Tierbestattungen – Wenn der Abschied vom Haustier schwer fällt

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In verschiedenen Formen stehen Urnen für Haustiere in der Trierer Filiale der Tierbestattung Rosenheim. Foto: Harald Tittel/dpa-Archiv

NEUSTADT/KOBLENZ. Anfangs waren es meist Hunde und Katzen. Mittlerweile lassen Tierfreunde längst auch andere liebgewonnene Gefährten bestatten: Schildkröten, Wellensittiche, Kaninchen – sogar tote Fische. Das Geschäft mit der Tierbestattung in Rheinland-Pfalz sei einträglich, sagen Branchenkenner im Bundesland. Manche Kunden kommen sogar von auswärts: «Wir haben hier auch eine Katze aus Berlin und einen Hund aus Nürnberg», sagt etwa Roger Koch vom Abschiedswald Freilingen. Auf dem Areal im Westerwald liegen 485 Tiere. «Urnen sind die große Ausnahme, meist sind es Ganzkörperbestattungen.»

Die gesetzliche Regelung in Rheinland-Pfalz ist klar: «Einzelne tote Heimtiere dürfen im eigenen Garten oder auf eigenem Grundstück begraben werden, wenn sich dieser oder dieses nicht in einem Wasserschutzgebiet befindet», heißt es etwa. «Wer keine Möglichkeit dazu hat oder sein Tier nicht auf dem eigenen Grund begraben möchte, kann das Tier auf einem dafür zugelassenen Tierfriedhof bestatten oder in einem Tierkrematorium verbrennen lassen.»

«Das Verhältnis zum Tier ist heute anders als vor 30 oder 40 Jahren», sagt Simon Hähnel, der in Neustadt/Weinstraße die Tierbestattung «Engelspfote» betreibt. «Keiner will, dass sein Begleiter nach dem Tod zu Knochenmehl vermahlen wird. Tiere sind für viele fast ein Familienmitglied.» Er bestätigt die große Nachfrage nach einem würdigen Abschied von Bello und Kitty. Für Katzen und Hunde bis 20 Kilogramm berechnet er 350 Euro. Möglich sind ein Pfotenabdruck auf der Urne und Haare vom Fell des langjährigen Begleiters.

«Früher lagen Hunde im Hof an der Kette, heute liegen sie im Haus auf der Couch», sagt Ursula Kugel von Tierbestattung «Aaron» in Dausenau bei Bad Ems. Sie kümmert sich nach eigenen Angaben um 30, 40 tote Tiere im Monat. Mit Religion haben solche Bestattungen ihrer Ansicht nach nichts zu tun. «Ich trenne das und habe zum Beispiel keine Engelsfigur im Laden», sagt Kugel. Sie verurteile jedoch nicht, wenn ein Tierhalter dies für nötig halte. «Ich persönlich möchte dabei keinen Glauben verherrlichen. Man sollte alles im Normalen halten.»

«Jeder muss es für sich wissen», meint auch ein Sprecher von «Anubis» Tierbestattungen Mainz-Rhein-Nahe. «Manche Tierbesitzer kommen, füllen Papiere aus und sind gleich wieder weg, andere wollen eine Zeremonie mit Aufbahrung und Musik.» Ein Mann habe ihn einmal um die Bestattung eines Wellensittichs gebeten und gesagt: «Er hatte einen Namen, also gehörte er zur Familie», erzählt er in Mainz.

In Hermeskeil soll im Herbst ein neues Kleintierkrematorium eröffnet werden. «Früher waren sie Wachhund und Mäusefänger, heute sind sie Lebenspartner und Familienmitglied», sagt Svenja Holle von Tierbestattung «Rosengarten», das die Einrichtung betreiben wird. Eine Frau habe ihr einmal erzählt, dass sie Angst gehabt habe vor dem Tag, an dem die Asche ihres Hundes vom Krematorium komme. «Als aber das Halsband klimperte, das wir wie gewünscht in die Urne gelegt hatten, gab ihr das vertraute Geräusch ein Gefühl der Leichtigkeit.»

Auch eine gemeinsame Urnenbestattung von Mensch und Tier ist mittlerweile möglich, etwa in Dachsenhausen bei Koblenz. «Mensch-Tier-Bestattungen sind sehr aktuell», meint Holle. «Ich bin sicher, dass dieses Thema noch viel mehr in den Fokus geraten wird.»

