Menschen aus der Region – Im Porträt: Rapper und Tänzer Daniel Grischov

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Photo by Farina Photography

 

Der 22-jährige Daniel Grischov ist nicht nur als der verrückte Typ im rosa Plüschhasenkostüm bekannt, der mit dem Harlem Shake ganz Trier zum Tanzen brachte. Der junge Rapper, Tänzer und Schauspieler mischt mit seinen kreativen Ideen regelmäßig die Trierer Szene auf.

Daniel, Du bist ein richtiges Multitalent, daher fangen wir mit deiner größten Leidenschaft an: Wie kommst du zur Musik?

„Die Musik drückt das aus was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist“ (Victor Hugo), sie ist mein Leben und hilft mir in allen Lebenslagen weiter. Schon seit vielen Jahren verfasse ich für mich selbst Texte und Gedichte und untermale diese mit Beats und Musik. Keiner wusste davon und eigentlich wollte ich damit auch nie an die Öffentlichkeit, bis zum September 2012.

Anfang September 2012 feierte mein Vater seinen 45. Geburtstag. In der Familie haben wir uns abgesprochen, dass jeder etwas Kleines zu diesem Anlass vorführen wird. Ich habe mich entschieden einen Songtext zu schreiben und zu rappen. Der Text handelte hauptsächlich von meinem Vater und unserer großartigen Familie. Das Schönste für mich war, dass mein Vater am Ende Tränen in den Augen hatte.

Das Ganze wurde von meiner Schwester gefilmt und wir haben es auf YouTube gestellt. Die Resonanz auf das Video war erstaunlich gut. Alle fragten mich, ob ich den Text dazu auch wirklich selbst geschrieben hätte. Kaum einer wusste, dass mir diese Art von Musik liegt und alle waren überrascht.

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Photo by Farina Photography

 

Worum geht es in deinen Tracks?

Ich bin ein ganz normaler Junge, der mit seinen einfachen Texten die Menschen erreichen will. Es geht um Liebe, Glück, Schmerz und den Sinn des Lebens.

Also keine Disstracks?

(lacht) Nein, keine Disstracks. Heutzutage gibt es genug Wannabe-Gangster und Rapper, die über Frauen, Autos und Geld rappen, das muss nicht sein. Ich bleibe mir selbst treu.

Ich habe mir für meinen ersten Song „Life is Hard“ einen Beat von Linkin Park ausgesucht. Der Song handelt von den Höhen und Tiefen des Lebens. Dazu habe ich auch mein erstes Musikvideo gedreht. Es ist nichts aufwändiges, ein einfaches One-Take-Video, das heißt ohne einen einzigen Schnitt.

Der Song, der Text und das Video kamen super an. Damit hätte ich niemals gerechnet. Viele, die normalerweise kein Deutsch-Rap hören, haben mir gesagt, wie gut sie es finden. Auch in meinem Freundeskreis wurde „Life is Hard“ gefeiert. Am meisten bedeutet mir jedoch, dass meine Familie stolz auf mich ist. Das gibt mir Antrieb.

Titelbild

„Life is Hard“ hat mittlerweile über 10.000 Views bei YouTube. Was hast du dabei gefühlt?

Es ist ein unglaubliches Gefühl, wenn man seinen eigenen Song auf den Handys von anderen oder im Auto hört. Mein Vater lädt immer das neuste Video von mir auf sein Handy um es dann stolz Freunden und Verwandten zu zeigen. Meine Familie unterstützt mich sehr.

Ich sehe es als Hobby, meine Leidenschaft an. Ich arbeite daher auch nicht unter Zeitdruck, sondern nehme mir Zeit für jeden Track. Dazu gehört ein guter Text, ein passender Beat und ein schönes Musikvideo. Bislang gibt es vier Musikvideos, an denen mein Freund und Kameramann Christoph Kutta auch immer beteiligt ist. Mein Ziel ist es Qualität vor Quantität zu liefern.

Der nachfolgende Track heißt „Wer bist Du?“, worum geht’s?

