenflächen prägen das idyllische Bild des knapp 6.000 Einwohner zählenden Stadtteils im Trierer Süden.

Die Grundschule Feyen, ein mit Musik-, Sport- und Kulturvereinen ausgeprägtes Vereinsleben, die Spiel- und Bolzplätze und das Südbad, die mit bis zu 8.000 Besuchern täglich im Sommer wohl populärste Freizeiteinrichtung der Stadt, bieten den Einwohnern ein harmonisches Leben.

Zu diesem harmonischen Leben und der Gemeinschaft trägt auch das beliebte Straßenfest am Bildstock bei. Die Organisatoren um Rolf Bepler, Willi Lenz, Gregor Bermes und die Eheleute Franz und Monika Backendorf schufen das Straßenfest 1983 mit einem selbstgebastelten Weinstand wie aus dem Nichts und spendeten gleich im ersten Jahr stolze 1.000 D-Mark an die Krebshilfe.

Trauriger Zufall, dass diese harmonische Idylle in eben dieser Straße nun von dem krebserregenden Material Asbest gestört werden soll.

Ein Wohnhaus aus den 1930er Jahren sollte nach langem Hin und Her und mehrfachen Besitzerwechseln jetzt schließlich abgerissen werden und Platz für neuen modernen Wohnraum schaffen. Die obere Etage des Baus wurde bereits abgerissen und brachte mit Asbest – so sind sind die Experten sicher, eine der größten Altlasten der Baugeschichte zum Vorschein.

Jetzt droht auf dem rund 800 Quadratmeter großen Grundstück Baustopp. Der Grund dafür seien die durch den begonnenen Abriss freigesetzten Asbestfasern.

Der große Haufen mit dem wohl belasteten und gefährlichen Bauschutt liegt offen herum. An der Frontseite des Grundstücks sind fünf Bauzaungitter aufgestellt. Ein etwa hüfthohes Gartentor aus Metall ist mit einem Kabelbinder verschlossen und soll so auch Kinder vom Betreten der zum abenteuerlichen Spielen einladenden Ruine abhalten.

Eine tatsächliche Absperrung und entsprechende Warnhinweise fehlen. Spaziergänger und Anlieger betrachten das zur Hälfte abgerissene Gebäude und die daraus vermutlich hervorgehende Gesundheitsgefahr völlig ahnungslos.


Das Einatmen des gefährlichen Minerals Asbest erhöht das Lungenkrebsrisiko um ein vielfaches. Experten belegen etwa, dass das Risiko von Rauchern bei Asbestbelastung circa zehn mal größer ist als bei Nichtrauchern. Seit einigen Jahren gebe es in Deutschland sogar mehr Todesfälle durch Asbest-Belastungen als tödliche Arbeitsunfälle.

Anwohner der Straße „Am Bildstock“ haben die Bauaufsicht am Montag über die Zustände vor Ort informiert. Gestern wurden Proben des belasteten Materials entnommen und zur Untersuchung nach Mainz geschickt.

Für heute Nachmittag hatte sich die Berufsgenossenschaft zum Ortstermin angekündigt und parallel sollte der Abbruch des Gebäudes schon heute Mittag fortgesetzt werden.

Weitere Abrissarbeiten würden den krebserregenden Stoff weiter aufwirbeln und über die Luft in die Vorgärten, Häuser und Wohnungen transportieren.

Das Abbruchunternehmen ist nicht erschienen, die Berufsgenossenschaft war somit zumindest heute machtlos.

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10 Kommentare

  1. Ich frage mich nur, weshalb man warten muss bis da wieder einer weiterarbeitet um dann erst zu handeln. Sache ist doch, dass der Dreck von der momentan starken Luft in die Nachbargärten getragen wird.
    Ich habe heute Morgen ein langes Gespräch mit Herrn Backes von der Struktur- und Genehmigungsbehörde Nord geführt. Ihm seien die Hände gebunden, meinte er:“ Wir können nur dann eingreifen wenn dort gearbeitet wird“
    WAS SOLL DAS??
    Das heißt doch mit anderen Worten dass, wenn die Arbeiten nicht weitergeführt werden, sich die lungengängigen Fasern in der ganzen Siedlung verbreiten können. Später wird dann irgendeiner bestraft und zahlt ein Bußgeld???
    Hallo gehts noch??
    Ich sehe hier nur zwei Möglichkeiten….
    1stens…das Zeug ist ungefährlich??? Dann nervt die Handwerker verdammt noch mal nicht mehr mit euren geldfressenden Vorschriften…
    oder 2tens…die Fasern sind hochgefährlich (was ich auch glaube), dann müssen die dort schnellstmöglich weg. Sind die Menschen hier nicht wichtiger als irgendeine Zuständigkeit??
    TUT WAS…..JETZT
    Für wen bitteschön, seid ihr eigendlich da????

  2. Es ist eine Schweinerei. Eine bodenlose Frechheit was da auf dem Ruecken der Buerger ausgetragen wird!! Der Preis dafuer ist unsere Gesundheit. Schaemt Euch. Gruss nach Feyen!!

