Kultur an der Wallfahrtskirche: Picknick mit Guildo Horn in Klausen – einfach MEISTERlich

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Foto: Franz Peter Wasser

KLAUSEN. Am letzten Sonntag, 12.07.2020, war es endlich soweit: Guildo Horn und seine Band die Orthopädischen Strümpfe und seine Fans durften im Rahmen von „Kultur an der Wallfahrtskirche“ endlich wieder aufeinander treffen. Es war der erste Auftritt von Guildo Horn ohne Barrieren seit 4 Monaten. Entsprechend war die Freude bei allen Beteiligten groß.

Das Schlager-Picknick-Konzert war schon vor seit einem Monat binnen einer Stunde ausverkauft und sollte mit 350 Personen auf dem Bolzplatz neben der Wallfahrtskirche Klausen das größte Open-Air-Konzert in Deutschland unter Corona gewesen sein. Viele Gäste kamen aus der Region um Trier, aber auch Fans aus Köln und Hessen waren dabei. Die weiteste Anreise hatte Andreas Brenninger aus Erding (Bayern). „Es war alles super organisiert, unaufgeregt und mit höchstem Wohlfühlfaktor.“ war Brenninger nicht nur vom Konzert total begeistert. Für den ehrenamtlichen Veranstaltungskoordinator Tobias Marenberg und sein Team muss diese Rückmeldung wie Musik in den Ohren klingen, da die Rahmendaten gemäß der Corona Verordnung und dem entsprechenden Hygienekonzept unzählige Stunden an Vorarbeit gekostet haben. „Wir sind alle sehr froh, dass wirklich alles an diesem Tag gepasst hat: Sommerliche Temperaturen, gut gelaunte und disziplinierte Gäste, ein tolles Helferteam und ein wie immer gut aufgelegter Guildo und seine Band.“ resümiert Marenberg.

Der Meister hatte einen bunten sommerlichen Blumenstrauß an Schlager dabei und gab diese 2 Stunden (ohne Pause) zum Besten. Von „Ich find Schlager toll“ über „Griechischer Wein“ bis zu „Tränen lügen nicht“ war alles dabei. Im Schatten der Wallfahrtskirche durfte natürlich auch „Wunder gibt es immer wieder“ nicht fehlen.
Während es sich die Besucher am Anfang mit leckerem Essen und etwas zu trinken gemütlich gemacht haben, wurde diese dann durch Guildo in den Party Modus gebracht. Guildo suchte immer wieder den Kontakt zu seinen Fans und ging mit Maske mit der Trierer Porta Nigra und Sicherheitsabstand durch die Reihen. Das Konzert war für alle wie Urlaub – zu mindestens für 2 Stunden.

„Unsere spontane Idee mit den Sommer-Picknick-Veranstaltungen hat in vielfacher Hinsicht funktioniert: Zum einen ist das Konzept auf unserem tollen Aussengelände super von den Zuschauern angenommen worden und zum anderen konnten wir einen Kultur-Impuls in der Region setzen und Künstlern eine Bühne bieten. Das waren bestimmt nicht die letzten Picknick-Veranstaltungen in Klausen.“ resümiert Pater Albert Seul OP.

Zum Abschluß der Picknick-Veranstaltungen wird am 19.07.2020 (19 Uhr) der Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel mit der musikalischen Lesung „Courage zeigen“ erwartet. Karten gibt es noch im Dorfladen Klausen und bei Ticket Regional (www.ticket-regional.de/WallfahrtskircheKlausen).
Am Rande des Konzerts wurde es noch etwas ernster: Pater Albert Seul OP hat mit Guildo Horn gesprochen und ihn z.B. zu seiner Corona Zeit, Homeschooling und die Kirche befragt. Das komplette Interview ist auch auf dem YouTube Kanal der Wallfahrtskirche Klausen abrufbar.

Guildo über seine bisherige Corona-Zeit:
„Die letzten Monate sind anders verlaufen, als bei vielen anderen. Von jetzt auf gleich wirst Du abgestellt und man erhält sozusagen Berufsverbot und muss zu Hause sitzen. Die Auftragsbücher waren voll und die Konzerte waren ausgebucht und dann darf man seiner Bestimmung nicht nachgehen. Das war schon eine heftige Zeit. Nach einer Weile habe ich mich „selbst-technisch“ gemacht. Ich habe Geburtstagsglückwunschvideos gemacht und daraus ist dann eine Radio-Tätigkeit entstanden. In der Zeit habe ich zu Hause 140 Titel getextet, aufgenommen und versandt.