Der Track ist tiefgründig. Ich adressiere die Hörer direkt, sodass sich jeder auf seine Art und Weise damit identifizieren kann. Die Resonanz zeigte, dass sich viele Leute verstanden gefühlt haben und ihnen das Lied in verschiedenen Situationen helfen konnte. Das hat mich sehr berührt.

Die Jugend feiert heutzutage oft nur Rapper mit einem Gangster-Image und aggressiven Texten, in denen es Beleidigungen nur so hagelt. Diese Rapper stehen dann ganz oben und machen ihre Kohle. Da bleibe ich lieber arm – aber mir selber treu. Ich möchte niemanden mit meinen Lyrics beleidigen oder jemandem schaden. Im Gegenteil, ich möchte den Leuten Kraft geben und sie unterhalten. Ich bin der nette, authentische Junge von nebenan.

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2013 bist Du nicht nur mit deiner Musik, sondern auch mit dem Tanz Harlem Shake, den Du organisiert und mit rund 700 Leuten in Trier aufgeführt hast, bekannt geworden.

Ja genau, Anfang 2013 war die Welt im Harlem Shake Fieber, mich miteinbegriffen. Ich habe es natürlich auch mit ein paar Kumpels zu Hause ausprobiert, was richtig viel Spaß gemacht hat. So verrückt wie ich bin, dachte ich mir, wieso nicht einen Tanz mit hunderten von Leuten in Trier organisieren? Kurze Zeit später erstellte ich eine öffentliche Gruppe in Facebook und habe alle meine Freunde dazu eingeladen. Die ganze Sache ist richtig groß geworden, mit über 1000 Zusagen.

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Wie stellt man solch ein großes Event auf die Beine?

Die Gruppe in Facebook war fast ein Selbstläufer, die Leute wussten also Bescheid. Anschließend organisierte ich einen Kameramann und wir haben zusammen passende Orte in Trier für den Tanz gesucht. Ich habe das Event auf einen verkaufsoffenen Sonntag gelegt, damit auch möglichst viel in der Stadt los ist und starteten an der Porta Nigra.

Was zu dem Zeitpunkt keiner wusste: ich hatte einen rosa Plüschhasen-Kostüm dabei und beschloss kurzerhand auf die Porta Nigra hoch zugehen. Dort habe ich mich umgezogen und in ein Fenster gestellt, um noch besser zu den Leuten sprechen zu können.

Alle waren kunterbunt verkleidet, darunter auch verrückte Outfits, einige hatten sogar Surfbretter und Luftballons dabei. Das war der erste Teil des Harlem Shakes. Anschließend haben wir hinter dem Hauptmarkt in der Grabenstraße den zweiten Teil des Tanzes aufgeführt.

Aus einer kreativen und lockeren Idee entstand ein Spektakel bei dem sowohl Teilnehmer als auch Zuschauer auf ihre Kosten kamen. Das Video hat mittlerweile über 44.000 Klicks auf YouTube. Doch nicht nur im Harlem Shake trat das rosa Plüschhasen-Kostüm in Aktion. Ein Jahr später durfte ich bei einem weiteren großen Projekt mitwirken. In dem Video zu „Happy Trier“, das bei YouTube sogar die 100.000er Marke geknackt hat, tanzt der rosa Hase wieder vor der Porta Nigra.

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Nachdem du Trier zum Abzappeln auf die Straße brachtest, hast du dich wieder auf die Musik konzentriert.

Genau. Kurz darauf habe ich meinen dritten Track „Like a Star“ samt Video herausgebracht. Es ist eine Art Kurzfilm, in dem eine Liebesgeschichte dargestellt wird. Der Song ist zweisprachig, jeweils eine Zeile Deutsch und eine Zeile Russisch, was sich beim Reim-Schema perfekt ergänzt. Ich probiere immer neue Dinge aus. Die nötigen Sprachkenntnisse dafür habe ich durch meine russische Abstammung. Ich selbst bin aber in Deutschland geboren und aufgewachsen.

