Ehemaliges Walzwerk Trier: Hallenabriss wirft Fragen auf

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Noch steht ein Teil der Fabrikgebäude auf dem Gelände des früheren Walzwerks im Stadtteil Kürenz. Die zuletzt forcierten Abrissarbeiten haben für Diskussionen gesorgt.

TRIER. Das Rathaus und die Bürgerinitiative „Walzwerk Trier“ steht dem Abriss und einer Nutzung des früheren Walzwerkgeländes in Kürenz ausschließlich für Wohnungsbau skeptisch gegenüber. Stefan Leist, Sachgebietsleiter im Stadtplanungsamt, sagte im Baudezernatsausschuss: „Im bisher vorliegenden Nutzungskonzept war ein Mischgebiet vorgesehen, nun scheint der Investor neue Pläne zu haben und den Wohnungsbau stark ausweiten zu wollen. Dies ist zum Beispiel wegen der Lärmbelastung durch die Bahnlinie problematisch.“ Ein neues Nutzungskonzept des Investors, der Triwo Unternehmensgruppe, liege der Stadt bisher nicht vor.

Die aktuelle Debatte war durch den Abriss alter Fabrikhallen ausgelöst worden, was im Widerspruch zu dem 2016 öffentlich vorgestellten Konzept der Triwo und auch zum Aufstellungsbeschluss des Stadtrats für den Bebauungsplan steht. Darin war der „geplante Erhalt eines Teils der ehemaligen Industriehallen“ lobend hervorgehoben worden. Die SPD setzte das Thema daraufhin auf die Tagesordnung des Ausschusses und wollte in ihrer Anfrage wissen, ob die Stadt vorab über den Abriss informiert worden sei. Dies verneinte Leist, allerdings sei diese Aktion nicht genehmigungspflichtig gewesen.

Ein Stopp der Abrissarbeiten durch die Triwo konnte auch die Anfang November gegründete „Bürgerinitiative Quartiersentwicklung Walzwerk Kürenz“ nicht mehr verhindern.

Es gelang der BI zwar schnell, das Thema Walzwerkareal wieder in die Öffentlichkeit zu bringen, und Gespräche mit allen Beteiligten zu führen. Eine Unterbrechung der Abrissarbeiten – die BI forderte: zumindest so lange, bis ein tragfähiges Konzept für eine Neubebauung vorliegt – lehnt der Investor aber weiterhin ab.

Rechtlich kann der Abriss auch nicht in Frage gestellt werden, weil die Hallen nicht unter Denkmalschutz stehen. Dennoch sieht der BI-Vorsitzende Pascal Schubbe große Chancen vertan: die TRIWO sagt, es liegt noch kein neues Konzept vor. Aber selbst wenn man höchste architektonische und städtebauliche Qualitäten -etwa durch die Auslobung eines Architektenwettbewerbs – voraussetzt, der historische Charme der vertrauten über 100 Jahre alten Kürenzer Industriekultur kann nie mehr ersetzt werden.

Ein reines Wohngebiet auf dem Walzwerkgelände wirft auch Fragen nach der äußeren Verkehrserschließung auf. Die Zufahrtsstraßen könnten im derzeitigen Ausbauzustand den zu erwartenden zusätzlichen Verkehr nicht aufnehmen, mehreren Knotenpunkten drohe eine Überlastung, erklärte Leist. Das Verkehrsgutachten für den Bebauungsplan befinde sich derzeit in Bearbeitung, ein Schallschutzgutachten sei noch nicht beauftragt. Lediglich das Artenschutzgutachten liege bereits vor, informierte Leist.

Gleichzeitig mit dem erneuten Bekenntnis zum weiteren Abriss, wurden dann aber doch ein paar neue Überlegungen des Investors bekannt: es sei eine Sporthalle an der Bahn angedacht, die den verlorengegangenen Schallschutz für die Anwohner teilweise wieder herstellen könnte. Außerdem plane man, wie auch von der BI gefordert, ein Ortsteilzentrum mit kleinen Läden und Restaurants auszubilden.

Am 17. Dezember soll im Rathaus auf Einladung von Baudezernent Andreas Ludwig ein Gespräch mit Vertretern der Bürgerinitiative sowie der Triwo stattfinden.

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5 Kommentare

  1. Es ist doch immer wieder schön zu sehen wie vollmundig angepriesene tolle Wohnkonzepte und Erschliessungspläne, spätestens wenn diese Grundstücke an Bauträger verkauft wurden plötzlich ganz andere Formen annehmen.
    Siehe das alte Gendarmeriegelände am Moselufer und jetzt auch das alte Walzwerk.
    Sind die zuständigen Ämter der Stadt unfähig oder arbeiten hier mafiöse Strukturen die im Grossen machen können was sie wollen?
    Wer bitte hat in Zurlauben diese grosse unpassende Fensterfront im letzten wiederaufgebauten Gebäude genehmigt? Ist der Architektenrat nicht nur ein zahnloser Tiger ?
    Aber wehe der kleine Mann ändert etwas ohne Bauanzeige da wird dann reingeschlagen.

  2. @kabumm:die Antwort kennen Sie doch wohl selbst!!wenn die Triwo oder Eifelhaus oder IFA in Trier bauen wollen , dann gelten andere Regeln!

  3. Das war schon zu Schröers Zeiten so! Nur hießen die Akteure damals Rule,Bruch etc.. Es hat sich also auch unter den SPD-Bürgermeister nichts geändert,es ist eigentlich noch schlimmer geworden!

  4. Es ist doch immer wieder schön, deutsch, typisches Verhalten zu zeigen eine Initiative zu gründen um sich für eine Klage zu formieren. Dann wir geklagt und geklagt weil das ja keiner vor seiner Haustüre haben möchte. Bis das durch ist vergehen mal locker 5 bis 7 Jahre und dann? Deutschland hängt sich auf.

    • Nee,Deutschland wird ausgebeutet, durch Bauträger, deren mafiöse Strukturen bis in die Verwaltung gehen. Und wer will was „nicht vor seiner Haustür“ haben? Blödsinn!

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