Arbeitsmarktbericht: Wintereinbruch – Arbeitslosenquote steigt

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Symbolfoto

TRIER. Ein paar kalte Wochen mit Minustemperaturen und der Arbeitsmarkt „friert“ ein. Auf dem Bau kann nicht gearbeitet werden und in der Gastronomie ist Winterschlaf angesagt. Mitarbeiter aus diesen Branchen verlieren ihre Jobs. So ist es auch in der Region Trier in den ersten Wochen des Jahres geschehen. Die Arbeitslosigkeit ist von Dezember auf Januar um 1.810 Personen auf 12.761 jobsuchende Menschen angestiegen. Und die Arbeitslosenquote kletterte von 3,9 auf 4,5 Prozent. Knapp 100 Personen mehr als ein Jahr zuvor sind derzeit arbeitslos.

Für Heribert Wilhelmi, Chef der Trierer Agentur für Arbeit, ist dieses Phänomen keineswegs neu oder überraschend. „Der Januar ist der klassische Monat, in dem die Winterarbeitslosigkeit zuschlägt“, erklärt er. Dennoch fällt sie in diesem Jahr besonders deutlich aus. Der Grund: „Bisher hatten wir einen sehr milden Winter, der eher von frühlingshaften Tempera-turen statt von Schnee und Eis geprägt war. Das hat dafür gesorgt, dass einige witterungs-abhänge Betriebe Mitarbeiter länger beschäftigten als in den letzten Jahren und erst im Januar tatsächlich freisetzten.“

Ein genauer Blick in die Statistik zeigt: Winterarbeitslosigkeit ist vor allem „männlich“. 66 Prozent des Anstiegs geht auf das Konto der Männer. Sie sind häufig in den saisonabhängigen Berufen tätig und leiden dementsprechend besonders unter dem Wintereinbruch. Frauen droht in erster Linie dann ein Jobverlust, wenn sie in der Gastronomie arbeiten. Aktuelle Zahlen bestätigen das: Im letzten Monat haben 367 Menschen aus der Baubranche ihren Job verloren, hinzukommen 422 aus der Gastronomie. Ein starker Zuwachs ist auch aus dem Einzelhandel mit 191 zusätzlichen arbeitslosen Menschen zu verzeichnen.

Trotz der aktuellen Eintrübung auf dem regionalen Arbeitsmarkt blickt Wilhelmi optimistisch in die Zukunft. Denn abgesehen von den witterungsabhängigen Branchen zeigen sich die Unternehmen unbeeindruckt vom Wintereinbruch und melden weiterhin freie Arbeitsplätze: „Alleine in den letzten vier Wochen konnte der Arbeitgeber-Service über 1.000 neue Stellenangebote entgegennehmen. Das sind 170 Ausschreibungen mehr als im Januar 2015 und beweist, dass der Personalbedarf ungebrochen hoch ist. Deshalb ist es mir ein besonderes Anliegen, unsere regionalen Arbeitgeber bei der Mitarbeitersuche kompetent zu unterstützen und auch alternative Wege der Personalrekrutierung und -entwicklung aufzuzeigen“, so Wilhelmi.

Unter dem Stichwort „alternative Wege der Personalgewinnung“ richtet der Leiter der Ar-beitsagentur insbesondere den Fokus auf die Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt oft das Nachsehen haben. „Schwerbehinderte Jobsuchende sind im Vergleich zu allen Arbeitslosen besser qualifiziert. Dennoch bleiben sie im Schnitt länger arbeitslos“, sagt Wilhelmi. In einigen Betrieben gebe es immer noch Vorbehalte gegen die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung. „Dabei bringen behinderte Mitarbeiter die gleiche Arbeitsleistung wie andere Beschäftigte. Und falls sich ein Handicap doch mal auf den Arbeitsplatz auswirken sollte, gibt es zahlreiche Unterstützungsmöglichkeiten der Arbeitsagentur um das auszugleichen“, ermutigt Wilhelmi Arbeitgeber, schwerbehinderte Menschen verstärkt einzustellen.

Aktuell sind im Bezirk der Agentur für Arbeit Trier 871 schwerbehinderte Menschen ohne Job. 565 (65 Prozent) sind älter als 50 Jahre und 364 (42 Prozent) suchen bereits länger als ein Jahr nach einer neuen Stelle. Insgesamt hat die Anzahl schwerbehinderter arbeitsloser Menschen in den letzten Jahren tendenziell zugenommen. Nichtsdestotrotz profitieren aber auch die Schwerbehinderten vom Beschäftigungszuwachs und saisonalen Schüben auf dem Arbeitsmarkt – wenn auch nicht so stark wie andere Personengruppen. Rund 64 Prozent der arbeitslosen Schwerbehinderten sind Fachkräfte oder verfügen über ein noch hö-heres Qualifikationsniveau (Meister, Techniker oder Akademiker). Unter allen Arbeitslosen besitzen im Durchschnitt lediglich circa 55 Prozent eine Berufsausbildung oder einen aka-demischen Abschluss.

