„Virus kaltstellen“: Boehringer Ingelheim hat Kandidaten im Kampf gegen Corona

Im Kampf gegen die Pandemie ist nach Ansicht des Pharmakonzerns «ein ganzes Arsenal» an Wirkstoffen nötig. Auch Forscher des Unternehmens sind an der Suche beteiligt und setzen auf internationale Vernetzung.

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Symbolbild "Corona" - Foto: dpa

INGELHEIM. Mit Investitionen im zweistelligen Millionenbereich und einem Kernteam von 100 Forschern sucht der Pharmakonzern Boehringer-Ingelheim nach einem Medikament gegen die vom Coronavirus hervorgerufene Krankheit Covid-19. «Wir sind froh, dass wir innerhalb weniger Monate einen Kandidaten finden konnten, der das Virus kaltstellen soll», sagte die Medizinische Leiterin Deutschland, Petra Moroni-Zentgraf, am Donnerstag in Ingelheim.

Über die weiteren Planungen und Schritte könne es aber frühestens im ersten Quartal des nächsten Jahres Informationen geben. Es handele sich um die Entwicklung eines neuen Antikörpers, der das Coronavirus an der Bindestelle mit der menschlichen Zelle angreifen und neutralisieren und somit eine Infektion verhindern soll.

Der Konzern beteilige sich nicht an der Suche nach einem Impfstoff, sondern setze auf seine Kernkompetenz in der Medikamentenentwicklung, betonte Deutschland-Chefin Sabine Nikolaus. Ein Medikament könne einen Impfstoff nicht ersetzen, aber sinnvoll ergänzen. Am Ende werde es ohnehin nicht nur einen Impfstoff oder ein Medikament gegen die Pandemie geben, sagte sie. «Wir brauchen ein ganzes Arsenal.»

Der Konzern hatte kürzlich bekannt gegeben, dass er gemeinsam mit mehr als 30 weiteren Firmen und Forschungseinrichtungen weltweit die Suche nach einem Medikament beschleunigen will. Das rheinhessische Unternehmen mit seinen weltweit gut 51 000 Mitarbeitern leitet dabei nach eigenen Angaben die Forschung zur Entwicklung sogenannter virusneutralisierender Antikörper. Insgesamt gehören dem auf fünf Jahre angelegten Konsortium CARE (Corona Accelerated R&D in Europe) 37 Mitglieder aus der EU, China, Großbritannien, der Schweiz und den USA an.

Außerdem prüft der Konzern, ob sich bereits vorhandene Wirkstoffe aus der früheren Forschung zu HIV und Hepatitis C für die Behandlung der gefährlichen Lungensymptomatik von Covid-19-Patienten eignen. Zudem stellt Boehringer-Ingelheim den CARE-Partnern eigene Wirkstoff- und Molekül-Daten für deren Forschung zur Verfügung. «Es wird nicht darauf ankommen, wer etwas gegen die Pandemie findet, sondern dass etwas gefunden wird», betonte Moroni-Zentgraf.

Eine Prognose für die Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr wollte Nikolaus nicht abgeben. «Wir hoffen, dass das zweite Halbjahr so gut wird wie das erste», sagte sie. Der Umsatz im ersten Halbjahr war gegenüber dem Vorjahreszeitraum währungsbereinigt um 4,4 Prozent auf 9,7 Milliarden Euro gestiegen, wie der familiengeführte Konzern Anfang August mitgeteilt hatte.

Nikolaus betonte, dass Boehringer Ingelheim im vergangenen Jahr knapp 1,6 Milliarden Euro und damit rund 45 Prozent seiner Forschungs- und Entwicklungsausgaben in Deutschland investiert habe. Und mit fast 16 000 Mitarbeitern sei fast ein Drittel der Belegschaft an deutschen Standorten beschäftigt, auch wenn der Konzern weniger als zehn Prozent seines Umsatzes in Deutschland erwirtschafte.

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