UPDATE: Nach Coronavirus-Fall in Kaiserslautern: Vorbereitung auf weitere Ausbreitung

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Symbolbild // dpa

KAISERSLAUTErn. Der jüngste Coronavirus-Fall zieht Kreise, eine Reihe von Personen muss vorsorglich zuhause bleiben. Derweil sensibilisieren Kliniken ihre Mitarbeiter, das Land informiert Kitas, Schulen und Pflegeeinrichtungen über Hygiene- und Schutzmaßnahmen.

Vorsorglich sind nach dem Coronavirus-Fall in Kaiserslautern – dem zweiten in Rheinland-Pfalz – 17 Personen aus dem Umfeld des Betroffenen in häuslicher Quarantäne. An vielen Stellen in Rheinland-Pfalz laufen Vorbereitungen für eine weitere Ausbreitung des Erregers. Das Gesundheits- und das Bildungsministerium reichen Hygiene-Tipps an Kitas, Schulen und an Pflegeeinrichtungen. Krankenhäuser sensibilisieren ihre Mitarbeiter in Veranstaltungen für die Einhaltung von Desinfektions- und Hygieneregeln. Seit Freitagmorgen ist außerdem eine Hotline des Gesundheitsministeriums zum Coronavirus freigeschaltet.

Wer an sich selbst Symptome feststelle, solle zunächst seinen Arzt anrufen, riet Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) am Freitag in Mainz. Es sei nicht ratsam, sich direkt in ein Wartezimmer zu anderen Patienten zu setzen. Falls sich der Erreger stärker im Land ausbreite, bestehe zwar die Möglichkeit, dass sich beispielsweise Ärzte trotz Schutzausrüstung infizierten. Bislang sei das aber noch kein Problem, betonte die Ministerin. «Momentan sehen wir noch keine Kapazitätsengpässe beim Personal.»

Bei den 17 Personen in häuslicher Quarantäne in Kaiserslautern handelt es sich um 15 Kollegen des mit dem Virus Sars-CoV-2 infizierten 32-Jährigen aus einer Arbeitsgruppe am Fachbereich Maschinenbau der Technischen Universität (TU) Kaiserslautern sowie um zwei Mitbewohner aus einer Wohngemeinschaft des Betroffenen. Das teilten TU-Vizepräsident Arnd Poetzsch-Heffter und eine Sprecherin der Kreisverwaltung Kaiserslautern am Freitag mit. Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet. Von den zwei Mitbewohnern ist den Angaben zufolge einer ein Student der TU, der andere ein Lehrer an der Berufsbildenden Schule in Landstuhl.

Die 17 Personen seien beprobt worden, die Tests lägen in Koblenz beim Landesuntersuchungsamt, sagte die Sprecherin der Kreisverwaltung. Mit Ergebnissen sei noch am Freitag oder am Samstag zu rechnen. Das neuartige Coronavirus war am Donnerstag bei einem Mann festgestellt worden, der zuvor im Iran gewesen und über den Frankfurter Flughafen nach Deutschland eingereist war. Er war selbst ins Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern gekommen. Der Mann war der zweite Fall in Rheinland-Pfalz. Zuvor war der Erreger bei einem 41-jährigen Soldaten im Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz festgestellt worden.

Am Mainzer Universitätsklinikum, dem größten Krankenhaus in Rheinland-Pfalz, wurden am Freitagmorgen in einem Hörsaal Mitarbeiter über das Virus Sars-CoV-2, Schutz- und Verhaltensregeln sowie die laufenden Vorbereitungen im Haus informiert. Am Rande berichtete die Direktorin der Apotheke der Unimedizin, Irene Krämer, dass vorsorglich die Lagerbestände für bestimmte Arzneimittel und für Schutzausrüstung aufgestockt worden seien. Bei der Schutzausrüstung handele es sich um Standardartikel wie wasserdichte Schutzkittel oder Handschuhe. Bei Handschuhen rechnet Krämer demnächst mit Lieferengpässen, da diese fast ausschließlich in China produziert würden. Zur Desinfektion kommen der Unimedizin zufolge nur hierzulande hergestellte Mittel zum Einsatz, es drohe kein Mangel.

Der stellvertretende Leiter der Abteilung für Hygiene und Infektionsprävention der Unimedizin, Wolfgang Kohnen, betonte vor Mitarbeitern, dass auch fabrikneue Handschuhe Mikrolöcher hätten. Es müsse also auch nach dem Tragen von Handschuhen auf sorgfältige Handhygiene – also Waschen und Desinfizieren – geachtet werden. Nach seiner Einschätzung lässt sich dem neuartigen Coronavirus aber mit den herkömmlichen Desinfektionsmitteln gut zu Leibe rücken.

Auch der Rettungsdienst des Deutschen Roten-Kreuzes (DRK) Rheinhessen-Nahe, nach eigenen Angaben der größte Rettungsdienst von Rheinland-Pfalz, hat seine Lagerbestände an Infektionsschutzmaterial aufgestockt. «Aufgrund unserer Größe wurden wir bei Lieferanten bevorzugt behandelt, da wir auch sonst große Mengen abnehmen», berichtete René Maeder, Leiter Logistik bei dem Rettungsdienst. «Die Situation auf dem weltweiten Markt von Infektionsschutzartikeln ist bereits jetzt schwierig.» Grundsätzlich zählten Infektionstransporte und die Versorgung von infektiösen Patienten zur täglichen Routine, dafür seien alle Mitarbeiter geschult und ausgerüstet.

Dem Patienten in Kaiserslautern geht es nach Kreisangaben nach wie vor den Umständen entsprechend gut. Das Westpfalz-Klinikum hatte wegen des Coronavirus-Falls angekündigt, von Freitag an zunächst bis einschließlich Montag (2. März) keine geplanten Behandlungen außer Notfälle durchzuführen.(dpa)

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