Paukenschlag in der BBL: Artland Dragons werfen das Handtuch – TBB wieder in der 1. Liga?

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QUAKENBRÜCK/KÖLN/TRIER. Das Gerücht, dass nicht nur die Trierer Basketballer in eine finanzielle Schieflage geraten sind, machte schon länger die Runde. Auch der Name „Artland Dragons“ wurde dabei zunehmend häufiger genannt. Wer die Historie der Quakenbrücker kennt, wollte es nicht glauben, waren doch die Norddeutschen durch einen spendablen Mäzen finanziell immer gut gebettet. Nun hat der Club aus der kleinsten Bundesligastadt (13 000 Einwohner) das Handtuch geworfen. Das könnte für ein völlig neues Abstiegsszenario sorgen.

Zur Chronologie der Ereignisse. Die Artland Dragons haben der BBL mitgeteilt, den Spielbetrieb mit sofortiger Wirkung einzustellen. Als Begründung wurden „der Standortnachteil“ mit kleiner Halle und nur wenigen Sponsoren in einer mehr und mehr professionalisierten Liga genannt. Und weiter: „Die Gesamtetats der Konkurrenten sind gestiegen, so dass es für die Dragons nicht mehr möglich ist, den gewachsenen Ansprüchen gerecht zu werden.“

Den Löwenanteil des auf rund vier Millionen Euro geschätzten Etats hatte die Firma „medico“ getragen, eine in Quakenbrück ansässige Textilfirma, deren Chef der ehemalige Bundesliga-Basketballer Günter Kollmann ist. Der hatte nach Informationen aus Insiderkreisen Mitstreiter gesucht, um den Basketballstandort Quakenbrück zu retten.


2003 waren die Niedersachen in die Bundesliga aufgestiegen, in ihrer besten Saison 2006/2007 wurden sie deutscher Vizemeister. Ein Jahr später gewannen die Dragons den BBL-Pokal. Vor dieser Saison, in der der Club überraschend den Einzug in die Playoffs verfehlt hat, war Triers Nationalcenter Andreas Seiferth ins Artland gewechselt. Passend zur traurigen Nachricht präsentierte sich die Homepage der Dragons am heutigen Sonntag ganz in schwarz. Später stand auf der Startseite „404 – Hier gibt es nichts zu sehen“.
Nach dem Abstieg der Crailsheim Merlins und der TBB Trier und dem Rückzug der Quakenbrücker hat die Liga nur noch 15 Mitglieder. Die Aufsteiger aus Würzburg und Gießen füllen das Feld auf 17 auf. Mit welchem Teilnehmerfeld die BBL nun in der Saison 2015/16 an den Start geht, entscheidet sich wohl in der kommenden Woche.

Was den Rückzug der Dragons angeht, hat sich BBL-Geschäftsführer Jan Pommer so geäußert: „Die Entscheidung ist natürlich sehr bedauerlich, aber wir müssen sie akzeptieren.“ “, sagte BBL-Geschäftsführer Jan Pommer. Am kommenden Donnerstag wird über die Zusammensetzung der Liga beraten. Auch wenn das einen schiefen Spielplan über eine gesamte Saison zur Folge hätte, ist sogar ein Starterfeld von 17 Vereinen möglich. Es kann aber natürlich auch sein, dass es noch einen Club erwischt, der keine Lizenz bekommt. Dann wäre man bei 16 Vereinen, was die im Europapokal startenden deutschen Vertreter begrüßen würden. Die dritte und letzte Möglichkeit ist ein Wildcardverfahren, für das sich nicht nur die beiden Absteiger aus der BBL, als Crailsheim und Trier, sondern viele andere Vereine bewerben können. Auch solche, die nicht in der PRO A spielen.