Homeschooling & Familie
Die Corona-Zeit ist viel stressiger für mich. Ich bin zu Hause mit der Familie und den kleinen Kindern. Inklusive Homeschooling. Die Schulewar auf Online Unterricht nicht und die ganze Verantwortung wurde auf die Eltern geworfen. Zusätzlich ist der Job erstmal weg und muss trotzdem Gas geben und Dich neuerfinden um Geld zu verdienen. Ich habe in der Woche 14 umgeschrieben Geburtstagslieder aufgenommen. Vor Corona wusste ich noch nicht wie eine Aufnahmemaschine funktioniert und habe mich dann da völlig reingefuchst. Das ist vielleicht das einzig Positive: Ich kann mittlerweile besser Gitarre spielen und weiss mit meiner Hard-Disk Maschine Sachen zu produzieren. Ich fand es total daneben. Ich hatte den Eindruck, die wichtigen Sachen wurden dann auf die Eltern abgeschoben. „Mama und Papa werden es schon richten.“ Jede Woche kommt dann ein Zettel rein und das hast Du dann zu erfüllen. Fand ich echt hart. Ich bin von Hause auch Pädagoge. Ich glaube die Kinder haben in der Zeit ganz andere Probleme gehabt als jeden Tag 3-4 Stunden etwas abzuarbeiten. Die Kinder haben einfach gemerkt irgendetwas stimmt nicht und mussten lernen damit umzugehen. Deshalb hätte ich den Schwerpunkt pädagogisch anders gesetzt. Das hat mir wirklich alles abverlangt, was man so zu geben hat.
Das ist zwar nett, dass man die Zeit mit der Familie verbringen kann. Aber das mache ich ohnehin und dafür brauche ich kein Corona Lock-down. Ich bin eh ein Familienmensch. Bier ist Bier und Schnaps ist Schnaps. Ich gehe auf die Reise und mache meinen Job und dann will ich auch mit allem nichts zu tun haben. Und in der Corona Zeit den Job mit dem Texten zu Hause zu machen, da war der Kessel schon mal ganz oben. Wir haben das große Glück, wir wohnen auf dem Land und können raus. Viele Familien haben das nicht und die haben mir wirklich leid getan. Ich rede natürlich aus einer priviligierten Position. Ich meckere, aber ich glaube viele andere haben noch viel mehr zu meckern gehabt.“

Über die Veranstaltungsbranche und den Job
„Ich kann etwas fürs Radio machen und mich selbst neuerfinden und z.B. eine Lesung machen oder stelle mich irgendwo mit einer Gitarre hin und spiele in der Fussgängerzone. Wenn sich mein Techniker mit einem Mischpult in die Fussgängerzone setzt, davon verdient man kein Geld. Für uns alle in der Veranstaltungsbranche ist das brutal. Deshalb haben wir uns umso mehr über die Anfrage zum Schlager-Picknick-Konzert in Klausen gefreut.
Wir haben ein paar Autokonzerte gespielt. So ein paar kleine Sachen gibt es, die auch schön sind. Allerdings heisst es unterm Strich: Man muss viel mehr machen und es bleibt finanziell viel weniger hängen. Zum Teil werden laufende Verträge gekündigt. Im Moment ist da keine Ethik in der Branche. Es gibt die großen Künstler in Deutschland wie Lindenberg, Fischer und Grönemeyer und die melden sich aktuell einfach nicht, da sie anscheinend zu bequem sind oder kein Geld verdienen müssen. Die melden sich oftmals zu anderen Themen aber nicht zur aktuellen Lage in der Branche. Wenn die eigene Innung sich nicht einig ist, ist es schwer Gehör zu finden, insbesondere wenn ich mich aus der 2. Bundesliga oberstes Drittel melde. Wir wollen ja auch arbeiten. Von der Politik kommt leider gar nichts.“

Corona & Kirche
Für die Kirche ist das eine gute Ausgangsposition. In den letzten Jahren hat man sich gefragt: Kirche was hat das für eine Existenzberechtigung? Uns geht’s allen gut. Die (katholische) Kirche verliert immer mehr an Zulauf. Und jetzt da haben wir eine Krise und da guckt man wieder auch die Kirche mit ihren Werten. Da tut die Kirche was für die Leute und ist da. Das ist super.

Die Kirche muss sich eigentlich nicht so viel neu erfinden. Am Ende ist es aber auch alles Personenabhängig. Die Kirche und die handelnden Personen sollten einfach Mensch sein und nicht so die große Moral-Keule über allem wehen lassen. Jeder macht ja auch Fehler. Ich bin vor Jahren aus der Kirche ausgetreten. Aber bei den Werten ist die katholische Kirche und ich auf dem gleichen Schiff unterwegs. Und aktuell sind die christlichen Werte wertvoller denn je. Der Planet ist im Moment am zerfallen. Das hängt auch mit den Führungspositionen zusammen. Wenn der Eine sich unmoralisch verhält, denkt der Andere er dürfe es auch. Es bedarf Menschen, die einen Wertekatalog vorstellen und sich daran halten.
Zu einer modernen Kirche muss dringend die gleichgeschlechtliche Partnerschaft dazugehören. Bei diesem Thema verliert die Kirche auch die, die eigentlich dazugehören.“

Warum polarisiert Guildo?
„Ich weiss dass ich anscheinend polarisiere. Ich bin aber nicht auf der Welt um mich selbst zu reflektieren. Dem eine gefällt es und dem anderen aber nicht. Ich bin Schlagersänger und ein Vieleck. Ich mach alles. Ich bin mal ernst und mal humoristisch und ich haue auch mal Dinge raus, die vielleicht das Selbstverständnis berühren und der Rest ist einfach Klischee. Die meisten Menschen, die die Figur Guildo Horn ablehnen, haben die noch nie gesehen. Die reden über irgendein mediales Ding und lange Haare und das im Jahr 2020. Oftmals ist vielleicht auch die Frage: Der macht sich über uns lustig. Ich glaube, ich habe mich noch nie über Menschen lustig gemacht. Das ist überhaupt nicht meine Intention. Wenn ich überhaupt über etwas lache, dann ist es in erste Linie über mich selber. Weil ich finde, nur wenn man über sich selbst lachen kann, hat man das recht auch über andere zu lachen. Am Ende mache ich Wertevermittlung. Und ich möchte die Werte vermitteln bei denen ich am nächsten Tag noch in den Spiegel gucken kann.“

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1 Kommentar

  1. Wenn jetzt schon Guildo Horn Kultur ist, ich denke der Artikel ist mehr Satire, uns Trierer auf die Schippe genommen, oder??

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