  3. Halten wir mal fest……Am Montag haben wir Herrn Manfred Groben von der Gewerbeaufsicht über diese Sauerei informiert. Nach nochmaligem Anruf am Dienstag hatten wir dann einen Ortstermien um 10:30 Uhr. Anwesend war auch Herr Peter Niebling vom Umweltamt. Beiden waren laut Aussage „die Hände gebunden“. Nach beider Meinung ist jetzt, nach getaner Arbeit, der Bauherr in der Pflicht. Anschließend gab ich beiden Herren die luxembourger Handynummer des Grundstücksinhabers. Gestern war dann Herr Leonartz von der Bau BG vor Ort. Leider konnte er auch nichts machen, weil die Firma ………-Abbruch wieder mal nicht am Arbeiten war…..Ihm waren dann die Hände gebunden!

  4. Heute Abend haben wir hier ein Nachbarschaftstreffen…..es muss ja mal zumindest dafür gesorgt werden, dass keine weiteren Fasern in die Luft gewirbelt werden. Herr Groben hat da ein großes Wissen ….mit welchem Material man das binden kann…..welche Schutzmaßnahmen zu ergreifen sind……ist ja alles so gefährlich. Nur das geht halt nicht ohne das Einverständnis des Eigentümers. Heute Morgen rief ich ihn dann an und war sehr erstaunt zu erfahren dass er noch von nichts wusste. Dafür, liebe Behördenmitarbeiter habe ich beim besten Willen kein Verständnis. Wir sind euch also scheißegal……..Denke schon, dass hier Gefahr im Verzug ist….oder???? Macht euren Job verdammt noch mal.

  5. Ist ja unglaublich, hier sollte man sich an eine breite Öffentlichkeit wenden, Mario Barth oder ähnliches, wie man sieht, kommt man hier nicht weiter. Wird ja auch keiner der Herrschaften bestraft., man sollte den Müll bei den Verantwortlichen der Stadt auf dem Grundstück entsorgen, vielleicht nützt das etwas.

  6. Nein die Behörde tut ja nichts….deren Chef (ein Grüner) hat wichtiger Sorgen….er muss ja die Madentonne einführen…. Dafür wird er ja schließlich bezahlt…

  7. DAs kenne ich schon in anderen Angelegenheiten dass die Mitarbeiter der Stadtbehörden nix wissen nix hören nix sehen, da muss man sich eben an die höheren Behörden wenden ADD oder die Landesbehörden und natürlich auch an die Presse am besten das Fernsehen bis sich dann mal etwas bewegt, eigentlich müsste die Feuerwehr oder das THW die Baustelle umgehend abdecken damit keine Asbestfasern mehr freigesetzt werden, Anzeige erstatten gegen die verursachende BAufirma wäre auch eine Massnahme.

    Ich wünsche den Betroffenen viel Erfolg , der Ärger in einem wächst ins unermessliche wenn man erkennt dass Behörden einem nicht helfen wollen können und man alleine gelassen wird.

  8. ja und? Die Arbeiter, die die PCB-Farbe in den Franzosenbauten in Feyen abgeschliffen haben bzw. nebenan Arbeiteten hatten auch keinerlei Schutzkleidung.

  9. @hau es ist nicht die ADD sondern die SGD…und deren Viezechefin ( Vorgesetzte von Backes u Groben u.a.,) sitzt auch noch im Trierer Stadtrat…

  10. Na geht doch…..
    heute gegen 15:30 war Herr Jan Biewers von der Gewerbeaufsicht vor Ort.
    Die Folge:
    Einstellung der Arbeiten, Belehrung über die Sicherungsmaßnahmen beim Abbau von Asbest.
    Auflage: Keine Arbeiten mehr bevor die Baustelle asbestrein ist.

    Abrücken von der Baustelle, Schutzanzüge und Staubmasken kaufen, Asbestsauger und Bindemittel vorhalten.
    Herr Biewers machte deutlich, das er ab sofort die Baustelle im Auge behält.
    90 Minuten später war die Firma dann mit 5 Mann, Schutzanzügen plus Atemmasken zurück und reinigte die Baustelle nach Vorschrift. Beobachtet von Jan Biewers, der permanent auf der Baustelle war und die Arbeiten überwachte.
    Der Südwestrundfunk stellte den Anwohnern Fragen zwecks Berichterstattung.
    Herr Biewers wollte sich im Detail nicht öffentlich äußern.

    Résumé
    Es geht alles wenn man will….auch ordentlich Arbeiten.
    Die Sache geht nun an die Staatsanwaltschaft.
    Um eventuelle Bodenkontaminierung kümmert sich die Umweltbehörde.
    Ohne öffentlichen Druck kommst du heute nicht mehr weiter!

    Bedanken möchte ich mich…
    – bei der Gewerbeaufsicht, die, obwohl extreme Personalknappheit, den einzigen freien Mann zur Baustelle Am Bildstock abgestellt hat.
    – beim Südwestrundfunk für die mediale Unterstützung…
    …und nicht zuletzt bei
    Lokalo.de
    Denn, traurig aber wahr…..
    Ohne öffentlichen Druck kommst du heute nicht mehr weiter!!!!!!!!!

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