Hoffnungsträger: Becca soll Kaiserslautern retten

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Flavio Becca antwortet Fragen der Journalisten bei der Tour de France in 2013. Foto: Nicolas Bouvy/Archiv

KAISERSLAUTENN. Das Horrorszenario eines Lizenzentzugs ist vom Tisch, die internen Grabenkämpfe erst einmal beendet. Nach dem Einstieg des milliardenschweren Investors Flavio Becca und dem Rücktritt von Michael Littig, Beiratsmitglied und Aufsichtsratsvorsitzender des e.V., kann sich der finanziell angeschlagene Fußball-Drittligist 1. FC Kaiserslautern mit Hochdruck der Gestaltung einer sicheren Zukunft widmen. «Wir haben ein schlüssiges Konzept entwickelt, das sowohl im sportlichen als auch im betriebswirtschaftlichen Bereich den FCK zurück in die Erfolgsspur führen kann», sagte Becca am Freitag in einer Vereinsmitteilung.

Die am Donnerstagabend mit 3:2 Stimmen getroffene Entscheidung des FCK-Beirates, das in der Vorwoche noch abgelehnte Angebot von Becca doch anzunehmen, sorgt zunächst einmal für Ruhe beim viermaligen deutschen Meister. «Wir haben nun aus unserer Sicht die größtmögliche Planungssicherheit», sagte Sportgeschäftsführer Martin Bader der «Süddeutschen Zeitung».

Angesichts der moralisch fragwürdigen Forderung des Luxemburger Bauunternehmers nach einem Rücktritt Littigs, der dieser im Interesse des Vereins nachkam, hinterlässt die Entscheidung für Becca jedoch auch einen faden Beigeschmack. Der Beiratsvorsitzende Patrick Banf stellte am Freitag die Vorteile heraus: «Wir sind überzeugt, dass seine Kombination aus wirtschaftlicher Kraft und Kompetenz im Profisport perfekt zu unserem FCK passen.»

Becca hatte dem FCK in der vergangenen Woche ein Darlehen über 2,6 Millionen Euro angeboten, welches später in Eigenkapital umgewandelt werden soll. Zudem sollen in den nächsten fünf Jahren weitere 25 Millionen Euro fließen, um den Kader wieder zweitligatauglich zu machen. «Mein Ziel war es nie, hier ausschließlich den Feuerwehrmann zu spielen, sondern langfristig den Verein zu begleiten mit dem Ziel, in die Bundesliga zurück zu kehren», betonte Becca.

Dennoch birgt das Votum des Beirats für Becca und gegen das Alternativangebot der regionalen Investoren einige Brisanz. Denn die Lauterer Unternehmer Hans Sachs und Klaus Dienes hatten nach dpa-Informationen sogar drei Millionen Euro Eigenkapital sofort und ebenfalls 25 Millionen Euro in den kommenden Jahren in Aussicht gestellt. Zudem wollten sie einen Neubau der Geschäftsstelle und des Kabinentraktes auf dem Gelände des Nachwuchsleistungszentrums finanzieren, um die Betriebskosten des höchst defizitären Fritz-Walter-Stadions um jährlich rund ein bis zwei Millionen Euro zu senken.

Daher stellt sich die Frage, warum das Investorenduo trotz des ähnlichen – oder sogar besseren – Angebots den Kürzeren zog. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass Sachs und Dienes erst am vergangenen Montag ihre Pläne auf den Tisch gelegt hatten. Mit Becca verhandelt der Verein hingegen bereits seit Monaten.

Finanz-Geschäftsführer Michael Klatt hatte sich zuletzt besorgt gezeigt, die notwendigen Vorgänge nicht rechtzeitig zum Ende des Lizenzierungsverfahrens am 28. Mai abschließen zu können. «Die Zeit drängte, es war eine Abwägung», sagte Bader. Zugleich kündigte er an, dass der auf 120 Millionen Euro taxierte Wert des Vereins von unabhängigen Wirtschaftsprüfern neu ermittelt werden soll.

Dass Becca nach der ursprünglichen Absage des FCK doch noch zum Zuge kommt, ist auch dem Finanzpartner Quattrex geschuldet. Der Kreditgeber gewährte dem Fritz-Walter-Club nur für den Fall eines Becca-Einstiegs ein weiteres Darlehen und drohte im anderen Fall mit einem Rückzug. Dies hätte eine Finanzlücke von drei bis vier Millionen Euro zur Folge gehabt.

Unklar ist weiter auch die Rolle der Stadt Kaiserslautern. Erst am vergangenen Montag hatte Becca mit Oberbürgermeister Klaus Weichel erneut über den Verkauf des Fritz-Walter-Stadions und weiterer höchst lukrativer Flächen im Stadtzentrum verhandelt. Es bleiben also viele Fragen – und eine Gewissheit: Der neue Investor verschafft dem Verein höchstens eine Atempause im Existenzkampf. Denn auf Dauer kann sich der 1. Kaiserslautern die Drittliga-Zugehörigkeit nicht leisten.

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