Schuldengrab Theater – Auf die 2,6 Millionen Miese noch mal 60.000 Euro draufgelegt

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TRIER. Das jüngst bekanntgewordene Defizit beim Theater in Höhe von 2,3 Millionen Euro für 2016 ist um weitere 60.000 Euro gestiegen. Dies sagte Verwaltungsdirektor Herbert Müller, der die Bücher des Theaters prüft, in der Sitzung des Kulturausschusses. Kulturdezernent Thomas Egger lehnte einen Rücktritt ab, hält eine Trennung von Intendant Sibelius jedoch für „unausweichlich“.

Damit folgte Egger einer Einschätzung, die OB Wolfram Leibe schon zu Beginn der vergangenen Woche vertreten hatte. Er forderte dazu auf, Verantwortung für die nicht hinnehmbaren Missstände am Trierer Theater zu übernehmen. Die politische Verantwortung übernehme er, sagte Egger zu Beginn der Ausschusssitzung, für einen Rücktritt sehe er aber keine Veranlassung. Anstelle seines Vertrauens in die Theaterleitung wäre eine bessere Kontrolle wohl wichtiger gewesen, doch sehe er als gewählter Dezernent seine Aufgabe darin, „den Karren aus dem Dreck zu ziehen“ und an einer neuen Zukunftsperspektive für das Trierer Theater mitzuwirken.

Das Millionenloch am Theater entstand vor allem durch vom Intendanten engagierte Gäste, wodurch zusätzliche Personalkosten entstanden. Auch sei der Einsatz von Statisten und Chören nicht ausreichend kalkuliert worden, erläuterte der seit 1. Oktober eingesetzte Verwaltungsdirektor. Hinzu kamen Sondervergütungen für festangestellte Künstler und Kosten, die aus Kooperationsvereinbarungen entstanden sind sowie durch Aufführungen in externen Spielstätten. Die Ausführungen von Müller machten deutlich, dass die Planungen am Theater ohne Kontrolle und Überblick vonstatten gingen. Wohl auch, weil die Buchungssoftware unpassend sei. Eine weitere Erhöhung des Defizits sei nicht ausgeschlossen, sagte Egger, der den Intendanten um eine Stellungnahme gebeten hat. Dieser ist jedoch seit Wochen krank und seine Kooperation basiere daher derzeit auf Freiwilligkeit. Unabhängig von Sibelius‘ Stellungnahme hält Egger eine Trennung von dem Intendanten für „unausweichlich“: „Ich glaube, ein Neustart ist nötig. So macht es keinen Sinn mehr. Herr Sibelius hätte keine Chance, in entspannter Atmosphäre weiterzuarbeiten. Wir müssen einen Strich ziehen.“ Wie dieser aussehen könne, sei noch offen und werde aktuell geprüft.

Verwaltungsdirektor Müller prüft nun, wie 2017 am Theater Geld eingespart werden kann. „In Zusammenarbeit mit den Spartenleitern schauen wir, ob Produktionen billiger werden, gestrichen oder geschoben werden können“, informierte er. Wichtig sei, betroffene Theatermitarbeiter, beispielsweise aus den Bereichen Kostüm oder Technik miteinzubeziehen. Dies sei unter der Führung von Sibelius so nicht gelaufen. „Die enormen Technikkosten bei ‚Jesus Christ Superstar‘ wären möglicherweise nicht entstanden, wenn auf maßgebliche Mitarbeiter gehört worden wäre“, sagte Müller. Auch bei der Zusammenarbeit mit den Spartenleitern habe es gehakt. Egger ergänzte: „Ich habe erst jetzt erfahren, dass die Spartenleiter in die Endkalkulation ihrer Produktion nicht mehr eingebunden waren. Ich bin von einem funktionierenden Zusammenspiel ausgegangen, sonst hätte ich möglicherweise auch anders nachgehakt.“

Die Mitglieder des Kulturausschusses brachten in ihren Statements ihre Fassungslosigkeit über das Missmanagement am Theater zum Ausdruck und sprachen von „Desaster“ und „Chaos“.

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9 Kommentare

  1. Mit den Zuschüssen fürs Theater der letzten 5 Jahre, hätte man eine neue Eishalle ein neues Stadion sowie alle Straßen Triers sanieren können! Schon sehr teuer das Vergnügen einiger weniger Theaterbesucher!!!! Aber ist halt die „Elite“ der Stadt! Warum sollte man auch etwas für die Freuden des“ kleinen Mannes“ tun?