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1 Kommentar

  1. Am 26. Juli ist mein roter Kater zuhause verstorben. Ich hatte das bildhübsche, sehr kranke Tier, ganz bewusst zu mir genommen, weil ich ihm geben wollte, was es verdient hatte: Ein sehr aufmerksames, liebevolles Zuhause mit der Verantwortung, für sein Wohlergehen in jeder Hinsicht zu sorgen. Dazu gehörten auch die ganz regelmässig zu hebenden Arzneien und Diätfutter. Alles, was der Kater mit dem seidenweichen, gut duftenden Fell sonst brauchte, war mir als frühere Katzenliebhaberin und –halterin bestens vertraut. Und so zog der kleine Kerl innerhalb von zwei Tagen bei mir ein, ausgestattet mit ärztlichen Berichten, Diagnosen und Therapieplan. Wir beide waren frohgemut, mochten uns auf Anhieb und konnten uns (vermute ich mal) nach wenigen Tagen nicht mehr vorstellen, wie es „ohne“ gewesen war. Ich blühte so auf, dass es allen in meinem Umfeld auffiel, hatte grosse Freude an diesem schnurrigen und schmusigen Kater, dem immer wieder etwas Neues einfiel. Kam ich vom Einkauf, warf er sich in den ? und in die Tüten, weil er flott kapiert hatte, dass ich ihm immer eine Kleinigkeit mitbrachte, die er finden wollte. Wir hatten eine so schöne Zeit. Fotos zeugen davon, wie entspannt, glücklich und sicher sich das Kerlchen fühlte. Bis zu diesem sehr warmen Sommertag, den wir auf dem Balkon genossen hatten. Gerade noch gut gefuttert, auf dem Weg zurück zum Balkon, ein paar schreckliche Schreie. Mein Kater war zusammengebrochen, und ich sah, dass er im Sterben war. Ich hatte das grosse Glück, bei ihm zu sein und ihn bis zu seinem letzten Atemzug mit Streicheln und leisen Worten begleiten zu dürfen. Nachdem ich die ihm versprochene Nachtwache bei ihm gehalten hatte, musste ich planen, was ich mit ihm mache. Ich fand im Rhein–Erft–Kreis ein Tierkrematorium, mit dem ich mich sofort in Verbindung setzte. Mein Eindruck aus dem Telefongespräch war so, dass ich verabredet habe, mit meinem toten Schätzchen zu ihm zu kommen. Weich gebettet, neben mir auf dem Beifahrersitz, sind wir Zwei losgefahren. Vor Ort waren noch andere Tierfreunde da, verweint, warteten auf die Asche ihres kremierten Lieblings, und ich, die ich sehr mitfühlend und wohltuend in einen Abschiedsraum gebeten wurde. ?, ein brennendes ?, sehr ruhig und beruhigend. Man nahm meinen Kater mit seinem Tuch und seinem Minzekissen und bettete ihn sehr fürsorglich auf den vorbereiteten Tisch. Es war meine erste Erfahrung mit einem Tierkrematorium, und es war eine sehr gute. Mit Herrn E. aus B. hatte ich ein angenehmes Gespräch. Am Schluss war ich beruhigt und zufrieden. So, wie ich dieses zauberhafte Kerlchen vom Fleck weg adoptiert und mit ihm gelebt hatte, so übergab ich ihn jetzt für eine Versorgung, die ihm gerecht wurde und die ich würdig fand. Wenige Tage später fuhr ich ein zweites Mal über die A61 nach B., und bekam das, was nach der Kremierung übrig war, in einer wirklich liebevollen Umhüllung und aufmunternden Worten in die Hand. Immer wieder würde ich es so machen, und immer wieder wäre das private Krematorium die Adresse meiner Wahl. Die Kosten richten sich nach dem Lebendgewicht. Ich fand den Preis völlig in Ordnung.

    Danke der Familie E., falls sie hier mal lesen sollte.

    Mein roter Kater kam als schwer krankes Fundtier in ein sehr tierliebes Heim. Alles nur medizinisch Mögliche wurde für ihn gemacht. Dazu die besondere Fürsorge der Tierheimleute. Im März war aus dem abgemagerten, runtergekommen Findling dank bester Versorgung ein Prachttier geworden, in das ich mich am ? verliebt habe. Schade, dass wir nur 4 Monate und 1 Woche hatten. Aber: Nicht die Länge eines Lebens ist das Wichtigste, sondern die Qualität des gelebten Lebens. Ich werde O. niemals vergessen.?

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