“Geschäft“ im Beichtstuhl verrichtet – Kirchen sauer über Benehmen in Gotteshäusern

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Foto: dpa-Archiv

SPEYER/TRIER/WORMS. Kaugummis unter der Kirchenbank und der Beichtstuhl als Toilettenhäuschen: Kirchen in Rheinland-Pfalz klagen über Unachtsamkeit und Ignoranz beim Besuch von Gotteshäusern. «Das nimmt schon in gewisser Weise zu», sagt Raimund Haubrich von der Trierer Domverwaltung. Im Dom St. Peter kleben Kaugummis zwar selten an Bänken, dafür aber auf den Sandsteinböden von Deutschlands ältester Bischofskirche. Über Hinterlassenschaften klagt auch Speyer.

«Jedes einzelne Kaugummi, das auf dem Boden landet oder an einer Bank klebt, ist erstmal eklig und ein Ärgernis, weil unschön und nur mit Aufwand zu entfernen», sagt Dom-Kulturmanagerin Friederike Walter. Sie geht davon aus, dass die absolute Mehrheit ihre Kaugummis nicht bewusst auf den Boden spuckt, sondern dass diese versehentlich dort landen. Auf frischer Tat ertappt worden sei in Speyer noch niemand.

«Dass jemand Kaugummis absichtlich irgendwo prominent platziert, auf Kunstwerken, auf Schildern oder an Wänden, haben wir noch nicht erlebt», sagt Walter. Die überwiegende Mehrheit der Besucher sei sich der Würde des Ortes bewusst und verhalte sich rücksichtsvoll.

Auch für den Wormser Dom gelte: die allermeisten der etwa 400 000 Besucherinnen und Besucher über das Jahr verhielten sich korrekt, sagt Propst Tobias Schäfer in der Nibelungenstadt. «Aber natürlich gibt es immer wieder negative Erfahrungen. Das reicht von Kaugummis, die unter der Bank oder auf dem Sandsteinfußboden kleben, bis zu Graffiti, die auf der Altardecke mit dem Kugelschreiber hinterlassen werden», berichtet Schäfer. «Leider schon mehrfach mussten wir die Erfahrung machen, dass Menschen einen alten Beichtstuhl als Toilettenhäuschen missbrauchen und ihre Notdurft hinterlassen haben.»

Die Kaugummi-Problematik sieht auch die Trierer Domverwaltung mit Sorge. Vor allem im Kreuzgang des 1700 Jahre alten Bauwerks gebe es dadurch massive Probleme, sagt Haubrich. Bislang nutzt der Hausmeister des Doms vor allem Eisspray, um die klebrigen Punkte vom Boden kratzen zu können. Die Domverwaltung überlegt nun auch, mit einem Sandstrahler zu arbeiten, der etwa auch zum Einsatz kommt, wenn Graffitis entfernt werden. Allerdings werde durch das Bestrahlen der Stein heller, wies Haubrich auf ein Problem hin. Sonst seien die Sandsteine in der Kirche eher dunkler. «Da muss man dann abwägen.»

Im Trierer Dom haben ehrenamtliche Aufsichten im Blick, ob Kaugummis entsorgt werden und sprechen Besuchergruppen manchmal vor dem Einlass an. Aber: «Das fällt oft einfach nicht auf», meint Haubrich. Ein ausgesprochenes Kaugummi-Verbot gibt es im Trierer Dom nicht.

«Im Dom zu Speyer tauchen immer wieder mal Kaugummis auf», sagt Walter. Eine der Reinigungskräfte habe sich auf diese Aufgabe spezialisiert und entferne die Klebreste, wenn eine entsprechende Anzahl zusammen sei. «Im Schnitt ist das einmal im Monat», erzählt die Kulturmanagerin. Rapide zugenommen habe die Verschmutzung in der romanischen Kathedrale zwar nicht. Ärgerlich aber bleibe sie.

Der Mainzer Dom hat hingegen keine Probleme mit alten Kaugummis – weder auf den Böden, noch an den Kirchenbänken. Es gebe auch keine Präventionsmaßnahmen, etwa ein Verbot, sagt Domdekan Heinz Heckwolf.

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