Gastkommentar: Ausgesperrte Jugend in Schweich!

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SCHWEICH. Eine massive Zaunanlage ziert nun das Schulzentrum in Schweich. Eine Maßnahme des Landkreises Trier-Saarburg, der seine Schulgebäude damit gegen Sachbeschädigungen schützen will. Soweit so gut – was dieser Zaun jedoch darüber hinaus bedeutet und welches Signal von solchen Maßnahmen ausgeht, ist in der Öffentlichkeit kaum diskutiert worden.

Schnell ist immer die Rede von DEN Jugendlichen, die nur rumhängen, saufen und Krawall machen. Sicherlich gibt es (wie überall) immer solche und solche. Unbestritten ist auch, dass Sachbeschädigungen entsprechend geahndet gehören. Hierfür sind dann Polizei und Gerichte zuständig.

Einen Zaun um das Schulzentrum zu bauen ist jedoch eine Pauschalverurteilung aller Jugendlichen!
Als Träger der Jugendhilfe (kommunale Pflichtaufgabe) müsste dem Landkreis jedoch bewusst sein, dass ein Zaun das grundlegende Problem nicht löst. Mit dem Zaun versucht man die Folgen eines gesellschaftlichen Problems zu bekämpfen, anstatt sich nachhaltig mit den Ursachen auseinanderzusetzen. Es müsste vielmehr darum gehen, aktiv, mit Fachpersonal der Jugendpflege, auf die Jugendlichen zuzugehen und sie einzubinden, anstatt sie auszusperren!

Denn was der Zaun bewirken wird, ist vielen Ortskundigen jetzt schon klar: Die Probleme werden die gleichen bleiben, ob die Jugendlichen über den Zaun klettern, oder sich (wie zu befürchten steht) anderen Plätzen in Schweich aufhalten werden, ist am Ende des Tages einerlei. Das Problem wird sich nur verlagern.

Allerdings scheint das Thema Offene Jugendarbeit in der lokalen Politik derzeit keine große Lobby zu haben. So zieht sich die Verbandsgemeinde Schweich aus ihrer anteiligen Finanzierung der Jugendpflegestelle in Schweich zurück und die Stadt Schweich wird die neue Stelle nur noch als „Halbe-Stelle“ ausschreiben. Sollte also ein neuer Jugendpfleger gefunden werden, so steht dieser vor schier unlösbaren Aufgaben, denn Offene Jugendarbeit in Schweich ist mehr als das Thema „Schulhof“.
Seit Jahren existieren Vorschläge und Initiativen zum Aufbau professioneller Strukturen der Offenen Jugendarbeit in Schweich. Ein Beispiel hierfür ist die Idee eines Jugend-, Kultur- und Informationszentrums (JuKIZ) in Schweich. Zur Umsetzung gab es schon reichlich Überlegungen bis hin zur Umnutzung der Flüchtlingsunterkunft in Schweich, die sogar dem Landkreis gehört. Ob sich hier in naher Zukunft etwas Konkretes erreichen lässt, steht in den Sternen.

Am Ende des Tages verschließt der Landkreis mit dem Zaunbau die Augen vor den Ursachen des Problems und lässt die Stadt Schweich und vor allem die Jugendlichen im Regen stehen. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Jugendlichen, Eltern und Interessenvertreter lautstark zu Wort melden, um auf diese Entwicklungen aufmerksam zu machen, damit der Spruch auf der Website des Arbeitsgemeinschaft Jugendpflege des Landkreises Trier-Saarburg keine leere Worthülse bleibt:

„Kinder und Jugendliche sind unsere Zukunft! Dies gilt auch für den Landkreis Trier-Saarburg.“