TBB in der 1. Liga – wohl kaum
Dass manche Trierer Basketballfans nun schon wieder Hoffnung schöpfen, ist vielleicht nachvollziehbar, aber sicherlich auch verfrüht. Denn für eine Wildcard sind 250 000 Euro zu berappen. Schwer machbar und noch schwerer vermittelbar ist sicherlich, dass ein Lizenznehmer der wegen einer Finanzlücke von 800 000 Euro Insolvenz beantragt hat, auf einmal eine Viertelmillion locker machen kann, um erneut das Startrecht zu erwerben. Und es gibt noch einen nicht zu unterschätzenden Faktor. Um eine Wildcard zu erhalten, müssen die Lizenzinhaber der BBL zustimmen. Ob die TBB angesichts der Historie in punkto Finanzen die Mehrheit der Clubs hinter sich scharen kann, muss bezweifelt werden.

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4 Kommentare

  1. Da hat die Bananen-BBL ja nun, was sie will: Neben der TBB hat es den nächsten „Kleinen“ erwischt. Sehr schade um die Drachen, denn neben der Tradition hat dieser sympathische Standort enormes Potential. Leider kann man da als Traditionsverein nicht mithalten, wenn von den geldverwöhnten Balltretvereinen wie den Bayern die Messlatten in die Luft gehoben werden.
    Die Zukunft wird wohl leider so sein, daß in der höchsten deutschen Spielklasse ein paar Balltretvereine nebenbei Basketball spielen lassen. Auf lange Sicht schafft die BBL sich so ab! Vielleicht die Chance für ProA und ProB, sich neu aufzustellen und in Zukunft als die höchsten deutschen Spielklassen (nicht zu verwechseln mit der Geldklasse BBBL) zu etablieren.

  2. @ Eumel: ja, das wäre so schön, wenn man so argumentieren könnte, oder? Ist es aber leider nicht.
    Die „Drachen“ zählen mitnichten zu den „Kleinen“ der Liga. Vielleicht was den Standort und Einwohnerzahl betrifft. Was die Organisation und vor allem den Etat betrifft, zählen sie mit Sicherheit zur oberen Hälfte. Soviel zu „geldverwöhnt“.
    Es wurde (aus welchen Gründen auch immer) in den letzten Jahren eben kein breiter Sponsorenstamm aufgebaut, sondern vielmehr auf die Unterstützung des Mäzens und der Gesellschafter gebaut. Die geben sich mittelfristig nun nicht mehr mit Playoffs zufrieden, sondern wollen wieder Titel sehen. Das ist mit dem vorhandenen Budget nicht möglich, also machen sie den Laden zu. Gibt übrigens ein interessantes Interview mit Marko Beens dazu.

    Wie gesagt…es wäre so schön einfach. Ist es aber nicht.

  3. Manchmal frage ich mich, warum im Namen des TBB die Stadt Trier vorkommt. Vielleicht dass die Mannschaft noch in Trier trainiert und ab und zu auch da spielt? Wer aus Trier spielt denn eigendlich in der ersten Mannschaft? Sicher sind viele Unterstützer und Ehrenamtliche aus der Region. Aber fast alle Aktiven sind doch Baskettball-Legionäre aus allen möglichen Ländern. Wo soll denn da die Verbundenheit der Sponsoren und Zuschauer herkommen?
    Da sind mir die vielen Amateurmannschaften in der Region näher dran. Aber auch da entscheidet mittlerweile meistens auch nur noch das Geld bei welcher Mannschaft aufgelaufen wird. Fast überall die gleiche Entwicklung.

  4. Ist es nicht in sämtlichen Profivereinen aller Sportarten der Fall, daß die Spieler von ausserhalb kommen? Beispiel Balltreter von Bayern München: Auch nur einer kommt aus München, und drei weitere aus Bayern. Der Rest ist von sonstwo her, wovon mehr als 50% Ausländer sind. Ich sehe da keinen großen Unterschied zur Trier oder den anderen Vereinen der BBL.
    Fakt ist auch, daß Jugendspieler wollen müssen und gefördert werden müssen. Hier besteht glaube ich Verbesserungsbedarf in der Zusammenarbeit mit anderen Vereinen und vielleicht auch in der Infrastruktur, um Talente von ausserhalb schneller anbinden zu können. Stichwort Internat.

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