«Cyberbunker» an der Mosel vermietete auch an Rechtsextreme

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Foto: dpa-Archiv

Im zerschlagenen Darknet-«Cyberbunker» an der Mosel sind auch Daten der rechtsextremen Identitären Bewegung gehostet worden.

Ein Mitarbeiter der Betreiber habe in seiner Vernehmung erklärt, man habe in extremistischen Gruppierungen eine Marktlücke gesehen, sagte Oberstaatsanwalt Jörg Angerer von der Landeszentralstelle Cybercrime der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz am Freitag. Bei der Server-Vermietung sei mit der Identitären Bewegung anders als bei anderen Kunden ein schriftlicher Vertrag geschlossen worden. Zuvor hatten der «Spiegel» und der Norddeutsche Rundfunk (NDR) darüber berichtet.

Gegen die Betreiber-Bande des großen Rechenzentrums in einem ehemaligen Bunker im Moselort Traben-Trarbach war Anfang April Anklage erhoben worden. Insgesamt acht Tatverdächtige sollen in der unterirdischen Anlage auf Servern Webseiten gehostet haben, über die Kriminelle aus aller Welt millionenschwere illegale Geschäfte abwickelten. Sie sind unter anderem wegen Beihilfe angeklagt. Hauptakteur soll ein 60-jähriger Niederländer sein, der den «Cyberbunker» Ende 2013 erworben und aufgebaut hatte.

Der Niederländer hat angegeben, nichts von den Inhalten auf den Servern gewusst zu haben. Die Hunderttausenden Deals, die über die Server gelaufen sein sollen, reichten laut Anklage vom Drogenhandel über das Verschicken von Kinderpornos und Falschgeldgeschäften bis zu Datenhehlerei, Mordaufträgen und Cyberangriffen. Es gebe aber keine Erkenntnisse darüber, dass «WikiLeaks-Server» im Cyberbunker gehostet wurden, sagte Angerer. Das Darknet ist ein abgeschirmter Teil des Internets.

Das Rechenzentrum war Ende September 2019 in einer großen Aktion ausgehoben worden. 403 Server wurden sichergestellt. Erstmals wurde ein «Bulletproof-Hoster» (kugelsicherer Hoster) getroffen, der das Ziel verfolgte, mit höchsten Sicherheitsstandards kriminelle Kunden vor dem Zugriff staatlicher Organe zu bewahren – also quasi ein digitales Versteck für Cyberkriminelle zu bieten.

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