“WeGebAU-Programm“ – Fachkräfte im eigenen Betrieb gewinnen

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SAARBURG. „Ich hatte immer schon einen guten Draht zu älteren Menschen, deswegen bin ich sehr froh, dass ich nun die Möglichkeit erhalte, einen Beruf zu erlernen, bei dem ich dieses Talent einsetzen kann“, sagt Regina Tendeng. Die Mutter von zwei Kindern ist 31 Jahre alt und absolviert seit Sommer letzten Jahres ihre Ausbildung zur Altenpflegehelferin im Haus Burgblick an der Saar in Saarburg. Auf den ersten Blick nicht unbedingt das „typische“ Alter für eine Ausbildung. „2002 habe ich meinen Hauptschulabschluss gemacht“ erzählt Frau Tendeng, „damals war es schwierig eine Ausbildungsstelle zu finden. Daher musste ich jahrelang jobben, vor allem im Verkauf.“

Wirklich zufrieden war sie damit jedoch nie. Mittlerweile hat sich die Situation auf dem Ausbildungsmarkt jedoch geändert, wie Monika Scheuer-Jungen vom Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Trier erklärt: „Mittlerweile gibt es deutlich mehr offene Stellen als Bewerber. Zuletzt waren über 2.000 Ausbildungsstellen in der Region Trier noch unbesetzt. Die Situation ist dabei von Branche zu Branche unterschiedlich, es gibt aber Bereiche, wie etwa die Altenpflege, in denen wirklich händeringend Auszubildende gesucht werden!“ Umso wichtiger sei es für Betriebe darüber nachzudenken, welche Alternativen es gibt, um Fachkräfte zu gewinnen.

„Gegen den Fachkräftemangel in einigen Branchen müssen wir alle etwas tun und flexibel sein“, fordert daher Volker Kirchen, Einrichtungsleiter im Haus Burgblick an der Saar. „In unserer Pflegeeinrichtung kommen wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern etwa in Sachen Arbeitszeitmanagement entgegen, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern“. Ein Ansatz, von dem auch Frau Tendeng profitierte.

2015 hatte ihr alter Arbeitgeber im Einzelhandel sie nach der zweiten Elternzeit nicht weiterbeschäftigt. Sie erhielt damals die Möglichkeit, eine Weiterbildung zur Betreuungskraft im Haus Burgblick zu absolvieren. Dabei wurde jedoch schnell klar, dass auch eine grundlegende Ausbildung für sie in Frage käme. „Wir haben schnell erkannt, dass Frau Tendeng das Potential hat, eine Ausbildung im Bereich der Altenpflege zu absolvieren“, erinnert sich Herr Kirchen. „Daher haben wir uns an die Agentur für Arbeit gewandt und erfragt, welche Möglichkeiten es gibt, ihr diese Möglichkeit zu bieten. Ein normales Ausbildungsverhältnis einzugehen wäre für sie mit zwei Kindern finanziell nämlich nicht möglich gewesen.“

Frau Scheuer-Jungen von der Arbeitsagentur erklärt: „In Situationen wie dieser, wenn bislang ungelernte Arbeitnehmer bei ihrem Arbeitgeber eine Ausbildung absolvieren wollen, greift das WeGebAU-Programm.“ Die Abkürzung steht für Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen. „Hierbei unterstützen wir beide Seiten finanziell, etwa durch Lohnkostenzuschüsse an das Unternehmen oder durch Erstattung von entstehenden Kosten, etwa für Fahrten, Kinderbetreuung oder Schulbücher, an die Auszubildenden. Durch diese Unterstützung schaffen wir die Möglichkeit, benötigte Fachkräfte auszubilden.“

Frau Tendeng profitiert enorm von dem Programm und dem Engagements des Arbeitgebers: „Im Sommer werde ich meinen Abschluss als Altenpflegehelferin haben. Im Anschluss will ich noch zwei Jahre dran hängen, um examinierte Altenpflegerin zu sein. Danach will ich auf jeden Fall hier im Haus bleiben – die Arbeit macht mir großen Spaß und ich fühle, dass ich hier gebraucht werde. Das bedeutet mir viel. Ich kann anderen Leuten in einer ähnlichen Situation nur raten, sich zu trauen den Schritt zu gehen und eine Ausbildung zu machen.“ Herr Kirchen wiederum freut sich darüber, einer guten Mitarbeiterin diese Chancen bieten zu können und sie so langfristig für die Einrichtung zu gewinnen. „An Geschichten wie dieser erkennt man, dass es möglich ist, Fachkräfte zu gewinnen, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen.“

Infokasten:

Nähere Informationen zum Programm WeGebAU erhalten interessierte Arbeitgeber unter:
Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Trier
Tel.: 0651/ 205-1222
E-Mail: [email protected]
Internet: www.arbeitsagentur.de/trier

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