Studierende präsentieren Konzepte zum Einsatz digitaler Medien in der Schule

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Schule digital: Eine Kamera und ein Bildschirm helfen der sehbeeinträchtigten Natalia (links) beim Lesen.

TRIER. Religionsunterricht – das verbinden nicht nur Erwachsene mit Psalmen, die auswendig gelernt werden müssen. Wie wäre es zur Abwechslung mit einem Besuch in der Kirche? Die Ankündigung löst bei den meisten Jungen und Mädchen keine Begeisterung aus. Und wenn sie dabei ihr Handy benutzen dürfen? Katharina Düntzer und Mary Addaikalamuttu haben es ausprobiert. Was dabei herausgekommen ist, präsentierten die beiden Lehramtsstudentinnen beim Aktionstag „Schulentwicklung jetzt“ an der Universität Trier.

Unter der Leitung von Bildungswissenschaftlerin Laura Simonis hatten sich Masterstudierende ein Semester lang Gedanken gemacht, wie sich Smartphones, Tablets & Co. sinnvoll und gewinnbringend im Unterricht einsetzen lassen. „Die Schulen sind zum Teil schon sehr gut ausgestattet mit digitalen Medien, aber es fehlt an Personal, das damit umgehen kann und sie richtig einzusetzen weiß“, erklärt Simonis, die gerade erst mit dem Preis für Digitale Lehre der Universität Trier ausgezeichnet wurde. „Meine Seminare sollen die angehenden Lehrkräfte befähigen, Probleme im Unterricht zu erkennen, selber lösen zu können und dazu Konzepte zu schreiben. Unsere Aufgabe als Universität ist es, aktiv Schulentwicklung zu betreiben.“
Zur Präsentation der Konzepte waren Lehrerinnen und Lehrer, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler an die Universität eingeladen. Anhand von Postern, Videos und Unterrichtssimulationen diskutierten die Studierenden mit ihren Gästen darüber, wie sich Tablets beim Besuch einer Kirche oder eines Tierparks einsetzen lassen, was internetbasierte Lernplattformen leisten können oder wie digitale Medien Inklusion fördern.

„Die Kids sind uns da immer einen Tick voraus“, so der Eindruck von Mary Addaikalamuttu. „Wer heute gut unterrichten will, muss die Schülerinnen und Schüler in ihrem Alltag abholen, also auch ihre Medien nutzen.“ Mit diesen Gedanken im Hinterkopf überlegte sich die Theologiestudentin gemeinsam mit ihrer Kommilitonin, wie Kinder mithilfe digitaler Medien die Kirche als einen lebendigen Ort erfahren können: In kleinen Gruppen sollen sie Gemälde, das Taufbecken oder Inschriften entdecken, auf denen die Studentinnen QR-Codes angebracht haben. Diese scannen sie mit Smartphone oder Tablet und gelangen so zur jeweiligen Aufgabe, erhalten weitere Informationen über die Objekte, können sie fotografieren, kleine Filme machen und eigene Erkenntnisse notieren.

Wieder zurück in der Schule, kann die Klasse das Material auf dem interaktiven Whiteboard aufbereiten und damit weiterarbeiten. „Ich muss nichts kopieren, keine Blätter einsammeln – digitale Medien im Unterricht sparen auch viel Zeit“, ist Katharina Düntzer überzeugt.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgen die Biologiestudentinnen Sara Junglas und Christine Claes mit ihrem Unterrichtskonzept im Greifvogelpark in Saarburg. Die Kinder sollen sich vorab über die Schulrechner Videos, Fotos und Texte auf den Internetseiten des Parks ansehen und sich einen Vogel raussuchen, den sie am Tag des Ausflugs beobachten, fotografieren und filmen. Aus den Aufnahmen entstehen am Rechner im Klassenzimmer Poster oder Flyer. Darauf bringen die Schüler QR-Codes an, die sie selbst generieren lernen und können so zu ihren Filmen auf Youtube verlinken.

„Es freut mich zu sehen, dass sich die Ausbildung der Lehrkräfte zunehmend an die Realität anpasst“, sagt Birgit Scharp, stellvertretende Landeselternsprecherin, die der Einladung der Universität gerne gefolgt ist. Bei der Gelegenheit lernt sie auch gleich das Lehr-Lern-Labor PhiLab kennen, das erst vor wenigen Wochen eröffnet hat und erfährt, was die in Schulen vorhandene, aber nur in Teilen genutzte Lernplattform „Moodle“ alles zu bieten hat.

Welche Vorteile digitale Medien im Unterricht haben, zeigt sich sehr anschaulich auch am Stand der Trierer Nelson-Mandela-Realschule Plus: Lehrerin Kerstin Hopp führt gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern vor, wie Kinder mit besonderem Förderbedarf von interaktiven Büchern, Landkarten oder Bildschirmen profitieren. Henning kann nicht lesen, aber er erkennt zum Beispiel Farben oder Formen. Mit einem dicken Stift tippt er in einem Buch auf ein Wort und bekommt es von dem Stift, der eher ein kleiner Computer ist, vorgelesen.

Die Nelson-Mandela-Schule steht schon lange in engem Austausch mit der Universität Trier und hier insbesondere mit der Kontaktstelle Inklusion, die sich beim Aktionstag ebenso präsentiert wie das Pädagogische Landesinstitut, welches die Lehramtsstudierenden bei der Entwicklung neuer Unterrichtsmethoden unterstützt. Die Koordinierungsstelle E-Learning an der Universität Trier stellt neue Zusatzzertifikate vor, darunter „Lernen und Lehren in der digitalen Gesellschaft.“ Hier üben Lehramtsstudierende nicht nur, wie ein interaktives Whiteboard funktioniert, sondern erfahren zum Beispiel auch, welche rechtlichen Aspekte sie bei der Nutzung von Materialien aus dem Internet beachten müssen.

Laura Simonis resümiert: „Unser Aktionstag zeigt einmal mehr, dass es bereits einige, teilweise vielleicht noch kleine Ansätze zur Digitalisierung des Schulunterrichts gibt. Diese gilt es noch stärker zu bündeln und die Akteure miteinander in Kontakt zu bringen und zu vernetzen, so wie wir das mit dem neuen PhiLab, mit unseren Schülerprojekten und mit den Laborgesprächen tun.“
Gelegenheit zum Austausch bietet demnächst auch die Tagung „Digitale Transformation in der Hochschulbildung“, die am 20. Februar an der Universität Trier stattfindet.

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