Leben retten macht Schule – „Hand aufs Herz – Trier rettet Leben“

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Die waren richtig bei der Sache, attestierten die Referenten Laura Hauptmann, Dr. Frank Werle, Tobias Hauptmann und Günther Ahnen den Schülern der drei neunten Klassen des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums. Foto: Brüderkrankenhaus Trier

TRIER. Leben retten will gelernt sein. Im Rahmen der Aktion „Hand aufs Herz – Trier rettet Leben“, die 2016 von Anästhesisten und Kardiologen des Trierer Brüderkrankenhauses gestartet wurde, brachten Mediziner und Berufsfeuerwehr jetzt rund 80 Neuntklässlern des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums das Thema Reanimation näher. Die waren begeistert vom ebenso ungewohnten wie anschaulichen Unterricht.

„Wie viel Kraft man fürs Drücken braucht“, wundert sich Caroline Kröner. Unter fachkundiger Anleitung üben die 15-Jährige und ihre Mitschüler die Herzdruckmassage. 30 Mal muss Caroline Kröner die Puppe drücken – auf dass die Pumpe wieder schlägt. Das Tempo: 100 Einheiten pro Minute. Das geht in die Arme, strengt an. Aber der Schülerin macht es auch Spaß. Kurze Pause, weiter geht’s.

Es geht reihum an diesem Morgen in der Klasse 9a des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums. Ein besonderer Unterricht steht auf dem Stundenplan: Leben retten. Drei Mediziner und ein Lehrrettungsassistent der Berufsfeuerwehr Trier sind gekommen, um in das Thema einzuführen. Der Einsatz im FWG ist Teil der Kampagne „Hand aufs Herz – Trier rettet Leben“, die 2016 von Experten der Abteilungen für Innere Medizin III / Kardiologie sowie Anästhesie und Intensivmedizin des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Trier initiiert wurde.

Für die Anästhesisten Tobias Hauptmann und Laura Hauptmann vom Brüderkrankenhaus, den in einer allgemeinärztlichen Praxis tätigen Arzt Dr. Frank Werle und Rettungsassistent Günther Ahnen von der Berufsfeuerswehr Trier ist der Einsatz eine Art Pilotversuch: Mit ihrem Angebot wollen sie nicht nur Schule machen, sondern auch in Schulen gehen. Schließlich zeigen Erfahrungen aus Skandinavien: Je früher Menschen in Sachen Reanimation geschult werden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie im Ernstfall auch helfen.

Weil dem so ist, war Werle schon wiederholt im FWG, um über Maßnahmen der Lebensrettung zu berichten. „Im Team konnten wir jetzt noch viel intensiver mit den Schülern üben“, freut er sich über die Unterstützung seiner Kollegen. Laura Hauptmann war beeindruckt, „wie konzentriert und motiviert die Schüler mitgemacht haben.“ Und Ahnen lobt: „Ich weiß noch, wie ich in dem Alter drauf war. Aber die Jungen und Mädchen waren richtig bei der Sache.“ Eine Frage, die immer wieder gestellt wurde: „Kann ich was falsch machen?“ Einhellige Antwort der Experten: „Falsch macht, wer nichts macht.“

Das Mindeste sollte sein, nach dem Absetzen des Notrufes sofort mit der Herzdruckmassage zu beginnen und diese so lange durchzuführen, bis der Rettungsdienst eintrifft. „Schon nach drei bis fünf Minuten ohne Blutfluss stirbt das Gehirn, bis dahin ist auch in Trier kein Rettungsdienst vor Ort“, erklärt Laura Hauptmann. Die effektive Durchführung der Wiederbelebungsmaßnahmen sei sehr einfach, eine sofortige Herzdruckmassage steigere die Überlebenschance um das Drei- bis Vierfache, ergänzt sie.

Ansprechend sei der Unterricht gewesen, sagt Caroline Kröner: „Die haben das gut verständlich erklärt.“ Die Referenten hatten auch einiges aufgeboten: Neben Flyern und Plakaten setzten sie Puppen und Masken ein, und auch die Funktionsweise eines Defibrillators wurde erklärt. Rund 80 Neuntklässler wurden so im Laufe eines Vormittags geschult, und geht es nach Schulleiterin Bärbel Brucherseifer und Biologie-Fachkonferenzleiterin Dr. Annette Thomas, darf das Team von „Hand aufs Herz“ gerne wieder im FWG vorbeischauen.Tobias Hauptmann kündigt an, ein Konzept auszuarbeiten, in welchem Rahmen „Hand aufs Herz“ auch an anderen Schulen angeboten werden kann.

An Bedarf mangelt es jedenfalls nicht, erleiden in einer Stadt von der Größenordnung Triers doch jedes Jahr rund 100 Menschen einen plötzlichen Herzstillstand. Doch während hierzulande Laien nur in 15 bis 25 Prozent der Fälle vor Eintreffen des Rettungsdienstes mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen, sind es in Schweden und Norwegen bis zu 70 Prozent. Eine Erklärung: Im Norden ist Reanimation längst Teil der Lehrpläne.

Durch die Vermittlung von Wissen Hemmungen abbauen, ist das Ziel der Initiatoren von „Hand aufs Herz“. Im FWG scheint das Konzept aufgegangen: „Vorher hätte ich nicht gewusst, was ich tun soll, jetzt würde ich helfen“, sagt Caroline Kröner.

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