Kleiderkammer ohne Kontrolle – Asyleinrichtung benötigt dringend Hilfe

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Viele Menschen spenden ihre aussortierten Kleiderstücke an die Kleiderkammer der Asyleinrichtung. Doch der Ansturm ist zu groß für die zwei ehrenamtlichen Helferinnen, die auch öffentlich um Hilfe bitten.

TRIER. Viele Trierinnen und Trierer kommen gerade bei den aktuell niedrigen Temperaturen auf die Idee, alte Kleidung auszusortieren und für den guten Zweck für Frierende zur Verfügung zu stellen. So wirbt derzeit beispielsweise Dr. Maria Duran-Kremer, Sprecherin des Migrations- und Integrationsbeirats für die Abgabe von Kleiderspenden an Trierer Asyleinrichtungen. Auch in der Facebook-Gruppe „Free-Your-Stuff“ wird, teilweise sogar von Mitarbeitern der Einrichtungen selbst, darum gebeten, Kleiderspenden direkt in die Flüchtlingsunterkünfte zu bringen. Doch es gibt ein Problem. 

„Hinter meinem Rücken wurde ein ganzer Sack in die Wäschekammer gereicht, wo ich ihn beim Nachzählen etwas versteckt sah und forderte ihn der Kleiderkammer zur Verfügung zu stellen. Dieses Erlebnis führte mich dann auch gleich in das Problem der Kleiderkammer ein. Gewiefte Bewohner treiben Handel mit den angelieferten Gebrauchtkleidern. Eine gerechte Verteilung ist mit dem vorhandenen ehrenamtlichen Personal nur schwer möglich“, berichtet SPD-Politiker Johannes Schölch-Mundorf. Auch er wollte mit seinen fünf Säcken mit aussortierten Kleidungsstücken Gutes tun.

Vor allem Winterbekleidung wird dringend benötigt.
Vor allem Winterbekleidung wird dringend benötigt.

In Absprache mit Marie Senftleben-Gudrich, die ehrenamtlich in der Aufnahmeeinrichtung arbeitet, will Schölch-Mundorf nun Helfer mobilisieren. „Wir brauchen zuverlässige Helfer, die sich auf Dauer einarbeiten und zwei bis drei Stunden in der Woche oder gerne auch mehr zur Verfügung stehen, um die Waren zu sortieren und bei der Verteilung zu helfen“, berichtet die Helferin. Mehr ehrenamtliches Personal würde die Verteilung nicht nur einfacher, sondern auch gerechter gestalten.

Außerdem wird nach wie vor dringend Winterbekleidung für die Flüchtlinge gesucht, die sich teilweise nur mit den Kleidern an ihrem Körper aus ihren heimatlichen Krisengebieten nach Deutschland retten konnten. „Die Spender erleichtern den Helfern in der Kleiderkammer die Arbeit sehr, wenn sie uns jetzt keine Sommersachen und auch keine Sonntagskleidung für festliche Anlässe bringen“, erzählt die ehrenamtliche Helferin, die zusammen mit einer zweiten bereits 80-Jahre alten Helferin mehrere Stunden pro Woche die Kleiderkammer der Einrichtung in der Dasbachstraße „schmeißt“. 

Auch Kinder sind in der Einrichtung in der Dasbachstraße untergebracht. In der Kleiderkammer werden dementsprechend auch Kinderkleidung und Spielzeug benötigt.
Auch Kinder sind in der Einrichtung in der Dasbachstraße untergebracht. In der Kleiderkammer werden dementsprechend auch Kinderkleidung und Spielzeug benötigt.

Was die Menschen in der Einrichtung derzeit dringend benötigen sind feste und warme Schuhe für die ganze Familie, die noch einigermaßen in Ordnung und sauber sein sollten. Auch fehlt Kinderbekleidung, vor allem für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren, Jeans, sowie warme Jacken und Pullover. Für die Kleinsten, die zusammen mit ihren Eltern in der Einrichtung untergebracht sind, werden zudem Kinderwagen und Spielzeug benötigt. Auch Kugelschreiber, Bleistifte, Hefte, Blöcke, Papier oder Buntstifte wären hilfreich. „Wir brauchen auch Rucksäcke, Reisetaschen  und Decken in jeglicher Form“, bittet Senftleben-Gudrich Spender um Hilfe.

schölch-mundorf Politiker Schölch-Mundorf veröffentlichte den Aufruf der Ehrenamtlerin nicht nur auf seiner Facebook-Seite, sondern auch in Facebook-Gruppen wie der „Free Your Stuff“-Gruppe. Dort haben sich bereits ein paar Freiwillige gefunden, die bereit wären, der Kleiderkammer und den Flüchtlingen zu helfen. Weitere Freiwillige können sich mit den Verantwortlichen der Kleiderkammer direkt vor Ort in Verbindung setzen.