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6 Kommentare

  1. Die Stadt bzw. der Kreis schützt mit dieser Maßnahme in erster Linie sein Eigentum vor anhaltender Beschädigung durch Vandalismus. Das ist deren gutes Recht und als Steuerzahler dessen sauer verdientes Geld dazu verwendet wird erwarte ich genau das.
    Auch wenn sich diese Leier jetzt wieder blöd anhört und so mancher dann wieder reflexartig zum altbekannten Sokrates-Zitat greift: Zu meiner Jugendzeit haben wir uns auch auf Schulhöfen getroffen. Nur war da wenn wir wieder gegangen sind alles in dem Zustand in dem es auch war bevor wir dort waren. Das ist heute leider nicht so.
    Viel interessanter finde ich aber gerade im Fall des Schulgeländes in Schweich, dass man dort als Jugendlicher offensichtlich sogar direkt unter den Augen der Polizei treiben kann was man will ohne, dass es irgendwenn juckt. Immerhin ist die örtliche Dienststelle direkt auf der anderen Straßenseite. Das finde ich schon bemerkenswert.
    Ich fürchte die Kollegen die dort ihren Dienst verrichten würden noch nicht einmal bemerken wenn ihr eigenes Gebäude verschandelt würde. Es kann doch nicht so schwer und zuviel verlangt sein, wenn da nachmittags und abends die eine oder andere Runde über den Schulhof gedreht würde….

  2. ich bin zwar kein Schweicher, sehe das aber genauso?

    Bitte welche Jugendlichen werden hier im Regen stehen gelassen?!?!?!?!

    Etwa die, die immer wieder Straftaten dort begehen??? gehts noch?

    Wenn die gegenüber anliegende Polizei nicht in der Lage ist präsent zu sein, muss sich die Schule selbst helfen. Immerhin trägt sie die Verantwortung für die am nächsten Tag dort zu unterrichtenden Kinder und Jugendlichen.!

  3. Toll!! Als hätten die sonst nichts zu tun,
    Die Eltern sollten sich Mal um Ihre verzogenen Gören kümmern,aber die interessiert das doch gar nicht,
    In anderen Ländern wird da nicht lange gefackelt,und es gibt was auf die Mütze.

  4. @Manuel
    Volle Zustimmung!
    Es war unzumutbar und ein großes Sicherheitsrisiko für Schüler und Lehrpersonal, dass die Schulhöfe nach den Wochenenden mit massenweise Glasscherben, Kot, Urin, gebrauchte Kondome und sonstigen Müll drappiert sind – es fehlte eigentlich nur noch das Fixerbesteck.
    Und es ist unzumutbar für den Steuerzahler, ständig die zerstörten Fensterscheiben, Türen (groß und teuer), abgerissene Schilder usw. zu ersetzen!
    Man kann naturlich nicht pauschal alle Jugendlichen vorverurteilen, genausowenig darf man ein Schulzentrum für jedwedes Gesindel aus dem Drogen- und Säufermilieu zugänglich machen.

  5. Der Kommentar bringt die Stimmung der Jugendlichen in Schweich auf den Punkt.
    Wegen einiger Weniger, die es übrigens in jeder Generation gab und auch immer geben wird, wurde nun allen Jugendlichen einen wichtigen Platz zum Treffen in Schweich genommen. Seit Jahren ist der Schulhof der beliebteste Treffpunkt für Jugendlichen und das aus einem der Gründe, welcher in dem Kommentar erwähnt wird und zwar wegen dem fehlenden Jugendraum in Schweich.
    Der Zaun verlagert die Probleme.
    Besser noch, er verärgert die Jugendlichen was dann bestimmt nicht dazu führen wird, dass sie jetzt mehr Rücksicht auf die Eigentümer der Stadt nehmen.
    Es ist ein verzweifelter Versuch der Stadt Schweich die Probleme lahm zu legen ohne die Symptome zu bekämpfen.

  6. Ich finde die Antworten meiner Vorredner bedingt richtig. Auf der einen Seite sieht das Schulgebäude jetzt aus wie ein Hochsicherheitstrakt. Zum anderen würde es vermutlich nicht viel bringen, im Sommer einen Jugendraum anzubieten, da die meisten jungen Menschen warscheinlich eher draußen sein möchten als drinnen. Zustimmen muß ich der These mit der Polizei. Auch ich kann nicht verstehen, weshalb es dort nicht öfter zu Kontrollen gekommen ist, was aber sehr warscheinlich nichts gebracht hätte, da es nur Platzverweise gegeben hätte und die Jungs und Mädels am nächsten Tag wieder an anderer Stelle zu sehen gewesen wären. Besser wäre es, mehr Angebote zu präsentieren, die die Kidz wirklich interessiert. Dafür müssten aber auch qualifizierte Mitarbeiter eingestellt werden, wo wir wieder beim nächsten Problem wären.

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