Ländlicher Raum in RLP verliert Einwohner – Anzeichen für Gegentrend sichtbar

Auf dem Land schließen Läden, Jüngere ziehen weg - das gilt auch für Rheinland-Pfalz. Die Schrumpfung hat sich aber nach Angaben der Statistiker abgebremst.

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MAINZ. Die ländlichen Regionen in Rheinland-Pfalz haben innerhalb von zehn Jahren rund 42 000 Einwohner verloren. Das ist ein Rückgang in der Höhe der Einwohnerzahl von Pirmasens.

Von Ende 2006 bis Ende 2016 sank die Bevölkerung im ländlichen Raum von 1,22 Millionen auf 1,18 Millionen – dies geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine Große Anfrage der FDP-Fraktion hervor. Sie beruft sich auf fortgeschriebene Daten der Volkszählung 1987 und des Zensus 2011. Der Anteil der Bevölkerung im ländlichen Raum wird nach Einschätzung des Statistischen Landesamtes von 2020 bis 2030 weiter leicht abnehmen. Die Schrumpfung hat sich zuletzt aber verringert.

Die Altersgruppe der Kleinkinder ging zwischen 2005 und 2010 um 13,5 Prozent zurück, stieg aber zwischen 2011 und 2016 um 6,8 Prozent an. Bei Schulkindern (6 bis 14 Jahre) waren es erst minus 13,8 Prozent, dann noch 9,5 Prozent. Die Gruppe der Jugendlichen (15 bis 18 Jahre) ging zunächst um 13 Prozent zurück, dann um 7,1 Prozent. Die Zahl der jüngeren Erwachsenen (18 bis 44 Jahre) war im ersten Zeitraum um 11,4 Prozent, dann um 5,3 Prozent zurückgegangen. Anders bei älteren Erwachsenen (45 bis 65 Jahre): Das Wachstum verringerte sich von 12,3 Prozent auf 3,4 Prozent. Und die Altersgruppe der über 65-Jährigen wuchs zunächst um rund 0,5 Prozent, dann aber deutlich um 5,2 Prozent.

Innenminister Roger Lewentz (SPD) sieht schon erste Anzeichen für einen Gegentrend. «Ich glaube, unsere Dörfer haben eine gute Zukunft», sagte Lewentz der Deutschen Presse-Agentur. «Wir spüren jetzt schon wieder, dass es erste Trends gibt zurück aufs Land. Der Mietraum in den Städten ist nicht mehr bezahlbar, in Ballungsräumen herrschen Grundstückspreise, bei denen eine normale Familie nicht mehr bauen kann.» Er betonte: «Wir kümmern uns in Rheinland-Pfalz intensiv um den ländlichen Raum und sind weit davon entfernt, irgendwelche Teilregionen aufzugeben.»

Der Minister verwies als Beispiel auf Städtebaumittel von rund 85 Millionen Euro im Jahr, von denen das Land zwei Drittel und der Bund ein Drittel gibt, die gezielt auch kleineren Städten zugute kommen sollen. «Wir wollen die kleinen Zentren stark halten, damit die Leute aus den Nachbardörfern dort den Arzt, die Apotheke, die Einkaufsmöglichkeiten haben.» Außerdem fördere die Landesregierung generationsübergreifende Zukunftsprojekte, aber auch wichtige Infrastruktur wie den Breitbandausbau.

Die CDU-Opposition befürchtet dagegen, dass die ländlichen Regionen auf längere Sicht abgehängt werden könnten. «Bis 2022 geht die Hälfte der Vertragsärzte in Ruhestand, ein Konzept der Landesregierung zur Sicherung der Ärzteversorgung fehlt», sagte CDU-Fraktionschef Christian Baldauf. «Den Ausbau des schnellen Internets hat sie verschlafen.» Er fordert ein Zukunftskonzept für das ländlich geprägte Rheinland-Pfalz. Darin sollten Schulen, Kitas, Polizei und Ärzte sowie schnelle Kommunikationstechnologien für Bürger und Wirtschaft in den Blick genommen werden.

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