„Die beiden Damen sind so dankbar für Unterstützung. Es ist krass, welchen Ansturm insbesondere von männlichen Flüchtlingen da im Keller zu bewältigen ist. Viele halten sich nicht an die Regel nur drei Stücke nach Vorzeigen mitzunehmen, damit alle etwas bekommen. Ich hoffe, mit meinem Aufruf helfen zu können“, erklärt der stellvertretende Ortsvorsteher von Trier-West.

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25 Kommentare

  1. „Gewiefte Bewohner treiben Handel mit den angelieferten Gebrauchtkleidern.“

    Das ist aber ein Ding. Es scheint als seien den Bewohnern da grundlegende Dinge nicht ganz klar.

  2. wenn wir schon die Menschen aufnehmen soll die Politik auch für bezahlte Stellen sorgen und nicht immer alles aufs Ehrenamt abwälzen !!!!!

  3. Diese zusätzliche und gewinnbringende „Geschäftsidee“ ist doch nicht so schlecht. Mit jedem profitabel verkauften Gebrauchttextil kann sich der „Händler“ mit dem Gewinn Markenklamotten zulegen. 😉
    Diese Masche ist doch schon lange bekannt. Was nach „Markenartikel“ aussieht wird auch verhöckert!
    Da ändert auch jeder zusätzliche Ehrenamtler absolut nichts drann.

  4. Das verstehe ich aber jetzt überhaupt nicht, wo doch alle Rot/Grünen und Buntes Trier so hinter dieser Asylpolitik stehen. Nur freiwillig und mit Ehrenamt will man nichts zu tun haben, das sollen dann die anderen.

  5. Alles etwas seltsam. Zum einen berichtet Herr Schölch-Mundorf von Diebstahl (und anschließender Hehlere(i der anscheinend nicht geahndet wird. Zum anderen von „Kämpfen“ bei der Verteilung von Kleidungsstücken.
    Wäre es nicht zielführend zeitgleich mit der Aufnahme von einem höheren Kontingent an Asylbegehrenden auch das Personal zu erhöhen? Das betrifft wohl die Felder Sicherheit, Logistik und Pädagogik gleichermaßen.
    Menschen, die über Jahre Krieg erleben mussten sin sind nicht nur zumeist traumatisiert, sondern tendieren auch sehr häufig zur Verrohung. Damit muss das Aufnahmeland umgehen können. Das (Wieder)erlernen von Regeln des alltäglichen Umgangs muss eine Priorität darstellen.

  6. Ätzende Debatte, die hier in den Kommentaren entsteht. Zur Klarstellung: Ich habe die Aufnahmestelle für Asylsuchende in der Dasbachstraße als Privatperson besucht und auch als solche den Hilferuf der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen in Absprache mit Ihnen bzw. auf deren dringende Bitte hin auf meinem privaten Profil bei Facebook gepostet. Natürlich kann meine Einzelerfahrung bei der Anlieferung meiner Kleidersäcke verallgemeinert werden. Aber diese Diskussion ist alt. Auf Minderheiten wird geschaut, auch wenn Ungerechtigkeit leider Bestand unserer Menschheit ist.

    Bereits 1994 war ich für ein halbes Jahr im Nordosten Argentiniens und habe in einem Hausbauprojekt mitgearbeitet. Während meines Aufenthaltes und einer Rundreise habe ich mindestens 10 (!) grössere Entwicklungshilfeprojekte renomierter deutscher Hilfsorganisationen kennengelernt, die nicht beendet wurden, in der Regel wegen Korruption. Das ist Teil der Realität und einer (anderen) Kultur.

    Solange es aber Fälle wie des U. H. gibt, der zig Millionen an der Steuer vorbei schleusste, ist sicher der eine oder andere Kleidersack zu verkraften. Worum es geht ist aber eine möglichst gerechte Verteilung von dringend benötigten (Winter-) Kleidern als Ersthilfe (!) für ankommende Flüchtlinge zu gewährleisten und gleichzeitig Engagierte Mitbürgerinnen und Mitbürger nicht alleine zu lassen in ihrem (ehrenamtlichen) Engagement. Darum geht es mir. Die vielen Rückmeldungen mit Zusagen der Hilfe haben den Hilferuf bestätigt. Vielen Dank!

  7. Ehrenamt? Die AFA ist eine Einrichtung des Landes RLP! Und die hat diesbezüglich keine Stellenanzeige geschaltet. Wenn das so weitergeht, dann sucht das Land wohl noch ehrenamtliche Polizisten, Schleusenwärter Lehrer oder freiwillige Putzfrauen.