Die Arbeitsmarktzahlen im Detail

In der Region Trier waren im Januar 12.761 Menschen arbeitslos gemeldet, 1.810 mehr als im Dezember und 97 mehr als im Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote ist im Vergleich zum Vormonat um 0,6 Prozentpunkte auf 4,5 Prozent gestiegen. Sie liegt damit auf dem Niveau des Vorjahres.

In den letzten vier Wochen mussten sich 4.445 Frauen und Männer neu oder erneut arbeits-los melden. Im Vergleich zum Vormonat sind das 1.419 Personen mehr. Obwohl sich zwar viele Menschen arbeitslos melden mussten, haben jedoch mehr Arbeitssuchende im Ver-gleich zum Vormonat einen neuen Job gefunden. 2.607 Frauen und Männer haben in den letzten vier Wochen wieder einen Weg aus der Arbeitslosigkeit gefunden, 115 mehr als im Dezember. Auch im Vergleich zum Vorjahr konnten 52 Personen mehr ihre Arbeitslosigkeit beenden. Diese Zahlen belegen, dass der regionale Arbeitsmarkt trotz gestiegener saisona-ler Winterarbeitslosigkeit gut aufgestellt ist und arbeitslose Menschen aussichtsreiche Chancen auf einen Job haben.

Insgesamt 1.064 freie Arbeitsstellen wurden dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit und der Jobcenter im Januar gemeldet, 170 Stellen mehr als im Januar 2015. Aktuell gibt es 3.685 freie Jobangebote. Das sind fast 650 Stellen mehr als ein Jahr zuvor.

Aktuell sind 7.174 Männer und 5.587 Frauen in der Region arbeitslos, darunter 1.330 Jün-gere bis 24 Jahre, 4.504 Ältere der Generation 50plus und 2.847 Ausländer. Im Vergleich zum Vorjahr und Vormonat ist die Arbeitslosigkeit unter den Ausländern mit jeweils rund 25 Prozent am stärksten gestiegen. Aktuell haben 16 Prozent aller Arbeitslosen keine deutsche Staatsangehörigkeit.

Blick in die einzelnen Regionen

Stadt Trier
Der Wintereinbruch auf dem Arbeitsmarkt ist auch in der Stadt Trier deutlich spürbar. 3.524 Männer und Frauen sind in der Römerstadt auf Jobsuche. Das sind 435 mehr als im Vormonat und 227 mehr als im Januar 2015. Die Arbeitslosenquote steigt im Vergleich zum Vormonat um 0,8 Prozentpunkte auf 6,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr hat sie um 0,3 Prozentpunkte zugenommen. Alle Personengruppen – egal ob Männer, Frauen, Jüngere, Ältere oder Ausländer – leiden unter dem Anstieg der Arbeitslosigkeit. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Zuwachs an Jobsuchenden unter den Männern und den Ausländern am stärksten. 152 Männer mehr als im Januar 2015 und 151 Ausländer mehr sind derzeit arbeitslos gemeldet.

Im Januar haben sich insgesamt 1.201 Personen neu oder erneut arbeitslos gemeldet. Im gleichen Zeitraum konnten 752 Triererinnen und Trierer ihre Arbeitslosigkeit beenden. Aktuell werden 1.469 der arbeitslosen Menschen von der Agentur für Arbeit betreut, 2.055 vom Jobcenter in der Stadt Trier.

Landkreis Bernkastel-Wittlich
Der Landkreis Bernkastel-Wittlich ist die Gebietskörperschaft in der Region Trier, in der der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Verhältnis am höchsten ausgefallen ist. Die Arbeitslosenquote ist im Vergleich zum Dezember um 0,9 Prozentpunkte angestiegen und liegt nun bei 4,7 Prozent. 2.911 Menschen, 591 mehr als im Vormonat und 94 mehr als vor einem Jahr sind aktuell ohne Job. Ein möglicher Grund: Insbesondere in der Gastronomiehochburg an der Mosel, rund um Bernkastel-Kues, befinden sich zahlreiche Saisonbetriebe, die über Winter schließen und ihr Personal entlassen. Diese Frauen und Männer beziehen so lange Arbeitslosengeld, bis sie im Frühjahr wieder von ihrem Arbeitgeber angeheuert werden.

In den vergangenen vier Wochen meldeten sich 1.166 Menschen neu oder erneut arbeitslos. Im Vergleich zum Vormonat sind das 489 Personen mehr. Gleichzeitig konnten mit 570 Personen auch 55 Menschen mehr als im Dezember ihre Arbeitslosigkeit beenden. Unter den aktuell 1.545 arbeitslosen Männern und 1.366 arbeitslosen Frauen befinden sich 296 unter 25-Jährige, 1.085 über 50-Jährige und 532 Ausländer.