  2. In den Spielzeiten vor Sibelius kamen pro Jahr rund 100000 bis 120000 Zuschauer in’s Theater; „einige wenige“ sind das keineswegs. Meiner Meinung nach ist das Programm so vielseitig (Schauspiel, Ballett, Konzerte, Opern, Musicals, Kinderkonzerte usw.), daß wirklich jeder etwas für ihn Passendes finden kann. Bei den (im Vergleich zu Luxembourg) unglaublich günstigen Ticket-Preisen kann sich das auch jede Familie leisten. Wir können nicht alle ein, zwei Monate zu fünft in die Luxembourger Philharmonie und dann über 300 Euro für normale Karten zahlen. Die Stadt Trier/das Theater Trier ermöglicht somit allen (nicht nur einer „Elite“) den regelmäßigen Theater- bzw. Konzertbesuch. Bravo!

    • Dann sparen Sie halt länger für die Fahrt und den Eintritt. Das müssen andere auch machen, die zu nicht subventionierten Veranstaltungen gehen und fahren. Ist ihre Kultur mehr wert? Ist ihre Kultur besser? Zahlen Sie das für Ihre Kultur, was es kostet ohne die Subventionen der Allgemeinheit. Mein Rockkonzert kostet mich 150 Euro und das ist es mir wert!

    • 100000 bis120000 geteilt durch schätzungsweise 10 Besuche im Jahr, ergibt ca 10000 bis 12000 Besucher !!!!! Davon kommen dann noch mehr als die Hälfte aus den umliegenden „Dörfern“. Soviel Zuschauer hat die Eintracht bei einem Pokalspiel, ohne Millionen-Subventionen!!!!

      • Ja die Verhältnismäßigkeit stimmt einfach nicht mehr! Weiterhin diese Unsummen für angebliche Kultur auszugeben, ist absolut verantwortungslos!

  3. Nur 5 % der hiesigen Bürger besuchen das Theater Trier. Der steuerlich Aufwand für diese geringe Besucheranzahl ist viel zu groß.
    Ein verantwortlicher Unternehmer prüft den Standort und regelmäßig die Nachfrage.
    Der Standort Theater Trier ist nicht mehr konkurrenzfähig und mit wachsenden Besucherzahlen ist auf lange Sicht nicht mehr zu rechnen. Auch Top Programmangebote ändern nichts an der Situation. KLARTEXT, das Theater hat keine Zukunft mehr. Mit dem Vetter von Dingsda und My fair Lady sowie einem Gläschen Prosecco in der Pause bekommt man keine Besucher mehr ins Theater gelockt. Der Verbraucher erwartet zwischenzeitlich, das man auf seine Bedürfnisse im kulturellen Bereich reagiert. Dazu in der Lage sind Unternehmer, leider keine Politiker. Letztere haben zukunftsträchtige Entscheidungen verschlafen. Selbst „Theaterfachleute“ wie Herr Sibelius können das Ruder nicht mehr herumreißen.
    Der an Kunst interessierte Bürger ist heute nicht mehr auf ein altbackenes Theater angewiesen.
    Er reist in die Metropolen und vergnügt sich bei Musicals wie König der Löwen, Starlight Express,Hair, Phantom der Oper,u.a. Open Air Konzerte, oder er besucht die ‚VIP Loungen“ von Bayern München/ Borussia Dortmund.
    Man sollte die Forderung des Steuerzahlerbundes prüfen und sich überlegen ob man jedes Besucherticket
    mit mindestens 200 € subventioniert, oder ob man den hohen steuerlichen Aufwand in einer Stadt die immerhin 700 Millionen € Schulden hat, in notwendige Projekte einbringt.

  4. Überall, zum Bsp. bei Schulen kita’s,Straßen, sozialem Wohnungsbau, Sanierung der städt. Wohnungen,Sportplatzbau in den Stadtteilen, etc. sparen, aber ein Theater für Unsummen sanieren und anschließend nochmal jährlich mit ca 6 Millionen subventionieren, kann man doch keinem normal denkenden Menschen mehr vermitteln! Habt endlich Mut und beendet dieses unsägliche Geldvernichten auf kosten der jetzigen und nachfolgenden Generationen!

  5. Die 60.000,00 sind wohl als Ablenkungsmanöver gedacht, damit sollen die 2,3 Mio scheinbar verniedlicht werden.

    Ich höre 2,7 Mio – Wer bietet mehr?

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