  8. @Mathias Fischer: Schließt eine Einrichtung des Landes ehrenamtliches Engagement aus? Was spricht dagegen? Was nicht im Artikel erwähnt ist: Selbstverständlich gibt es in der Kleiderkammer angestellte und bezahlte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Ansonsten siehe meinen Kommentar zum Thema oben.

    • Ich muss Herrn Fischer insofern recht geben, als das die Flüchtlingsversorgung in der AFA Aufgabe des Landes ist. Und das hat ja mit Ring, Hahn, ZW und Hotel bewiesen, das Geld genug da ist. Hier sollten wir die wenigen Bürger, die sich noch ehrenamtlich engagieren wollen auf die Projekte bündeln, bei denen das Land eine Förderung entsagt oder massiv zurück gefahren hat.

        • Sehr geehrter Herr Schölch-Mundorf,
          Sporadisches Ehrenamt kann niemals professionelle Hilfe ersetzen. Mir drängt sich mehr und mehr der Eindruck auf, dass die Forderung nach bürgerschaftlichem Engagement die politischen und administrativen Fehler übertünchen soll. Das Bundesland BaWü überweist seinen Kommunen schlichtweg den doppelten Betrag pro Asylsuchenden – im Vergleich zu RLP. (ich nenne hier bewusst keine Zahlen). So ist auch BaWü in der Frage der dezentralen Unterbringung von Flüchtlingen viel weiter als RLP. Es sind weniger Appelle gefragt, als konkretes Handeln der gewählten Verantwortungsträger. Und bevor ich falsch verstanden werde: Verfolgten Menschen muss geholfen werden – Unser Land muss sich seiner Verantwortung stellen! Aber weniger in Form von Sonntagsreden, sondern mehr in Form von sinnvollem und professionellem Handeln.

          • BaWü und RlP haben verschiedene Systeme, also so kann das nicht gegenübegestellt werden.
            Warum nennen Sie keine Zahlen? Bei uns sind es ca. 500€/Monat, in BaWü 1000€ (wenn ich das richtig behalten habe).
            Aber sie haben natürlich recht, die gewählten Verantwortlichen sind gefragt, keine Ehrenamtliche.

  9. Klar geht es ums Geld um was sonst. Nur wenn unsere Schulen marott sind und geschlossen werden, kein Geld für unsere Alten und Armen da ist, sollten wir uns Gedanken machen wie geht es überhaupt weiter. Aber unsere Politiker rot/rot/grün möchten am liebsten jedem Asyl gewähren ohne aber ein Konzept zu haben wie es funktionieren soll oder kann. Und deshalb werden die Probleme immer größer und der Widerstand auch.
    Also müssten jetzt dringendst erst einmal Lösungen her, ansonsten wird Pegida und AFD zum Selbstläufer.
    Und die wahren Sündenböcke sind die Scheinheiligen gewählten Volksvertreter.

    • Herr Zimmer, das ist nicht politisch korrekt, was Sie hier schreiben !
      Bitte bleiben Sie in Ihren Äußerungen so korrekt wie Herr Schölch-Mundorf ! *lol
      Wir BRAUCHEN mehr und mehr Zuwanderung und müssen Opfer bringen für die kulturelle Bereicherung,
      die wir erfahren – und da kommen Sie mit maroden Schulen oder Altersarmut?
      Ich erkläre Ihnen mal die Prioritäten:
      Rheinland-Pfalz hat ein Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen.
      Alles klar?
      .
      (hab ich „Männer“ übersehen??)

  10. Der Link zur Lage der Flüchtlingspolitik stellt die jetzige Situation gut dar. Leider versucht die Politik uns wie immer für dumm zu verkaufen. Wie soll ein Flüchtling für 500 EURO im Monat dem Staat zusätzliches Geld einbringen? Die EU macht es sich hier ebenfalls leicht, sonst wird vieles durchgedrückt, was keinen oder wenig Sinn macht, hier hält man die Füße still. Hilfe für die, die Hilfe für einen bestimmten Zeitraum benötigen.
    Fachkräfte herzlich willkommen, wenn wir hier nicht in der Lage sind, den Bedarf dafür abzudecken.
    Alle anderen, die sich hier nur aufhalten, weil man in Deutschland besser lebt, aber nichts dafür tun möchten oder straffällig werden, dürfen schnell wieder gehen. In vielen Ländern wird ja ständig öffentlich vom schönen Leben in Deutschland geworben, das ist ein ganz klarer Anreiz.
    Man sollte mal überlegen, welchen Anforderungen man selbst als deutscher Auswanderer in einem anderen Land ausgesetzt wird. Ohne Arbeit bekommt man in einigen Ländern gar nichts.

  11. Herr Zimmer, ich meinte mit „wertfrei“ das ich einfach nur wissen wollte ob es eine Statistik zur Herkunft der Asylbewerber in unserer Region gibt. Also eine ganz neutrale Frage.

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