Trotz weniger gefährlicher Tiere – Mehr als 260 Menschen von Hunden verletzt!

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Symbolfoto. Dieser Hund wird wie empfohlen an einer Leine geführt.

MAINZ/TRIER. In Rheinland-Pfalz leben deutlich weniger gefährliche Hunde als noch vor rund 20 Jahren. Die Zahl der verletzten Menschen und Hunde bleibt aber auf ähnlichem Niveau – zuletzt ist sie sogar gestiegen.

Gefährliche Hunde verletzen Hunderte Menschen im Jahr – Attacken auf andere Tiere enden oft tödlich. Anfang September lebten in Rheinland-Pfalz zwar deutlich weniger gefährliche Hunde als 2001, dennoch gab es im vergangenen Jahr mehr Beißvorfälle als damals, wie die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier mitteilt.

Im Jahr 2018 verletzten gefährliche Hunde demnach 265 Menschen und 281 andere Hunde – 76 Hunde starben. Das sind Höchststände der vergangenen vier Jahre. Rheinland-pfälzische Städte sehen dennoch kein Problem mit gefährlichen Hunden, wie eine dpa-Umfrage zeigt. Die Halter der Tiere zahlen je nach Wohnort teils hohe Steuern.

Bis etwa Mitte September diesen Jahres galten nach Angaben der Behörde ADD rund 700 Hunde im Land wegen ihrer Rasse als gefährlich – umgangssprachlich werden sie als Kampfhunde bezeichnet. Dazu gehören etwa American Staffordshire Terrier, Staffordshire Bullterrier und Pit Bull Terrier sowie Hunde, die von ihnen abstammen. Daneben wurden aufgrund ihres Verhaltens etwa 210 Tiere als gefährlich eingestuft.

Mit 60 Tieren lebten im September die meisten gefährlichen Hunde nach ADD-Auswertungen in Ludwigshafen, gefolgt von 52 im Westerwaldkreis und 49 in Kaiserslautern. Weniger gefährliche Hunde gibt es etwa in Koblenz mit 20 und in Trier mit 18 sowie in Mainz mit 23 Tieren.

Die Zahlen erfassten aber nur die angemeldeten Hunde. «Als Dunkelziffer können Sie das gleiche nochmal draufrechnen», sagt eine Sprecherin der ADD. Zum Vergleich: 2001 galten noch 4696 Hunde nach Rasse und 746 nach Verhalten als gefährlich. Gründe für die deutlich niedrige Anzahl im Jahr 2018 seien etwa höhere Steuern und schärfere Kontrollen. Züchter seien aber auch cleverer geworden: «Die züchten am Gesetz vorbei.»

Dass die Zahl der Beißvorfälle dennoch auf ähnlichem Niveau oder sogar gestiegen ist, könne mehrere Ursachen haben: «Immer mehr Hundehalter haben mehr als einen Hund. Das erschwert die Aufsicht», sagt die Sprecherin. Zudem würden kleinere Beißvorfälle eher erfasst: «Die führen aber nicht zwangsläufig dazu, den Hund als gefährlich einzustufen.» Im Jahr 2001 wurden 207 Menschen und 164 Hunde verletzt, drei starben – deutlich weniger also als 2018. Das letzte Mal, dass ein gefährlicher Hund einen Menschen im Land tötete, war 2002.

Die Städte Mainz, Koblenz, Ludwigshafen, Kaiserslautern und Trier sehen laut dpa-Umfrage kein Problem mit gefährlichen Hunden. Kaiserslautern teilt mit: «Grundsätzlich haben wir kein Problem mit als gefährlich eingestuften Hunden.» Ein Sprecher aus Koblenz sagt: «Selbstverständlich gibt es Fälle illegaler Haltung» – diese bewegten sich im einstelligen Bereich. Mainz ermittle in 20 bis 25 Fällen jährlich, sagt ein Sprecher. Und die Stadt Trier teilt mit: «In den vergangenen Jahren wurden lediglich einige wenige Fälle bekannt. Eine Statistik führen wir wegen der unbedeutenden Anzahl nicht.»

Wer einen gefährlichen Hund halten möchte, braucht nach Landeshundegesetz eine Erlaubnis, muss volljährig und versichert sein. Zudem müsse «ein berechtigtes Interesse» an der Haltung bestehen. Beim Spaziergang herrsche zudem Leine- und Maulkorbpflicht. Bei Verstoß kann ein Bußgeld von bis zu 10 000 Euro verhängt werden.

Die legale Haltung eines gefährlichen Hundes ist teuer. In Mainz kostet diese nach Angaben vom Bund der Steuerzahler Rheinland-Pfalz 600 Euro jährlich. Zum Vergleich: Der erste nicht gefährliche Hund kostet in Mainz 186 Euro, jeder weitere 216 Euro – beides Spitzenwerte im Land. Ähnlich teuer ist ein gefährlicher Hund in Ludwigshafen (612 Euro). Am meisten zahlen Hundehalter aber mit 800 Euro in Wittlich. Deutlich günstiger ist ein gefährlicher Hund mit 108 Euro hingegen in Koblenz – gleiches gilt für Trier (120 Euro), Kaiserslautern (102 Euro) und Neuwied (96 Euro).

Ende Juli hatte der Steuerzahlerbund zum wiederholten Male die Abschaffung der Hundesteuer gefordert. Die kommunalen Spitzenverbände lehnten dies ab. «Die Hundesteuer hat einen Steuerungseffekt, weil in fast allen Kommunen so genannte Kampfhunde besonders hoch besteuert werden, nachdem es gravierende Unfälle sogar mit Todesfällen von Kindern gegeben hat», hatte die Sprecherin des Gemeinde- und Städtebunds, Agneta Psczolla, entgegnet.

(Von David Metzmacher, dpa)

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