Regierung: Mehr als 500 neue Windräder im Land möglich

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Foto: dpa-Archiv

MAINZ. In den kommenden Jahren könnten mehr als 500 neue Windkraftanlagen in Rheinland-Pfalz entstehen. Das geht aus der Antwort auf eine Große Anfrage der AfD-Fraktion im Landtag in Mainz hervor. Das Energieministerium bezieht sich auf Angaben der beiden Struktur- und Genehmigungsdirektionen (SGD). Demnach sind insgesamt 125 neue Windenergieanlagen genehmigt, 191 werden als «geplant» gelistet, erklärt Energieministerin Ulrike Höfken (Grüne). Außerdem sind 202 mit dem Planungsstand «beantragt» aufgeführt. Wann und ob diese Anlagen realisiert werden, ist der Landesregierung allerdings nicht bekannt.

Ende vergangenen Jahres drehten sich dem Energieministerium zufolge 1748 Windräder in Rheinland-Pfalz. Nach Angaben der Fachagentur Windenergie werden Ende des kommenden Jahres 253 Anlagen aus der Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ausscheiden. Zudem endet für viele Windräder nach 20 Jahren die ursprünglich geplante Betriebszeit. Laut Ministerium sind derzeit 583 Anlagen am Netz, die 2005 und früher in Betrieb genommen wurden. Ob sie weiter genutzt oder zurückgebaut werden, entscheiden die Betreiber.

Die Tendenz gehe hier, wann immer möglich, in Richtung Repowering, sagt Ciro Capricano. Er hat eine auf Windkraft spezialisierte Beraterfirma in Diez (Rhein-Lahn-Kreis). Repowering bedeutet, alte durch neue Anlagen zu ersetzen. «Meist sind die Anlagen heute größer und haben eine höhere Leistung, das heißt, viele alte können durch wenige neue ersetzt werden», erklärt Capricano. Auch das Energieministerium betont, Repowering von Windrädern könne helfen, besonders windige Standorte effizienter zu nutzen. Systematisch erfasst werde dieses Vorgehen jedoch nicht. So wurden laut der Fachagentur Windenergie in den vergangenen fünf Jahren im Land 38 Anlagen als Ersatz für Altanlagen errichtet, im vergangenen Jahr keine. Die Firma UL GmbH, auf die sich das Ministerium stützt, kommt dagegen nach eigenen Recherchen auf 85 Anlagen seit 2014.

Denn mancherorts geht der Austausch wegen neuer Abstandsregeln etwa zu Wohngebäuden nicht, wie Capricano erläutert. Andernorts ändern sich die Bestimmungen. Flächen könnten dann nicht mehr für die Windräder genutzt werden, obwohl sie von der Bevölkerung bereits akzeptiert seien. Auch der so genannte Repowering-Bonus – ein finanzieller Anreiz – sei im Sommer 2014 weggefallen, erläutert Jürgen Quentin von der Fachagentur Windenergie.

Die Bürger gewöhnen sich nach Worten von Konfliktmanager Christoph Ewen zwar an den Anblick, sollten Windräder jedoch «repowert» werden, flamme die Diskussion in der Bevölkerung mitunter erneut auf. Ewen vermittelt zwischen Gemeinderäten, Bürgern und Projektträgern.

Dennoch fielen die Proteste in Rheinland-Pfalz geringer aus als etwa in den Nachbarländern Hessen und Baden-Württemberg. Manche weniger wohlhabenden Gegenden seien froh, wenn aufgrund einer Anlage Straßen asphaltiert würden und Gewerbesteuern flössen.

So auch im Rhein-Hunsrück-Kreis. Hier steht ein Großteil der Anlagen auf gemeindeeigenem Grund. Die Kommunen profitieren von sieben Millionen Euro Pachteinnahmen im Jahr, wie Klimaschutzmanager Frank-Michael Uhle erläutert. Das Geld werde eingesetzt, um die Versorgung mit erneuerbaren Energien zu verbessern oder Glasfaserkabel zu verlegen. «Unsere Gemeinden sind faktisch schuldenfrei», sagt Uhle.

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