VÖLKINKEN. Die Völklinger Hütte hat in den vergangenen 20 Jahren Erfolgsgeschichte geschrieben: Galt sie 1999 noch als «größter Schrotthaufen» Europas, sei sie heute «das erste nahezu vollständig sanierte und erschlossene Großdenkmal der Industriekultur der Welt», sagte der scheidende Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte, Meinrad Maria Grewenig, in Völklingen. Mehr als 4,4 Millionen Besucher seien in den vergangenen zwei Jahrzehnten gezählt worden – an einer Stätte, die Kunst und Kultur bündelt: Als Denkmal, in Ausstellungen, bei Festivals, Konzerten, Opern und «Urban Art».
«Ja, ich bin stolz. Im Grunde genommen, ist alles gelungen, was wir uns am Anfang vorgestellt haben», sagte Grewenig, der Ende Juni nach 20 Jahren ausscheidet. Das Industriekulturkonzept der Hütte sei heute «ein Vorbild für Europa». «Es sollte auf jeden Fall weitergehen mit diesem transkulturellen Ansatz», sagte er. Industriekultur sei die «Kulturplattform des 21. Jahrhunderts»: «Wir haben deshalb heute so große Chancen, weil wir eine deutliche niedrige Schwelle haben als Museen oder Theater. Die Menschen kommen leichter zu uns».
Die Völklinger Hütte ist das weltweit einzig erhaltene Eisenwerk aus dem Industriezeitalter. Sie war 1986 nach rund 100 Jahren stillgelegt und 1994 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt worden.
Insgesamt 160 Millionen Euro unter anderem vom Bund und der EU seien für die Sanierung aufgewendet worden, sagte Grewenig. Es gebe heute 7000 Meter gesicherte Besucherwege zu Bereichen der «gigantischen Maschine» mit ihren rund 600 000 Quadratmetern Fläche. 2020 sollten noch die Trockengasreinigungsanlagen eröffnet werden. Und 2021 werde der Wasserhochbehälter als «neue Eingangsplattform» für Besucher starten. Wer Grewenig in Völklingen nachfolgt, ist noch offen.
Grewenig wird sich auch künftig um Industriekultur kümmern. Im Oktober 2018 ist er erneut zum Präsidenten der Europäischen Route der Industrie gewählt worden. Zudem ist er Vorsitzender des Beirates der Stiftung Sayner Hütte, einem wichtigen Industriedenkmal im rheinland-pfälzischen Bendorf. Seiner Ansicht nach könnte es «in absehbarer Zeit eine Möglichkeit geben», dort einen zweiten Anlauf für eine Auszeichnung als Unesco-Welterbe zu starten. Ein erster war 2014 gescheitert.
Potenziale im Saarland sieht Grewenig zudem in Berghalden als Relikte des früheren Steinkohlebergbaus. Ex gebe auch noch viele nicht identifizierte Halden. «Das sind spektakuläre Großereignisse in unserem Land», sagte er. «Da ist die Geschichte noch nicht erzählt. Dass muss noch gemacht werden.» Halden sind menschengemachte Berge, die sich aus Absinkweihern und Abraumbergen entwickelt haben.