Eifelkreis Bitburg-Prüm
Der Eifelkreis Bitburg-Prüm stellt sich dem saisonbedingten Einbruch auf dem Arbeitsmarkt entgegen. Zwar ist auch hier die Arbeitslosigkeit von Dezember auf Januar leicht angestiegen – nämlich von drei auf 3,5 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr ist sie jedoch sogar um 0,2 Prozentpunkte gesunken. Dabei ist besonders erfreulich, dass fast alle Personengruppen – egal ob Männer, Jüngere, Ältere oder Ausländer – von dem längerfristigen Abbau der Arbeitslosigkeit profitieren. Einzig unter den Frauen ist ein leichtes Plus an Arbeitslosen zu verzeichnen.
Unter dem leichten saisonbedingten Anstieg der Arbeitslosigkeit leiden vor allem Männer. 1.056 der 1.833 Arbeitslosen sind männlich. 209 sind jünger als 25 Jahre, 630 älter als 50, und 692 sind ausländischer Herkunft. 987 der 1.833 arbeitslosen Menschen werden von der Agentur für Arbeit betreut. 846 sind sogenannte Hartz-IV-Empfänger und werden vom Jobcenter bei der Arbeitssuche unterstützt.

Kreis Vulkaneifel
Auch in der Vulkaneifel ist ähnlich wie im Eifelkreis und im Landkreis Trier-Saarburg nur eine leichte winterliche Eintrübung auf dem Arbeitsmarkt spürbar. Mit 1.619 arbeitslosen Menschen sind 188 Personen mehr von Arbeitslosigkeit betroffen als im Dezember, aber 42 weniger als im Januar des vergangenen Jahres. Dementsprechend ist auch die Arbeitslosenquote im Vergleich zum Vormonat um 0,6 Prozentpunkte auf 4,9 Prozent nach oben geklettert. Im Vergleich zum Vorjahr ist sie um 0,2 Prozentpunkte gesunken.

Zwei Faktoren machen deutlich, dass der leichte Anstieg der Arbeitslosigkeit absolut sai-sonüblich ist. Erstens: Vor allem Männer, die in witterungsabhängigen Branchen wie auf dem Bau arbeiten, haben in den letzten vier Wochen ihren Job verloren. Zweitens: Die Arbeitslosigkeit schlägt überwiegend in der Arbeitslosenversicherung (SGB III) zu Buche, also dort, wo sich Menschen arbeitslos melden, die zuvor sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren und Anspruch auf Arbeitslosengeld haben. Hier kann saisonbedingt eher von einer kurzzeitigen Arbeitslosigkeit ausgegangen werden.
In den vergangenen vier Wochen meldeten sich insgesamt 524 Menschen bei Arbeitsagentur oder Jobcenter arbeitslos. 334 Männer und Frauen fanden im gleichen Zeitraum einen Weg aus der Arbeitslosigkeit.

Landkreis Trier-Saarburg
Auch der Landkreis Trier-Saarburg schneidet im Regionenvergleich innerhalb des Agenturbezirks Trier recht gut ab. Zwar ist auch hier ein leichter Anstieg der Winterarbeitslosigkeit auszumachen. Mit 2.874 Personen sind 316 Menschen mehr arbeitslos als im Dezember. Die Quote ist von 3,2 auf 3,6 Prozent gestiegen. Dennoch ist im Vergleich zum Vorjahr die Arbeitslosigkeit um 0,2 Prozentpunkte weiter gesunken. Das spricht für einen insgesamt stabilen und aufnahmefähigen Arbeitsmarkt.

Besonders erfreulich ist, dass im Vergleich zum Vorjahr nicht nur die kurzzeitige Arbeitslo-sigkeit, sondern auch die Langzeitarbeitslosigkeit zurückgegangen ist. 92 Menschen weni-ger als im Januar 2015 sind länger als ein Jahr auf Jobsuche.

Mit einem wachsamen Auge betrachten die Experten der Arbeitsagentur die Entwicklung unter den arbeitslosen Ausländern. Die Ausländer sind nämlich die einzige Personengruppe, bei der die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr gestiegen statt gefallen ist. Waren im Januar 2015 379 Menschen ohne deutschen Pass arbeitslos, so sind es heute 477. Ein Grund ist, dass sich nun verstärkt Flüchtlinge arbeitslos melden und die Unterstützung von Arbeitsagentur und Jobcenter für die Arbeits- oder Ausbildungsplatzsuche in Anspruch nehmen.
Insgesamt haben sich im Landkreis Trier-Saarburg in den letzten vier Wochen 862 Menschen neu oder erneut bei Arbeitsagentur oder Jobcenter gemeldet, 252 Personen mehr als im Dezember. Mit 539 Menschen konnten allerdings auch vier mehr als im Dezember ihre Arbeitslosigkeit beenden.

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