Der vierte Track ist meinem verstorbenen Opa gewidmet. Der Titel heißt „Kommst nie Zurück“, dauert fünf Minuten und ich habe ihn anlässlich seines fünften Todestags veröffentlicht. Dieser Song hat wieder eine andere emotionale Ebene angesprochen.

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Deine Musik hat dir eine weitere Tür geöffnet. Du wurdest im vergangenen Jahr zum Casting für das Musical-Projekt „Fame“ eingeladen. Wie kam es dazu?

In der Paulinstraße gibt es eine Musical-School. Zum Anlass des 50-jährigen Jubiläums stand eine Aufführung des Stückes „Fame“ bevor. Dieses Musical durfte dann auf der Bühne im Trierer Stadttheater aufgeführt werden. Die Dozenten wurden aufgrund meiner Musik auf mich aufmerksam und haben mich zum Casting eingeladen. Ich habe also erst geschauspielert und getanzt, was schon immer meine heimliche Leidenschaft war. Mit dem Gesang war ich natürlich nicht auf dem Niveau der Schüler der Musical-School, da ich ja überwiegend rappe, aber es hat gereicht. Ich bekam eine Hauptrolle, die wie auf mich zugeschnitten war.

Ich habe einen Rapper und Hip-Hopper von der Straße gespielt, der immer zu spät zum Unterricht kommt und das Leben locker nimmt, aber tänzerisch sehr talentiert ist. Es war eine tolle Erfahrung, da ich alle meine Leidenschaften in einem Projekt verbinden konnte. Insgesamt gab es vier Vorstellungen, die jedoch nach der Premiere über Nacht ausverkauft waren. Daher wurden zwei weitere Vorstellungen eingeplant. Vor dem Publikum zu performen hat mir riesigen Spaß gemacht – Das ist meine Welt.

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Welche Projekte sind für die Zukunft geplant? Kannst du schon etwas verraten?

Ich plane unter anderem zum ersten Mal ein Feature, also wieder etwas ganz Neues für mich und eine andere Facette meiner Musik. Ein zweites Projekt betrifft „Headis“, eine Trendsportart von Erfinder René Wegner aus Kaiserslautern. Es ist wie Tischtennis, außer dass mit einem speziellen Ball und nur mit dem Kopf gespielt wird. Es ist anstrengend aber macht unheimlich viel Spaß. Ich trainiere bereits seit einiger Zeit im Verein der Rummelfoarzer Trier.

Diese Sportart hatte sogar schon ihr eigenes TV Total Special.In Zusammenarbeit mit René Wegner und allen Beteiligten soll eine Art Hymne entstehen. Ein Track der sich gut abfeiern lässt, Laune macht und den Spaß, den der Sport mit sich bringt, verkörpert.

Du bist ein kreativer und junger Mann, der den Mut hat seine Träume zu leben…

Ich bin 22, habe einen regulären Job, treibe viel Sport, trinke keinen Alkohol und rauche nicht. Ich versuche also sehr auf einen gesunden Lebensstil zu achten. Ich bin von Haus aus höflich, nett und hilfsbereit, was ich meinen Eltern und der Erziehung zu verdanken habe. Das positive Feedback der letzten zwei Jahre hat mich stärker gemacht und mir geholfen Selbstzweifel zu überwinden. Ich bin schon ein Stück weit stolz auf mich, jedoch bleibe ich mir selbst immer stets treu und bodenständig, egal was passiert!

Ich bin allen sehr dankbar, die mich und meine Projekte seit 2012 unterstützen, vor allem natürlich meiner Familie und Freunden. Jeder sollte das tun können, was einem gefällt und wobei man sich wohlfühlt. Bei dem, was man tut, glücklich zu sein, ist das Ziel, der Rest kommt von alleine.

Wir wünschen Dir weiterhin ganz viel Erfolg bei allen weiteren Projekten Daniel!  Vielen Dank für das interessante Gespräch.

Der von Daniel organisierte Trierer Harlem Shake

Der Beginner-Song von Daniel Grischov „Life is Hard“

Der rosa Plüschhase hat sich auch in diesem Trierer Video versteckt

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